Medikamentenmangel im Klinikum

13.01.2020

Wer heute ein bestimmtes Medikament benötigt, muss sich manchmal auf lange Wartezeiten einstellen. Das trifft den einzelnen Patienten in der öffentlichen Apotheke, aber auch die Krankenhäuser haben damit zu kämpfen. Massive Lieferengpässe machen den Klinikapotheken das Leben schwer. Seit etwa zwei Jahren muss auch Chefapothekerin Anne Weinmann im DONAUISAR Klinikum viel Zeit damit verbringen, neue Lieferwege zu suchen oder den Mangel auszugleichen. Die 52-Jährige schätzt, dass von den 200 Lieferanten etwa zehn Prozent Lieferschwierigkeiten haben, mit unterschiedlicher Anzahl der betroffenen Arzneimittel. Allerdings betrifft das nicht immer die gleichen Firmen, auch bekannte Namen können davon betroffen sein. Die Spanne ist weit: Die Liste reicht von A wie Antiallergika bis Z wie Zytostatika. Als Klinikapothekerin hat Weinmann einen Puffer: Medikamente für den durchschnittlichen Bedarf von 14 Tagen hält sie nach den gesetzlichen Vorgaben vorrätig. Derzeit lagern in der Klinik-Apotheke rund 1200 Medikamente. Wird ein Medikament benötigt, das nicht lieferbar ist, versucht sie mit ihrem Team andere Hersteller zu kontaktieren, fragt beim Großhandel nach oder kann unter bestimmten Voraussetzungen den Import aus dem Ausland in die Wege leiten. Das ist alles ist mit einem höheren Kosten und einem sehr großen Aufwand verbunden. Mitunter bekommen die Patienten dann auch zwei Tabletten statt einer. Das führt zu Unsicherheiten bei den Patienten, die Ärzte und Schwestern durch Gespräche und Informationen ausräumen müssen. Sehr schwierig wird es, wenn der Patient auf einen neuen Wirkstoff umgestellt werden müssen. Die Lieferengpässe führt Weinmann auf die Globalisierung zurück. Teilweise werden Wirkstoffe nur noch an ein zwei Orten auf der Welt hergestellt. Gibt es in einer Fabrik Probleme, kommt die ganze Lieferkette ins Stocken. Aufgrund der Rabattverträge, die die Krankenkassen mit den Herstellern geschlossen haben, ist Deutschland auch als Markt für die Firmen nicht mehr so attraktiv. Eine erste Maßnahme wäre es für Weinmann, die Hersteller zu einer größeren Lagerhaltung zu verpflichten. Dann wäre der Puffer bei Produktionsproblemen größer. Den jetzigen Zustand zu belassen, kommt für sie jedenfalls nicht in Frage. Schon seit September 2016 treffen sich Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums, der Arzneimittelbehörden BfArM und PEI, der medizinischen Fachgesellschaften, der Arzneimittelkommissionen von Ärzteschaft und Apothekern, von Apothekern und Großhandel sowie von vier Pharmaverbänden zum „Jour Fixe zu Versorgungs- und Lieferengpässen“. Seither hat sich die Situation aber eher verschlechtert als verbessert. Es wird höchste Zeit, dass Lösungen gefunden werden, was wahrscheinlich nur mit Hilfe er Politik möglich ist. In einem funktionierenden Gesundheitssystem einer Industrienation wie Deutschland sollte die adäquate Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. 

Anne Weinmann