Frakturen und Osteoporose im Alter - Prof. Dr. Schandelmaier

30.03.2020

Welche Bedeutung haben Stürze im Alter? 
Stürze treten im Alter sehr häufig auf – oft mit schwerwiegenden Folgen. Zusammen mit Osteoporose führen sie zu einem starken Anstieg der Häufigkeit von Knochenbrüchen. Ein typischer Sturz ereignet sich meistens bei alltagsüblichen Aktivitäten, in gewohnter Umgebung, ohne Bewusstseinsverlust oder Wahrnehmungsveränderungen und ohne Krafteinwirkung von außen. 

Wie häufig ist das? 
Ca. 30 Prozent der über 65-jährigen stürzen ein- oder mehrmals pro Jahr. Osteoporose spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Sie ist die häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter.

Wie kommt es zu Osteoporose? 
Wenn das Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau nicht mehr stimmt, lässt die Belastungsfähigkeit nach und die Knochen werden immer poröser. Das Risiko für Knochenbrüche steigt somit stark an. 

Was kann man dagegen tun? 
Eine Menge. Gesunde Ernährung, Einnahme von Vitamin D oder von Bisphosphonate und Bewegung sind vorbeugende Maßnahmen, die jeder ergreifen kann. Von Risikofaktoren sollte man sich fernhalten. Für einen vergleichsweise schnellen Knochenabbau sind unter anderem Bewegungsmangel, Nikotin und Alkohol verantwortlich. 

Wie erfolgt die Behandlung? 
Mit zunehmender Osteoporose wird die Versorgung der Brüche schwieriger Spezialimplantate oder Zement werden oft zur Verstärkung eingesetzt. Wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit mit Altersmedizinern, wie wir sie im Alterstraumzentrum pflegen. Der Menschen besteht ja nicht nur aus Knochen. 

Was macht diese Zusammenarbeit aus? 
Vor allem die enge Verknüpfung zwischen der der Unfallchirurgie und des Zentrums für Altersmedizin. Hier werden geriatrische Patienten, die einen Knochenbruch wie Oberschenkelhals- oder Beckenbruch erlitten haben, gemeinsam von unseren Chirurgen und von unserem geriatrischen Team betreut. An der Therapie und Weiterbehandlung sind noch viele weitere Berufsgruppen beteiligt, wie z.B. Physio- und Ergotherapeuten, speziell ausgebildete Pflegekräfte, Logopäden, Psychologen und Seelsorger. Auch die häusliche Versorgung ist wichtig. 

Was ist das Ziel der Behandlung? 
Eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit des Patienten soll vermieden und eine Rückkehr in die gewohnte Umgebung möglich gemacht werden. Um dies zu erreichen, ist unsere Aufgabe als Unfallchirurgen, Verletzungen schnell und sicher zu behandeln. Wichtig ist dabei, dass die Patienten nach einer erfolgreichen OP möglichst schnell auf die Beine zu kommen. Deshalb versuchen wir, eine notwendige Operation, z.B. nach einem Sturz, in der Regel innerhalb von 24 Stunden durchzuführen. Die Vorbeugung und Behandlung von akuten Verwirrtheitszuständigen hat gerade bei hochbetagten Patienten eine große Bedeutung. Viele unserer Patienten können sich sogar trotz einer schweren Verletzung mit einer kleinen Unterstüt-zung zu Hause wieder selbst versorgen.

Aber es geht um mehr als die Operation, oder? 
Richtig. Es wird nicht nur die akute Verletzung behandelt, sondern auch vorhandene Grunderkrankungen wie z.B. die Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Osteoporose oder Demenz betreut. Denn diese sind oft die Ursache für den Sturz und können andererseits den Heilungsprozess deutlich behindern. Ältere Patienten haben zudem ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Komplikationen und Folgeerkrankungen wie beispielsweise Druckgeschwüre, Muskelabbau und Lungenentzündung. Gerade dem wirken die Geriater mit Hilfe einer ganzheitlichen Altersmedizin entgegen. 

Wie wird hier vorgegangen?
Auch mit den notwendigen rehabilitativen Maßnahmen wird so früh wie möglich begonnen. Aufgabe der Frührehabilitation ist es, die Selbstständigkeit zum Beispiel beim Gehen oder bei der Körperpflege zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies kann sich durchschnittlich über einen Zeitraum von etwa 14 Tagen erstrecken.

Was ist Ihr wichtigster Tipp? 
Vorbeugung ist wichtig. Schieben Sie den Gang zum Arzt nicht auf die lange Bank. Fangen Sie frühzeitig mit der Behandlung der Osteoporose an, denn Vorbeugung ist immer besser als Heilen. 

Das zweite große Thema im Alter ist Arthrose. Was kann man da tun? 
Es werden viele Wundermittelchen angeboten. Die meisten taugen aber nichts. Physiotherapie kann positive Wirkungen haben. Letztlich wird sich der Knorpel aber nicht mehr regenerieren. Letztlich helfen auch Schmerzmittel nur über eine gewisse Zeit. 

Wann ist eine Operation sinnvoll? 
Der Gelenkverschleiß macht sich vor allem durch Schmerzen bemerkbar. Wenn diese nicht mehr erträglich sind oder gelenkerhaltende und nicht-operative Maßnahmen ausgereizt sind, ist eine Operation oft sinnvoll.

Welche Vorbereitungen sind nötig?
Der erste Schritt ist eine Überweisung durch den Hausarzt oder Orthopäden ins Krankenhaus. Wir würden dazu raten, ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum zu wählen. In einem Gespräch mit dem Operateur wird dann geklärt, ob Hüfte oder Knie die tatsächliche Ursache für Ihre Schmerzen sind. Dazu wird in der Regel auch eine Röntgenaufnahme durchgeführt. Die Patienten werden beraten, welche Art von Gelenkersatz bei der jeweiligen Erkrankung am besten geeignet ist. Ein Gespräch mit dem Anästhesisten soll auch die Angst vor der Narkose nehmen. 

Wie wird die Operation durchgeführt?
Die Endoprothesen werden in der Regel minimalinvasiv eingesetzt. Diese gewebeschonende Art der Im-plantation bedeutet eine schnellere Rehabilitation. Es wird dadurch so wenig Muskulatur geschädigt, wie möglich. Die spätere Narbe ist kürzer, als bei den früheren offenen Techniken.

Wann kann der Patient wieder aufstehen?
Wenn die Operation normal verläuft, können die Patienten noch am gleichen Tag aufstehen. Dazu kommen der Operateur und ein Physiotherapeut ins Zimmer und gehen mit ihm die ersten Schritte. Dadurch soll verhindert werden, dass sich die Muskulatur durch längere Liegezeit abbaut.

Wie geht es nach der OP weiter?
Für die Zeit nach der Operation erhalten Sie hochwirksame und gut verträgliche Schmerzmittel. Nach einer Woche sollten die Schmerzen kaum noch spürbar sein. Bei Hüft- und Knieoperationen gibt es die Möglichkeit, die direkt zum Gelenk ziehenden Nerven örtlich zu betäuben. Dadurch werden die Schmerzen unmittelbar nach der Operation nochmals geringer. Bei den meisten Patienten folgt nach der OP eine dreiwöchige Anschlussheilbehandlung (Reha). Diese wird vom Krankenhaus in Absprache mit Ihnen organisiert und kann normalerweise in der Region durchgeführt werden.

Wie lange hält ein künstliches Gelenk?
Dank der ausgefeilten Operationstechnik und moderner Materialien halten die Gelenke im Schnitt 15 Jahre und länger. 

Den gesamten Artikel finden Sie hier: S.1, S.2, S.3, S.4