Aktuelle Erfahrungen aus der Geburtshilfe

14.05.2020

Besuchsregelungen für Väter – im DONAUISAR Klinikum Deggendorf gelten gerade besondere Regeln. In Zeiten von Corona machen sich deshalb verständlicherweise viele Schwangere Gedanken um die bevorstehende Geburt. Dr. Johanna Nordgauer, Fachbereichsleiterin Perinatalzentrum im Zentrum für Frauenheilkunde berichtet im Interview mit der PNP über die Veränderungen.

Wie viele Geburten gab es im Zeitraum des Besuchsverbots?
Es gab 235 Entbindungen während des Besuchsverbots.

Wie sehen die aktuellen Besuchsregelungen für Väter aus? Wie sahen sie vor den Lockerungen aus?
Wir haben bei den Vätern schon einige Tage vor dem Erlass zu ihren Frauen gelassen. Das war uns wichtig. Die Väter dürfen jetzt eine Stunde pro Tag zu Mutter und Kind.

Haben die Frauen gut oder schlecht auf das Besuchsverbot reagiert?
Natürlich war es nicht leicht für die werdenden Mütter. Sie waren nicht auf eine solche Situation vorbereitet. Prinzipiell zeigten sie aber großes Verständnis. Es diente ja nicht nur zum Schutz des Personals, sondern auch dem Schutz ihrer Babys. Letztendlich waren alle froh und dankbar, dass wenigstens die Unterstützung des Partners während der Geburt ermöglicht werden konnte.

Bedeutet der häufige Besuch durch Angehörige, wie er unter normalen Umständen stattfinden würde, Stress für die Mütter? Haben Sie den Eindruck, sie erholen sich besser von der Geburt, wenn der Besuch ausbleibt? Haben sie so auch mehr Zeit, sich auf ihr Kind und die Mutterrolle einzustellen?
Das kommt ganz auf die Frau an. Manche schätzen die Ruhe jetzt. Manche würden ihr Glück gerne teilen. Wir hatten jedoch schon den Eindruck, dass die Ruhe Mutter und Kind gut getan hat. Der Tagesablauf wurde mehr vom Baby bestimmt als von äußeren Einflüssen. Sprich wenn das Baby geschlafen hat, hat auch die Mutter geschlafen. Wollte das Baby gestillt werden, war die Mutter bereit.

Haben Sie beobachtet, dass Probleme wie Stillen, Brustentzündungen oder andere Komplikationen seltener auftreten?
Wir hatten den Eindruck, dass Stillprobleme seltener auftraten, wissenschaftlich gesichert ist es nicht.

Waren die Nächte ruhiger? Wurden die Schwestern seltener gerufen als normalerweise?
Die Nächte waren unverändert, sie werden in erster Linie von den Bedürfnissen der Kinder geprägt. Und Besucher waren auch vorher nachts nicht da.

Welches Fazit ziehen Sie aus dem Besuchsverbot? Könnte es ein Anstoß sein, Besuchszeiten und –zahlen straffer zu gestalten? Würden Sie empfehlen, dass in Zukunft nur Väter zu Besuch kommen und sich Angehörige zurückhalten?
Ein Kind ist ein großes Glück. Es ist schön, wenn man es in Zukunft wieder mit der ganzen Familie teilen kann und auch die Väter wieder intensiver in die ersten Tage mit ihrem Kind einbezogen werden können. Aus den Erfahrungen der letzten Zeit werden wir den Frauen jedoch stärker wie früher eine Reduktion der Besucher empfehlen. Wir denken daran in erster Linie an die Kernfamilie, Väter und Geschwisterkinder.