Klinikum mit Organspendepreis ausgezeichnet

13.07.2018

Gesundheitsministerin Huml zeichnet
DONAUISAR Klinikum Deggendorf mit Organspendepreis aus

Das DONAUISAR Klinikum Deggendorf ist in München zusammen mit zwei anderen Kliniken mit dem Bayerischen Organspendepreis ausgezeichnet worden. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte anlässlich der gemeinsamen Verleihung mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO): „Alle drei ausgezeichneten Kliniken haben im vergangenen Jahr die Organspende im Freistaat Bayern vorbildlich unterstützt. Das ist insbesondere der herausragenden Arbeit der Transplantationsbeauftragten zu verdanken.“ Federführend tätig sind am DONAUISAR Klinikum Chefarzt Dr. Axel Menzebach und Oberärztin Dr. Petra Schäffner.

Die Ministerin fügte hinzu: „Organspende erfordert aber auch die Unterstützung und Zusammenarbeit von Pflegern, Ärzten und Klinikleitung. Für dieses erfolgreiche Zusammenspiel stehen unsere diesjährigen Preisträger. Ich wünsche mir, dass viele Krankenhäuser diesen guten Beispielen folgen." Seit 2001 zeichnet das bayerische Gesundheitsministerium gemeinsam mit der DSO Krankenhäuser aus, die sich besonders um das Thema Organspende bemühen. Das DONAUISAR Klinikum hat bereits mehrfach eine Auszeichnung erhalten.

Dr. Petra Schäffner plädiert seit Jahren für den Organspendeausweis. „Der Ausweis ist ein erklärter Wille“, so die Ärztin. Hat jemand keinen Ausweis, so müssen die Ärzte erst die Angehörigen um Erlaubnis fragen, ehe sie Organe oder Gewebe entnehmen. Und das ist nicht nur für die Ärzte schwierig, sondern vor allem auch für die Verwandten. „Die haben ohnehin schon ihre Trauer zu bewältigen und dazu kommt dann noch die zusätzliche Belastung durch die enorme Verantwortung, über den Willen des Verstorbenen entscheiden zu müssen“, berichtet Dr. Schäffner aus ihrem Alltag auf der Intensivstation.

Zirka zwei Drittel der Gespräche, die sie mit Angehörigen darüber führt, verlaufen negativ: Die Verwandten lehnen ab. Dieser Trend blieb in den vergangenen 20 Jahren etwa gleich – trotz Skandale um die Vergabe von Spendenorganen. Schäffner führt für sich selbst eine Statistik – und die ergebe, dass weniger als zehn Prozent der Patienten einen Organspendeausweis besitzen. Viele Menschen befassen sich auch nicht mit dem Thema, oder ihnen mache die Vorstellung Angst, wie besorgte Kommentare auf der Infoseite der Organspende zeigen.

Was viele außerdem nicht wüssten: Faktoren wie Alter oder Erkrankungen, zum Beispiel Hepatitis C, HIV-Virus oder gewisse Tumore, seien nicht mehr unbedingt Ausschlusskriterien für eine mögliche Organspende. „Auch, wenn ein Mensch an Hepatitis C erkrankt ist, kann das Organ trotzdem für einen anderen Patienten mit der gleichen Erkrankung in Betracht kommen.“ Dr. Schäffner ist es ein Anliegen, den Ausweis auszufüllen oder zumindest mit dem eigenen Willen mit den Angehörigen zu besprechen: „Diese fünf Minuten sollte man sich nehmen.“

Mit Blick auf die aktuell niedrigen Organspenderzahlen in Deutschland warb die Ministerin für eine breite gesellschaftliche Debatte über das weitere Vorgehen. Huml unterstrich: „Wir haben in den vergangenen Jahren intensiv darüber informiert, dass Organspende Leben rettet. Aber bislang haben sich gerade einmal 36 Prozent der deutschen Bevölkerung für einen Organspendeausweis entschieden. Deshalb ist es an der Zeit, die bisherige Regelung auf den Prüfstand zu stellen und auch über die sogenannte Widerspruchslösung nachzudenken."

Bei der Widerspruchslösung ist grundsätzlich jeder Mensch im Todesfall automatisch Organspender - es sei denn, er hat dem zu Lebzeiten widersprochen. Sie gilt unter anderem in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien und Portugal. Dagegen sieht die aktuell geltende Rechtslage in Deutschland vor, dass Organe im Todesfall nur dann entnommen werden dürfen, wenn der Betroffene zu Lebzeiten dem ausdrücklich zugestimmt hat oder – sofern keine Erklärung des Verstorbenen vorliegt – die Angehörigen nachträglich dies als Willen des Verstorbenen angeben.

Huml erläuterte: „Niemand soll unter Druck gesetzt werden. Denn bei der Organspende handelt es sich um ein sensibles Thema, das Ängste auslösen kann. Aber auch die Widerspruchslösung ermöglicht es, dass jeder Mensch selbst über seine Position entscheidet."

Bei der Entwicklung der Organspenderzahl in Bayern ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Im 1. Halbjahr 2018 ist die Zahl der Organspender von 69 auf 65 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017 gesunken. Im gesamten Jahr 2017 gab es in Bayern 143 Organspender.


Foto: Dr.med. Dipl.-Biol. Thomas Breidenbach (DSO) (v.l.), Landrat Christian Bernreiter, Oberärztin Dr. Petra Schäffner, Staatsministerin Melanie Huml, Chefarzt Dr. Axel Menzebach sowie die pflegerischen Teamleitungen Barbara Hartmann und Julia Kufner. (Foto: Andreas Steeger)