Wenn die Schulter schmerzt

05.10.2015

Egal ob Essen, Trinken, Duschen, Putzen oder Auto fahren – all diese Alltagsaktivitäten erfordern das Zutun der Schulter. Ein gesundes Gelenk ermöglicht ein hohes Maß an Beweglichkeit und steht im Zentrum der Funktion von Armen und Händen. Da Bewegungen in allen drei Ebenen und Achsen ausgeführt werden können, wird das Kugelgelenk zu einem sehr anfälligen und empfindlichen Körperteil. Chefarzt Dr. Kamran Dabidian informierte in einem sehr anschaulichen Vortrag über Diagnose und Therapie verschiedener Schultererkrankungen.

Zunächst erläuterte Dr. Dabidian ausführlich die Anatomie der Schulter und das komplexe Zusammenspiel aus Knochen, Muskeln, Schleimbeutel, Sehnen, Bändern und Gelenken, welche die Bewegung erst möglich machen. Im weiteren Teil standen häufige Schultererkrankungen und deren Behandlung im Mittelpunkt. Chefarzt Dabidian machte deutlich, dass die häufigsten Ursachen für Schmerzen in der Schulter Überlastungen und Verschleißerscheinungen sowie unfallbedingte Schäden seien. Die sogenannten „Überkopfsportarten“ wie etwa Schwimmen, Tennis oder Golf würden, wenn diese jahrelang betrieben werden, häufig Schmerzen in den Gelenken verursachen. Manche Schulterschmerzen haben jedoch keine externen Gründe, sondern treten altersbedingt beim Patienten auf und können phasenweise auch sehr unterschiedlich stark sein.

Grundsätzlich unterscheide man zwischen zwei Schmerztypen: Dem punktuellen „Fingerdeuteschmerz" und dem flächigen Schmerz. Deren nicht-operative (konservative) und operative Behandlung sind ein Schwerpunkt der Klinik für Konservative Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie am DONAUISAR Klinikum Landau.

„Wenn Schmerzen in der Schulter auftreten, werden zunächst umfangreiche Funktionstests durchgeführt. Diese geben uns in vielen Fällen die besten Hinweise darauf, woher ein Problem rührt“, erklärte der Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie. Für Schmerzen an der Schulter müsse diese nicht unbedingt selbst dafür verantwortlich sein. Auslöser kann beispielsweise auch eine Veränderung an der Halswirbelsäule sein.

In vielen Fällen könne mit den konservativen Maßnahmen der Physiotherapie oder Schmerzmitteln eine Reduzierung der Entzündung oder die Beseitigung von Muskelverspannungen herbeigeführt werden. Kühlung oder Wärmebehandlung, Ultraschall und Manuelle Lymphdrainage seien in vielen Fällen das Mittel der Wahl, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen. Kräftigungsübungen stünden hierbei genauso im Mittelpunkt der Therapie wie die Optimierung einer aufrechten Körperhaltung.

Eine Operation komme oft erst in Frage, wenn die Beschwerden nach sechs bis acht Wochen noch nicht besser geworden seien oder es sich um eine frische Verletzung durch einen Unfall handele. Hier könne mit einer OP oft schnell und sehr nachhaltig geholfen werden. Allerdings hänge das auch sehr stark an der Disziplin des Patienten: „Die Nachbehandlung und Heilung dauert oft bis zu einem halben Jahr. Entscheidend sei dabei, dass sich der Patient an sein individuelles Programm hält,“ so Dr. Dabidian. Dann sei eine erfolgreiche Behandlung und Beschwerdefreihaut auch bei älteren Patienten erreichbar. 

Anhand verschiedener, häufiger Krankheitsbilder erläuterte der Chefarzt, welche Therapien angemessen seien. Die „eingefrorene Schulter“ etwa komme und verschwinde im Wesentlichen von selber. Schmerzmittel können die Beschwerden jedoch deutlich mindern, im Einzelfall kann auch eine Mobilisation der Schulter in Narkose das Endergebnis positiv beeinflussen. Bei Schmerzen, die durch eine Arthrose des Brustbein-Schlüsselbeingelenks hervorgerufen werden, dürfe man nicht gleich operieren: „Mit Spritzen und Krankengymnastik ist hier viel zu erreichen!" Auch bei einer reinen Schleimbeutelentzündung sei eine Operation nicht angesagt. Bei Kalkablagerungen in der Schulter sei in manchen Fällen eine Beseitigung eine große Erleichterung für die Patienten. Harmlos, aber irritierend sei es, wenn eine Verklebung der Gleitschicht im Gelenk ein knarzendes Geräusch verursache. Woher diese sogenannte „Kalkschulter" komme, wisse man nicht; meist löse sich der in der Sehne festgesetzte Kalk von selber wieder auf, könne aber auch mit einem kleinen Eingriff entfernt werden. „Wenn die Knochen jedoch wie Mühlsteine aufeinander reiben, also bei einer starken Arthrose, kann am Ende der Behandlung ein künstlicher Gelenkersatz stehen.“ Hierfür stellte der Chefarzt verschiedene Verfahren vor.

Ein Patentrezept gebe es bei der Behandlung von Schulterschmerzen jedoch nicht. Nach ausführlicher Besprechung und Untersuchung wird hier für jeden Patienten das Behandlungskonzept eingeleitet, welches zu seinem individuellen Krankheitsbild passt.

Die Veranstaltung fand in der Reihe „Gesundheit im Dialog“ statt, die vom DONAUISAR Klinikum gemeinsam mit der AOK, der vhs, dem Förderverein des Klinikums und dem Klinikum selbst organisiert wird.