Eugen Gegenfurtner berichtet von seiner COVID-Erkrankung

24.06.2020

Herr Gegenfurtner, wie hat sich Corona bei Ihnen bemerkbar gemacht?
Beim ersten Arztbesuch war es nur Husten, der nicht ausgereicht hat einen Test auf Corona durchzuführen. Es wurde Grippe diagnostiziert. Wenige Tage später, am 15. März hatte ich Kontakt mit einer positiv getesteten Person, die war aber zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Die Tage danach verschlechterte sich mein Zustand zunehmend, Fieber, schlaflose Nächte mit einhergehenden Albträumen, Verwirrtheit, daraus resultierend auch der Sturz in der Nacht vom 26.03. zum 27.03. Es wurde zwischenzeitlich ein Test auf Corona durchgeführt, das Ergebnis war nach knapp einer Woche dann erst vorliegend. Am 27.03.20 wurde ich dann mittels Rettungswagen ins Klinikum Deggendorf eingeliefert, der Beginn einer langen und sehr schwierigen Zeit für mich und meine Familie. Die Zeit war für meine Familie schwieriger als für mich, weil ich beinahe nichts mitbekommen habe, da ich zu großen Teilen ins Koma gelegt wurde. 

Wie lange hat es bis zum Befund gedauert?
Viel zu lang beim ersten Test, im Klinikum Deggendorf normal, Ergebnis nach einem Tag, daraufhin wurde ich auf die Corona Intensivstation verlegt und sofort ins Koma gelegt.

Wissen Sie, wo Sie sich infiziert haben?
Nein, ich hatte zwar Kontakt mit einer positiv getesteten Person, war aber vermutlich zu diesem Zeitpunkt schon infiziert, ich war gerade in dieser Zeit auf mehreren Beerdigungen und Versammlungen in beengten Verhältnissen. Das war noch vor der Abstandsregelung. Wo genau es war, lässt sich nicht feststellen.

Welche Erinnerungen haben Sie noch an die Behandlung?
Ich weiß noch wie ich am 27.03. mit dem Rettungswagen ins Klinikum Deggendorf gebracht wurde, die ersten Untersuchungen, Röntgen und dann war ziemlich Schluss mit Erinnerungen, zwischendurch immer wieder mal Befragungen und Gespräche mit sehr kompetenten Ärzten und Pflegepersonal. Ich habe auch nichts von den Notoperationen mitbekommen, war vielleicht gut so. Ich habe aber auch nicht mitbekommen, dass zwischendurch meine Frau neben mir auf der Intensivstation um ihr Leben gerungen hat und dass sie noch nach Regensburg in die Uniklinik verlegt wurde und dort am 15. April 2020 kurz vor ihrem 69. Geburtstag den Kampf um Ihr Leben verloren hat. Erfahren habe ich es erst am 29.04. von meinem Sohn. Er wollte mich schonen. 

Wie sehen Sie die Behandlung in der Rückschau?
Aus dem bewusst erlebten kann ich nur wenige Eindrücke beurteilen, da ich die längste Zeit ins Koma versetzt war. Aus Dokumentationen meiner Tochter Corinna, die sehr akribisch jedes Arztgespräch und Gesundheitszustand meiner Person und auch meiner Frau mit Name des Gesprächspartners festgehalten hat, und dem Entlassungsbericht, der mir dann gezeigt wurde, wie schwierig für alle Beteiligte diese Zeit war. Dass ich noch am Leben bin ist dem großartigen Team von Ärzten und Pflegepersonal in der Intensivstation und der Station 21 und auch der Verwaltung am Klinikum Deggendorf geschuldet. Gerade die Ärzte waren in manchen Situationen als Team gefordert, um das Richtige und notwendige zu tun. Meine Kinder wurden auch sehr entgegenkommend und ehrlich über das Geschehene informiert. Dem Personal, ob Ärzte oder Pflegepersonal, gilt meine höchste Anerkennung für Ihre aufopferungsvolle Arbeit. Sie arbeiten jeden Tag an der Leistungsgrenze. Gerade die Hygiene erfordert sehr viel Zeit und Energie. Sie wurde immer mit größter Sorgfalt erfüllt und immer nach den Vorschriften verrichtet. Wir Bürger im Landkreis Deggendorf können uns glücklich schätzen, so ein gut aufgestelltes Klinikum zu haben. Dass es nicht überall so ist, habe ich die drei Wochen auf Reha erfahren müssen. 

Was hat zu Ihrer Genesung beigetragen?
Zum einen unser Herrgott, der mir, wie es scheint ein zweites Leben geschenkt hat, so lese ich das aus dem Abschlussbericht. Dann den Ärzten und Pflegepersonal am Klinikum, denen ich noch einmal „Vergelt‘s Gott“ sage, aber auch meinen Kindern die sich so liebevoll um mich gekümmert haben und dies jetzt noch tun, und schließlich, dass ich die Kraft zum Kämpfen hatte. Ich wollte einfach noch leben.

Wie geht es Ihnen heute?
Ich bin jetzt seit drei Wochen zuhause und fühl mich schon wieder wohl, brauch noch etwas Kraft die Muskulatur, ist nach der langen Zeit im Koma sehr geschwächt, aber die Reha in Bad Reichenhall hat mir sehr geholfen und den Rest muss ich halt zuhause mit Ergometer und Arbeiten aufholen. Ich bin seit einer Woche wieder in Sachen Wasser unterwegs, bin auch sehr froh das ich unseren Landrat wieder als Vertreter unterstützen darf, denn Ablenkung ist für mich in dieser Zeit sehr wichtig. Ich hatte Glück im Unglück das ich wenigstens ohne Schaden an der Lunge aus dieser schwierigen Achterbahnfahrt herausgekommen bin und nicht dauerhaft mit Sauerstoff versorgt werden muss, wie viele Patienten die ich bei der Reha kennen gelernt habe.