Demenz: Mit Angehörigen richtig umgehen

01.10.2025

Vortrag zum Thema Demenz von zwei Chefärzten

150 Zuhörer sind zum Vortrag zur diesjährigen Demenzwoche bei der AOK Deggendorf gekommen: „Vielleicht, weil sie zwei Chefärzte zum Preis von einem bekommen“, wie Geriater Dr. Peter Kolbinger vom DONAUISAR Klinikum schmunzelnd vermutete. Er warf bei dem Vortrag mit Gerontopsychiater Dr. Bernd Weigel vom Bezirksklinikum Mainkofen die Informationsbälle zu und beantwortete zahlreiche Fragen. 

Beide Ärzte haben ein besonderes Verständnis für die Demenz, weil sie die Erkrankung auch in der eigenen Familie erlebt haben. Dabei sei es kein Warnzeichen, wenn man gelegentlich etwas vergesse. Lange gleiche man das mit dem Erfahrungswissen aus und später gebe es im Falle einer Erkrankung einen fließenden Übergang. Hauptursache sei dabei das zunehmende Lebensalter. Zu den Risikofaktoren zählen Bewegungsmangel, Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck, geistige Inaktivität und soziale Isolation. Neben dem richtigen Umgang mit diesen Risikofaktoren könne man vieles auch selber tun und das beste Vorsorgemittel sei das Tanzen, weil es viele positive Effekte vereine. 

Neben verschiedenen Tests sei das Gespräch mit dem Patienten das wichtigste Mittel zur Diagnose. Die Untersuchung mittels CT und MRT diene vor allem dem Ausschluss von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome zeigten. Mitunter werde noch eine Nervenwasserpunktion durchgeführt. Die Behandlung mit Medikamenten sei nur begrenzt möglich. Sie müssten über lange Zeit genommen werden und würden den Verlauf bisher nur verlangsamen. Neue Therapien seien derzeit noch sehr teuer und aufwändig, verbunden etwa mit Gentests und häufigen MRT-Kontrollen. Da sei es derzeit für die meisten Menschen sinnvoller den Lebensstil anzupassen: „Jede Form von Bewegung hilft“, so die einhellige Meinung der Chefärzte. Geistige Anregung, mediterrane Ernährung und die Reduzierung von Übergewicht würden zur Vorbeugung von Demenz, aber auch bei anderen Erkrankungen helfen. Noch ein interessanter Hinweis: „Wer sich mit seinen Enkeln beschäftigt und ihre frühkindliche Bildung fördert, tut nicht nur sich etwas Gutes, sondern auch seinen Enkeln. Auch die Enkel profitieren davon: Frühkindliche Bildung senkt langfristig auch ihr Demenzrisiko.“ 

Auch die Angehörigen von Demenzkranken bekamen Tipps: 1. Achten sie auf sich selbst. Sie haben sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag Dienst. Sie dürfen sich Hilfe holen. 2. Akzeptieren sie die Ausreden ihrer erkrankten Angehörigen. Suchen sie mit Geduld Lösungen. Geben sie auch den Nachbarn Bescheid. 3. Bleiben sie aktiv mit ihren Angehörigen und achten sie auf feste Tagesabläufe. Lassen sie den Erkrankten noch tun, was er kann – vielleicht Handtücher falten. Und begegnen sie ihnen mit Liebe, Wärme und Zuneigung. Ein freundliches Lächeln hilft viel. Ein Vergleich der Chefärzte hilft dabei, um mehr Verständnis zu finden: „Stellen sie sich vor, sie werden in China ausgesetzt. Sie kennen niemanden, niemand versteht sie und alles ist ihnen fremd. Ungefähr so geht es einen Demenzkranken.“ Das erkläre auch, warum sie manchmal aggressiv reagierten. 

Auch AOK-Beiratsvorsitzender Alois Schraufstetter zeigte sich über das große Interesse erfreut. Unter den Gästen war der stellvertretende Landrat Eugen Gegenfurtner, die die Gesundheitsregion plus vertrat, Magret Tuchen als Vorsitzende des Kneippvereins und Teamleiterin Claudia Weber und Direktor Jürgen Beck von der AOK. 


Über die große Resonanz des Vortrags zum Thema Demenz freuten sich Alois Schraufstetter, Margret Tuchen, Jürgen Beck, die Referenten Dr. Bernd Weigel und Dr. Peter Kolbinger sowie Claudia Weber sowie Eugen Gegenfurtner. (Foto: Jürgen Stern)