Selbstbestimmt bis zum Lebensende

17.01.2018

Selbstbestimmt bis zum Lebensende
Chefarzt Dr. Kolbinger referiert zum Thema Patientenverfügung, Palliativmedizin und Geriatrie

Es kann ganz schnell gehen: Ein Unfall, ein Schlaganfall, eine schwere Erkrankung – plötzlich kann man sich nicht mehr äußern und seinen Willen nicht mehr kundtun. Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung bieten hier eine gute Möglichkeit, für solche Situationen rechtzeitig vorzusorgen und sein selbstbestimmtes Leben bis ans Ende sicher zu stellen. Doch viele Menschen haben Angst davor, sich schon in der Mitte des Lebens mit dem Tod und dem Sterben auseinander zu setzen.

Wie wichtig eine Patientenverfügung sein kann und wie die Umsetzung des Willens im Krankenhaus sichergestellt werden kann, darüber referierte Chefarzt Dr. Peter Kolbinger vom DONAUISAR Klinikum Landau. Der Chefarzt der Akutgeriatrie und der geriatrischen Tagesklinik ging zuerst auf die rechtlichen Grundlagen ein.

Jeder medizinische Eingriff bedürfe grundsätzlich der Einwilligung des Patienten. Wenn er diese nicht mehr selbst geben könne, dann sei das maßgeblich, was er vorher festgelegt habe. Dies könne in einer Patientenverfügung geschehen, aber auch über die Beauftragung einer Vertrauensperson mit einer Vorsorgevollmacht. Zusätzlich könne auch ein Betreuer im Voraus vorgeschlagen werden. Hier sprach sich Chefarzt Kolbinger für eine Kombination aller drei Möglichkeiten aus, wobei die Patientenverfügung möglichst konkret sein und bei einer akuten Erkrankung aktualisiert werden sollte. Besonders wichtig sei aber auch das Gespräch mit den Angehörigen über diese schwierigen Themen. Je genauer man sein Wünsche geäußert hat, umso leichter kann später im Sinne des Patienten gehandelt werden, wenn dieser – zum Beispiel wegen einer Demenz – die Entscheidung nicht mehr selbst treffen kann. Bei der Formulierung hilfreich sind zum Beispiel die Informationsmappen des Hospizvereins, vieler Gemeinden oder auch das Internet.

Um dem Willen des Patienten gerecht zu werden, biete das Krankenhaus neben der Organmedizin Möglichkeiten der Palliativmedizin und der Geriatrie (Altersmedizin). Diese werden auch am DONAUISAR Klinikum Landau und in Deggendorf angeboten. Spezialisierte Fachkräfte kümmern sich hier besonders um ältere, gebrechliche Patienten oder auch um Schwerstkranke und deren Bedürfnisse. Sowohl die Palliativmedizin als auch die Geriatrie verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl körperliche, soziale als auch psychologische Aspekte und die Angehörigen einbezieht. „Mit der Palliativmedizin können wir Patienten gerecht werden, die an einer unheilbaren Krankheit leiden. Mit der Geriatrie kümmern wir uns um Wiederherstellung von schwer kranken Patienten. Im Mittelpunkt steht auch bei unterschiedlichen Therapiezielen immer die Lebensqualität des Patienten“, so der Chefarzt.

Anhand von anonymisierten Fallbeispielen erläuterte Dr. Kolbinger die Entscheidungswege im Einzelfall. Soll einer dementen 92 Jahre alten Patientin noch eine Magensonde gelegt werden, weil sie nach einem Schlaganfall nicht mehr schlucken kann? Hier wird der mutmaßliche Patientenwille im Gespräch mit den Personen, die die Patientin kennen, herausgearbeitet und dementsprechend gehandelt, weil keine Patientenverfügung vorlag. „Wenn man sich gegen die Heilung als Therapieziel entscheidet, ist das aber kein Ende der Behandlung“, erläuterte Chefarzt Kolbinger. Dann betreffe die Behandlung vor allem Symptome wie Schmerzen, Depressionen, Atemnot oder Ängste.

Die zahlreichen Fragen im Anschluss an den Vortrag zeigten, dass das Thema den über 50 Teilnehmern auf den Nägeln brannte.

Der Vortrag wurde gemeinsam organisiert vom DONAUISAR Klinikum, der Volkshochschule, dem Förderverein des Krankenhauses und der AOK. Die nächste Informationsveranstaltung in der Reihe „Gesundheit im Dialog“ findet statt am Dienstag, 27.02.2018 um 19 Uhr. Chefarzt Dr. Axel Menzebach gibt hier einen Einblick in die Notfallversorgung am DONAUISAR Klinikum Landau. Bei einem Rundgang gibt der Chefarzt einen geführten Einblick in die Räumlichkeiten. Im Anschluss findet ein Vortrag im Kasino des Klinikums statt.


Foto: Marion Zimmermann von der vhs begrüßte den Referenten Chefarzt Dr. Peter Kolbinger