Keine Angst vor Nukliden

19.11.2015

Mit Eva Wirthgen-Beyer ist neben Andrea Teves nun eine zweite erfahrene Nuklearmedizinerin am DONAUISAR Klinikum Deggendorf tätig. Durch die Präsenz von zwei Fachärztinnen sei die nuklearmedizinische Versorgung in Deggendorf  durchgehend sichergestellt, so Chefarzt Dr. Clemens Rock. Bei einer Fortbildungsveranstaltung der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des DONAUISAR Klinikums Deggendorf hat er das Team der Nuklearmedizin und dessen Aufgabenspektrum vorgestellt.

Die Nuklearmedizin erlaube eine spezielle Art der Bildgebung, die es ermöglicht Funktionen bzw. Stoffwechselprozesse von vielen Organen zu erfassen und bildlich darzustellen, erläutert Dr. Rock. Dabei werde dem Patienten eine geringe Menge eines radioaktiven Stoffes, in der Regel durch eine intravenöse Injektion zugeführt. Diese radioaktiven Stoffe seien meistens mit einem spezifischen Arzneimittel gekoppelt, das auf Organe, Knochen oder Gewebe abziele. Im Mittelpunkt stünden Verfahren wie beispielsweise die Skelettszintigraphie, Herz- und Nierenszintigraphie und einige onkologische Spezialverfahren wie z.B. nuklearmedizinische Schmerztherapie beim metastasierten Prostatacarcinom oder die Szintigraphie des Wächterlymphknotens beim Mammacarcinom.

Als Referent des Abends war PD Dr. Johann Schönberger, Chefarzt des Instituts für Nuklearmedizin am Klinikum Weiden geladen. In seinem Vortrag über die diagnostischen Möglichkeiten in der Nuklearmedizin gab er einen Überblick über das nuklearmedizinische Spektrum und dessen Anwendung in der Diagnostik und bei der Therapie von speziellen Erkrankungen. Die Angst vor der radioaktiven Strahlung, welche im Rahmen der Nuklearmedizin eingesetzt werde, sei dabei unbegründet, so PD Dr. Johann Schönberger. Die Strahlenbelastung durch die verwendeten Nuklide sei gering und nicht größer als z.B. bei einer Computertomographie. Zudem würden diese so schnell zerfallen, dass bereits nach kurzer Zeit schon keine Radioaktivität mehr nachgewiesen werden könne.

Die häufigsten Anwendungsbereiche der Nuklearmedizin stellte er ausführlich dar. So könnten etwa mit Hilfe der Skelettszintigraphie bei unklaren Knochen- oder Gelenkschmerzen Aussagen über Frakturen, Knochenvitalität und veränderten Knochenstoffwechsel getroffen werden. Metastasen, Knochentumore oder auch gelockerte Gelenkprothesen würden dadurch erkannt. Die Nierenszintigraphie sei eine spezielle Untersuchung, mit Hilfe derer die seitengetrennte Funktion der Nieren und deren Ausscheidungsleistung beurteilt werden könne. So könnten Störungen der Nierenfunktion frühzeitig nachgewiesen werden, bevor sie im Rahmen von Laboruntersuchungen überhaupt auffallen würden. Die Myocardszintigraphie (Herzdiagnostik) ermöglicht darüber hinaus die Untersuchung der Durchblutung des Herzmuskels, sowohl in der Ruhefunktion als auch unter Belastung. Auswirkungen von Verengungen der Herzkranzgefäße auf die Durchblutung des Herzmuskels können so beurteilt werden. Dabei sei die Myocardszintigraphie im Vergleich zu anderen Untersuchungsverfahren eine schonende Untersuchungsmethode. Die Frage, ob eine nachgewiesene Engstelle im Herzmuskel zu einem Herzinfarkt führen könne, könne damit bereits frühzeitig eingeschätzt werden.

Die Untersuchung der Schilddrüse – der „Motor des Iod-Stoffwechsels“ -  ist eine weitere Domäne der  Nuklearmedizin. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland seien von einer Schilddrüsenerkrankung betroffen, die jedoch häufig unerkannt bleibe. Mit Hilfe nuklearmedizinischer Verfahren ließen sich heutzutage Schilddrüsenerkrankungen sehr gut erkennen und behandeln. So genannte „heiße“ und „kalte“ Knoten können durch eine Untersuchung entdeckt und differenziert werden. Dies liefere wichtige Erkenntnisse für die Entscheidung zur weiteren Therapie.

Sämtliche Untersuchungsverfahren, welche am DONAUISAR Klinikum Deggendorf angeboten werden, stehen durch die Anbindung an das MVZ am Klinikum auch ambulanten Patienten zur Verfügung. Es können alle nuklearmedizinische Verfahren einschließlich der kompletten Schilddrüsendiagnostik mit Sonographie, Szintigraphie und Feinnadelpunktion durchgeführt werden.

Bild (v.l.): Chefarzt Dr. Clemens Rock, Nuklearmedizinerinnen Andrea Teves und Eva Wirthgen-Beyer, PD Dr. Johann Schönberger