4. Niederbayerischer Patienteninformationstag

11.12.2019

Information und Lebenshilfe standen im Mittelpunkt des Informationstags für Betroffene und Interessierte. Dr. Johannes Tilgner vom Neuroonkologischen Zentrum am DONAUISAR Klinikum Deggendorf hatte ein spannendes Programm zur Behandlung von Hirntumoren zusammengestellt, das nicht nur viel Wissen vermittelte, sondern auch der emotionalen Seite einen wichtigen Stellenwert einräumte. Als Operateur erklärte er den rund 60 Zuhörern die Abläufe im OP-Saal. Dabei erläuterte er den Einsatz von mikrochirurgischen Techniken mit Hilfe eines Operations-Mikroskops, die Navigation im Kopf mittels kernspintomographischen Aufnahmen und das Einfärben von Tumoren, so dass sich diese rosa leuchtend vom umgebenden, gesunden Gewebe abheben und gut entfernt werden könnten. Im Unterschied zu früheren Jahrzehnten ende die Therapie heute aber nicht mit der Operation. Im Rahmen eines Neuroonkologischen Zentrums, wie es am DONAUISAR Klinikum Deggendorf etabliert ist, arbeiten Strahlentherapeuten, Onkologen, Psychologen, Sozialpädagogen und Pflegekräfte bei der weiteren Therapie eng zusammen. Deswegen berichteten Herr Dr. Christian Diehl vom Universitätsklinikum rechts der Isar/München über die Strahlentherapie und Frau Dr. Bettina Seppi vom DONAU-ISAR Klinikum Deggendorf über die Onkologie. Mit Hilfe von hochenergetischer Strahlung sei es möglich, Tumorzellen gezielt zu zerstören, wie Dr. Diehl ausführte. Neuere Verfahren seien z. B. die Bestrahlung noch während der Operation. Die Herausforderung für den Therapeuten sei hierbei, die richtige und genau abgestimmte Behandlung für den einzelnen Patienten zu wählen. Im Bereich der Chemotherapie habe es in den letzten Jahren wenig Fortschritte gegeben, stellte Dr. Seppi die Entwicklung dar. Jedoch habe sich die Kombination von Chemotherapie und Strahlentherapie bei der Behandlung von bösartigen Hirntumoren seit nun über einem Jahrzehnt etabliert. Die Immuntherapie, die bei anderen Tumoren, bei jedoch hohen Kosten gute Ergebnisse erziele, wirke bei Gehirntumoren leider nicht wirklich gut. Eine speziell am Gehirn besonders erfolgreiche Methode stellte Professor Dr. Niklas Thon vor. Der leitende Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Großhadern/München stellte die Wirkungsweise der Tumortherapiefelder vor. Durch elektrische Felder werde die Teilung und somit die Verbreitung der Tumorzellen gestört. Dies sei besonders wirksam, da sich außer den Tumorzellen kaum Zellen im Gehirn teilen würden. Die Studienlage zeige klare Vorteile beim Überleben für die Patienten mit dieser Therapie, die auch mit anderen kombinierbar sei. Das Denkvermögen werde nicht eingeschränkt. Diese Therapie wird auch bei Patienten angewendet, die in Deggendorf behandelt werden. Die Patientenverfügung sei vor allem für die Angehörigen eine große Entlastung, wie Diplom Sozialpädagogin Cornelia Beetz ausführte. Wenn man sich selber darüber Gedanken mache, was man am Lebensende wolle und was nicht, erspare man dem Ehepartner oder den Kindern schwere Entscheidungen. Mit der Rolle der Angehörigen setzte sich Diplom Psychologin Andreea Klass auseinander. Eine Tumordiagnose sei nicht nur für den Patienten selbst, sondern auch für sein Umfeld z. B. durch Verlustängste sehr belastend – besonders Männer treffe es oft sehr hart, wenn die Partnerin erkrankt sei. Klass plädierte für eine offene und ehrliche Kommunikation. Im Gespräch zu bleiben, sei sehr wichtig. Schließlich stellte sie die Arbeitsweise der Psychoonkologie am Deggendorfer Klinikum vor. Sich mit den eigenen Gefühlen zu beschäftigen, war auch Pfarrer Thomas Strunz wichtig. Der Klinikseelsorger beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Sympathie, Neid und Vertrauen. Alle drei seien natürlich und beeinflussbar. Man könne sich dagegen entscheiden, seine Energie in den Neid zu setzen, und stattdessen Vertrauen und Glauben in andere Menschen, aber auch in Gott zu entwickeln. Daran könne man sich festhalten. Ein Imbiss rundete den Patiententag noch ab und aufgrund der großen Resonanz steht einem 5. Patiententag im nächsten Jahr wohl nichts im Wege.

Foto: Informierten umfassend über die Behandlung von Gehirntumoren: Dr. Johannes Tilgner (v.l.), Andreea Klass, Dr. Christian Diehl, Professor Dr. Niklas Thon, Cornelia Beetz, Thomas Strunz und Dr. Bettina Seppi.