Dem plötzlichen Herztod vorbeugen

09.11.2019

 

Deggendorf. Den plötzlichen Herztod sterben jedes Jahr rund 65000 Menschen in Deutschland. "Besonders gefährdet sind Menschen mit einer Herzkranzgefäßerkrankung, die vorher nicht unbedingt bekannt sein musste", hat Chefarzt Dr. Martin Giesler die über 200 Zuhörer seines Vortrags in der AOK gewarnt. Er gab Tipps zur Prävention und zur Ersten Hilfe.

Veranstalter waren die AOK, vertreten durch Ökotrophologin Christa Katzdobler, der Kneippverein mit Vorsitzendem Gerard Zacher und Stellvertreterin Johanna Nothhaft, das Klinikum und die vhs. Die Deutsche Herzstiftung, vertreten durch Elke Mehr, startet im November wieder eine bundesweite Aufklärungskampagne.

Der plötzliche Herztod tritt bei einer scheinbar gesunden Person innerhalb einer Stunde nach Beginn der Symptome ein. In einigen Fällen lassen sich Stunden, manchmal auch schon Tage oder Wochen zuvor Symptome bemerken. Diese sind zum Beispiel Brustschmerzen, Atemnot, Bewusstseinseintrübungen bis hin zur Ohnmacht oder Herzklopfen. Viele Fälle kündigen sich aber nicht an.

Insgesamt sterben in Europa und in den USA jährlich mehrere 100000 Menschen den plötzlichen Herztod. Von den Erkrankungen, die zum Tod führen, sind in Deutschland mit 48 Prozent die Herz- und Kreislauferkrankungen die häufigsten, 25 Prozent macht der Krebs aus und 27 Prozent sonstige Erkrankungen.

"Der plötzliche Herztod ist in aller Regel kein schicksalhaftes Ereignis, vor dem es kein Entkommen gibt, sondern Komplikation einer langjährigen Herzkranzgefäßerkrankung, auch koronare Herzkrankheit genannt", erklärte der Chefarzt. Eine Reihe von nicht-kardialen Ursachen können ebenfalls einen plötzlichen Tod verursachen. Dazu zählen etwa eine Lungenembolie, eine akute innere Blutung oder eine akute Vergiftung.

"Der beste Schutz vor dem plötzlichen Herztod ist der Schutz vor einer Herzkranzgefäßerkrankung", so Privatdozent Giesler. Überwiegend sind ältere Menschen (insbesondere Männer) vom plötzlichen Herztod betroffen. Aber auch junge Menschen kann es treffen. Häufig liegt dann eine nicht bekannte angeborene Herzerkrankung vor, die unter starker körperlicher Belastung, etwa Leistungssport, zum plötzlichen Herztod führt.

Wie kommt es zum plötzlichen Herztod? Der direkte Auslöser ist meistens das Kammerflimmern. Bei dieser Herzrhythmusstörung pumpt das Herz nicht mehr regelmäßig, sondern zuckt nur noch unkoordiniert. Es befördert kein Blut mehr in den Kreislauf. Als erstes leidet das Gehirn darunter. Fehlt Blut und damit Sauerstoff, setzt das Hirn seine Funktionen aus – der Betroffene verliert das Bewusstsein. Kurz davor kann es zu Symptomen wie Schweißausbruch, Luftnot und Enge in der Brust kommen. Statt Kammerflimmern kann seltener auch ein unmittelbarer Herzstillstand den Herztod auslösen.

Kammerflimmern ist immer ein lebensgefährliches Ereignis. Erste Hilfe ist sofort nötig, Zeit für eine ausgedehnte körperliche Untersuchung bleibt nicht. Ist der Betroffene bewusstlos und lässt sich kein Puls mehr tasten, muss zunächst ohne Diagnose sofort mit Wiederbelebungs-Maßnahmen begonnen und der Notarzt gerufen werden. Die Rettungsleitstelle kann zu diesen Maßnahmen telefonische Hilfestellung geben, bis der Rettungsdienst vor Ort ist.

Der Chefarzt zeigte notwendige Wiederbelebungs-Maßnahmen auf. Es gilt jeweils sofort zu handeln, denn es gehe um Sekunden. Die schlechte Nachricht: Nicht einmal die Hälfte der Menschen beginnt nach Absetzen des Notrufs mit Wiederbelebungs-Maßnahmen. Die Mehrheit bleibt untätig, vor allem aus Angst, etwas falsch zu machen. Dabei gilt: Ohne Erstversorgung hat ein Patient mit Herz-Kreislauf-Stillstand kaum eine Chance, erfolgreich wiederbelebt zu werden. Und eine Wiederbelebung durch Ersthelfer (medizinische Laien) zur Überbrückung der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams ist unabdingbar. Jeder Erwachsene muss in der Lage sein, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und die notwendigen Schritte zur Rettung der Person einzuleiten. Über die einzelnen Schritte einer Laienreanimation informiert auch die Deutsche Herzstiftung leicht verständlich unter www.dhs.tips/herznotfall.An Hand von Schautafeln berichtete Dr. Giesler, welche Maßnahmen mit Medikamentenversorgung dann im Krankenhaus sowie in der Folgezeit erfolgen. Die beste Strategie gegen den plötzlichen Herztod lautet: Herzerkrankungen und ihre Risikofaktoren frühzeitig erkennen und behandeln. Männer und Frauen ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher – wird zur Früherkennung durch regelmäßige Check-ups beim Hausarzt geraten. Bei diagnostizierter Herzerkrankung sollten regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen oder Internisten erfolgen.

Generell sollten Betroffene bei Warnzeichen wie Brustschmerzen (Angina pectoris) und/oder Luftnot, Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit, hartnäckigem Herzstolpern, kurzen Bewusstlosigkeiten, Schwindelanfällen oder drohenden Bewusstlosigkeiten zum Facharzt. Die klassischen Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechsel-Erkrankungen, Rauchen sowie das familiäre Risiko. Möglichkeiten der Vorbeugung: Die eigenen Risikofaktoren spätestens ab 35 Jahren kennen und sie konsequent behandeln. Auch regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung spielen eine große Rolle.