Durchfall: Kann das gefährlich sein?

14.02.2020

18. Deggendorfer Gastroenterologieseminar mit großem Zuspruch

Durchfall ist ein allgemein bekanntes und häufiges Symptom, das sich meist gut mit Hausmitteln behandeln lässt. Manchmal verbirgt sich hinter den Beschwerden aber eine ernsthafte Erkrankung, die einen Arztbesuch nötig macht. Entsprechend groß war daher das Interesse am 18. Deggendorfer Gastroenterologieseminar, welches den Durchfall in den Mittelpunkt stellte. Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner vom DONAUISAR Klinikum und der Ärztliche Kreisverband Deggendorf hatten als Experten Privatdozent. Dr. Marc Dauer vom Klinikum St. Marien Amberg eingeladen und fast 100 Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin waren der Einladung gefolgt.
Von Durchfall spricht man bei drei oder mehr ungeformten Stuhlgängen pro Tag und/oder wenn der Stuhlgang ungewöhnlich flüssig ist. In den meisten Fällen wird der akute Durchfall von Bakterien oder Viren verursacht. Bakterien werden dabei oft durch verdorbene oder verunreinigte Lebensmittel aufgenommen. Bei Viren spielt die Übertragung von Mensch zu Mensch eine größere Rolle. Langanhaltende und somit chronische Durchfälle können unter anderem aber auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Glutenunverträglichkeit, Erkrankungen von Bauchspeicheldrüse oder Schilddrüse und bei Krebserkrankungen vorkommen. 

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit. „Viel zu trinken, ist also oberstes Gebot“, betonte Dr. Dauer. Außerdem verliert der Körper Salz und Zucker, was ebenfalls wieder ersetzt werden muss. Geeignete Nahrungsmittel bei Durchfall sind beispielsweise Reis, Bananen, Zwieback, Tee und Brühe. Auch ist es sinnvoll, Vollkornprodukte, Obst und Gemüse bei Durchfall eher zu meiden. Außerdem sind körperliche Schonung und eine gründliche Hygiene wichtig, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu stoppen. Besonders das regelmäßige und gründliche Händewaschen spielt hier eine wichtige Rolle. Durchfall ist ein häufiger und lästiger Reisebegleiter, mit dem man vor allem bei Reisen in Entwicklungsländer und in tropische oder subtropische Gebiete rechnen muss. Wer vorbereitet ist, hat jedoch gute Chancen, unbeschadet oder glimpflich davonzukommen. Für die Vorbeugung ist die Einhaltung hygienischer Standards entscheidend, sowohl bei der Nahrungszubereitung als auch beim Essen und Trinken.

Für den „normalen“ Reisedurchfall können aber selbst strengste Vorsichtsmaßnahmen keinen kompletten Schutz garantieren: Der Reisende muss in Ländern wie Ägypten, Mexiko, Indien oder Thailand ständig gewappnet sein. Im Gegensatz zur Darmflora der Einheimischen ist die des mitteleuropäischen Touristen auf die ungewohnten, aggressiven Eindringlinge nicht vorbereitet. Hat „Montezumas Rache“ dennoch zugeschlagen, steht die Flüssigkeitszufuhr mit Mineralsalzen an erster Stelle. Durchfallerkrankungen, die man auf Reisen bekommt, werden überwiegend durch Bakterien hervorgerufen, vor allem durch die Fäkalkeime E. coli und Campylobacter sowie Salmonellen. Ein großer Teil der Durchfälle geht aber auch auf das Konto von Viren. Parasiten sind selten die Ursache. Die Erreger werden in der Regel aus den Ausscheidungen infizierter Menschen und Tiere auf Lebensmittel übertragen und bei mangelhafter Zubereitung weitergegeben. „Reisedurchfall ist unangenehm, aber meistens harmlos und klingt nach wenigen Tagen ohne Folgen für die Betroffenen ab“, sagt Dr. Dauer „Für Kinder und ältere Menschen kann der massive Verlust an Flüssigkeit und wichtigen Elektrolyten allerdings kritisch werden. Bei gravierenden oder anhaltenden (über 2-3 Tage) Symptomen ist dann ärztliche Hilfe erforderlich.“ Wie kann man sich vor Reisedurchfall wirksam schützen? Wichtig ist: Wasser und andere Getränke nur aus original verschlossenen Flaschen oder abgekocht trinken! Die Speisezutaten sollten unmittelbar vor dem Verzehr selbst geschält worden, frisch gekocht, durchgebraten und heiß sein.Medikamente, die den Durchfall hemmen, sollte man möglichst nur bei sehr starkem Durchfall anwenden oder wenn beispielsweise unterwegs für längere Zeit keine Toilette in der Nähe ist. Durchfall ist nämlich eine sinnvolle Reaktion des Körpers und sorgt dafür, dass Krankheitserreger ausgeschieden werden. Gefährlich wird es, wenn starker Durchfall für mehr als drei Tage anhält, blutig ist oder mit Fieber über 38°C einhergeht. Dann sind eine schwere Infektion oder andere Ursachen wahrscheinlich, die vom Arzt abgeklärt werden sollten. 

Auch wenn man in den Tagen oder Wochen vor dem Durchfall Antibiotika eingenommen hat, kann dies ein Hinweis auf einen gefährlichen Auslöser von Durchfall sein. „Wenn die normale Darmflora durch Antibiotika geschädigt wurde, können gefährliche Keime, die Überhand nehmen, Durchfall auslösen“, sagt Dr. Dauer. Auch in diesem Fall ist ein Arztbesuch ratsam. Durchfall kann außerdem für Menschen gefährlich werden, die auf tägliche Medikamente angewiesen sind. Bei ihnen kann der Durchfall dazu führen, dass die Medikamente nicht mehr vollständig aus dem Darm aufgenommen werden und deshalb auch nicht richtig wirken können. Die Betroffenen sollten in diesem Fall ihren Arzt nach dem richtigen Verhalten bei Durchfall fragen. 
Auch bei Kindern ist besondere Vorsicht geboten. Für sie gelten nicht in jedem Fall die gleichen Empfehlungen wie für Erwachsene. Insbesondere können bestimmte gefährliche Keime bei Kindern häufiger vorkommen als bei Erwachsenen. Was tun, wenn der Durchfall Blut und Schleim enthält oder nicht abklingen will? „Dann sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden“, so Dauer. Besteht ein Durchfall länger als drei bis vier Wochen, handelt es sich um einen chronischen Durchfall, der immer durch einen Arzt abgeklärt werden muss. 

Privatdozent Dr. Marc Dauer (l.) und Prof. Dr. Siegfried Wagner