Wenn sich plötzlich alles dreht: der neurologische Schwindel

27.05.2016


Wenn sich plötzlich alles dreht:

Fachbereichsleiter Dr. Thorsten Fortwängler referierte zu
medizinischen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten des neurologischen Schwindels

Schwindel, das Gefühl, dass sich die Welt um einen dreht, kennen viele Menschen. Der Boden wankt unter den Füßen. Manchmal kommen Kopfschmerzen oder Übelkeit dazu. Neben Kopfschmerzen gehört das Schwindelgefühl zu den häufigsten Beschwerden überhaupt. Rund 70 Prozent aller Erwachsenen haben dieses Gefühl schon einmal erlebt. Schwindel kann zahlreiche Ursachen haben. Über Ursachen und Formen des Schwindels sowie Behandlungsmöglichkeiten hat Dr. Thorsten Fortwängler, Neurologe und Fachbereichsleiter am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, bei einem Vortrag in der AOK Plattling informiert. Dieser fand in der Reihe „Gesundheit im Dialog“ statt, welche gemeinsam vom DONAUISAR Klinikum, der AOK Deggendorf, der vhs und dem Kneippverein organisiert wird. Ein bis auf den letzten Platz gefüllter Vortragsraum sowie viele Fragen seitens der Zuhörer zeigten das große Interesse der Bevölkerung an diesem Thema.

Nicht jeder, der sich einmal schwindelig fühle, müsse jedoch deshalb auch medizinisch behandelt werden. Häufig schuld sei das Wetter oder dass man einfach zu wenig gegessen und getrunken habe. Hier kann jedoch rasch Abhilfe geschaffen werden. Anders dagegen bei Erkrankungen, die mit Schwindel verbunden sind. „Schwindel aufgrund einer Erkrankung entsteht, wenn das ansonsten perfekte Zusammenspiel unseres Gleichgewichtssystems gestört ist. Informationen der Sinnesorgane werden so nicht mehr korrekt an unser Gehirn zur Verarbeitung weitergeleitet. Hier ist der Schwindel ein Alarmzeichen unseres Gehirns, das etwas nicht stimmt“, so der Fachmediziner. Als ursächlich seien zu nennen Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Innenohres, der Augen, der Nerven in den Beinen, aber auch Durchblutungsstörungen oder Entzündungen und Tumoren des Gehirns, bis hin zu Herzrhythmusstörungen und seelische Störungen. „Schwindel ist ein großes interdisziplinäres Feld. Daher ist es wichtig, dass Schwindelsymptome zunächst sorgfältig vom Arzt abgeklärt werden", erläutert der Neurologe. Die Vielschichtigkeit der Ursachen erfordere häufig eine gute Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen, wie Nervenärzten, Hals-Nasen-Ohren- und Augenärzten sowie Herzspezialisten. Dafür sei oft ein kurzer stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig.

Als häufigste Form des Schwindels bei älteren Menschen stellte Fortwängler den sogenannten gutartigen Lagerungsschwindel heraus. „Dieser tritt typischer Weise auf, wenn Sie sich beispielsweise am Morgen beim Blick auf den Wecker im Bett auf die Seite drehen“, so der Neurologe. Dabei würden kleine Teilchen, welche sich vom Innenohr lösen und ins Bogengangsystem gelangen, die Sinneszellen der Gleichgewichtsnerven reizen, wodurch Drehschwindel ausgelöst werde. „Diese Form des Schwindels lässt sich mit Lagerungsübungen, wie zum Beispiel dem Semont-Manöver, gut therapieren“, erklärte Fortwängler. Hierzu werde der Kopf um 45 Grad gedreht. In dieser Körperhaltung erfolge sodann eine rasche Kippung des Körpers auf die Seite.

Grundsätzlich rät der Arzt vom DONAUISAR Klinikum Deggendorf Patienten, die unter Schwindel leiden, dies nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern sich an einen niedergelassenen Neurologen, einen HNO-Arzt oder an das Krankenhaus zu wenden. Insbesondere sei es ratsam, Schwindelgefühle abklären zu lassen, wenn diese ohne ersichtlichen Anlass oder bei bestimmten Bewegungen bzw. Aktivitäten auftreten, Schwindel oder Gleichgewichtsprobleme länger anhalten und andere Beschwerden wie etwa Übelkeit, Kopfschmerzen, Hörprobleme und Atemnot gleichzeitig auftreten.

Der nächste Vortrag aus der Reihe „Gesundheit im Dialog“ findet statt am 7. Juni um 19 Uhr in der AOK Deggendorf. Chefarzt Prof. Dr. Stefan Rath referiert zum Thema „Das Kreuz mit dem Kreuz - Rückenschmerzen optimal therapieren“. Die gesamte Bevölkerung ist herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Foto (v.l.): Dr. med. Thorsten Fortwängler, Fachbereichsleiter Neurologie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, und Franz Huber, Bereichsleiter Privatkunden AOK Deggendorf