So behandelt man Arthrose

13.09.2019

So behandelt man Arthrose

5 Millionen Deutsche leiden unter dem schmerzhaften Gelenkverschleiß − Vortrag vom Chefarzt

Stand 13.09.2019, 20:39 Uhr

Deggendorf. "Wer graue Haare hat, kann kaum mehr etwas gegen eine Arthrose machen", hat Chefarzt Prof. Dr. Peter Schandelmaierbei einem Vortrag zum Thema "Wenn Knie und Hüfte schmerzen" vor rund 100 Zuhörern im Donau-Isar-Klinikum erklärt. Es war dies eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Gesundheit im Gespräch" des Kneippvereins, vertreten durch Vorsitzenden Gerard Zacher und Vorstandsmitglied Stefan Maidl, der AOK, vertreten durch Markus Berndl, und des Klinikums.Über 5 Millionen Patienten mit Arthrose gibt es in Deutschland. Damit ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung. Über 3 Millionen Menschen in Deutschland haben wegen ihrer Arthrose bereits ein künstliches Gelenk erhalten. Am häufigsten ist das Knie betroffen, gefolgt vom Hüftgelenk. Jährlich werden 150000 Kniegelenke und 200000 Hüftgelenke ersetzt.Der Spezialist hatte Schautafeln zum Thema dabei. Das Deggendorfer Klinikum ist zertifiziertes EndoProthetik-Zentrum. Die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie unter der Leitung von Peter Schandelmaier hat über 50 Planbetten inklusive dreier Intensivbetten sowie jeweils einen chirurgischen Ambulanzbereich an den Standorten Deggendorf und Landau. Bei einem Rundgang durch das Deggendorfer Klinikum zeigte der Chefarzt den Besuchern die einzelnen Einrichtungen.

Arthrose

Arthrose, erklärte er, ist ein schleichender Prozess, der sich nie mehr ganz heilen lässt. Allerdings kann eine Therapie – je früher, umso besser – eine weitere Verschlimmerung sehr gut aufhalten. Die Arthrose, so der Chefarzt weiter, sei ein chronischer und im Verlauf zunehmender Gelenkverschleiß, bei dem der Knorpel geschädigt wird. Wenn die Knorpel-, also die Gleitschicht, die jeder in seinen Gelenken hat, fehle, "knirsche" es. Durch den Abrieb des Knorpels werden die Knochenhaut und die Gelenkschleimhaut gereizt, dadurch entstehen Schmerzen.Welche Möglichkeiten die Klinik für konservative Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie nun biete, um eine Arthrose an den großen Gelenken zu therapieren, stellte der Chefarzt im Verlauf des Informationsabends anschaulich dar.Bei Arthrose nimmt die Dicke des Knorpels ab, der im Gelenk die Kontaktflächen der Knochen umgibt. Schleichend entstehen dadurch Schmerzen, zugleich werden Bewegungen weniger fließend. Diese Veränderung beginnt meist bei Menschen im höheren Alter, oft ohne zunächst erkennbare Gründe. Es können auch äußere Faktoren als Ursache ins Spiel kommen. So etwa Übergewicht, Fehlstellungen oder erbliche Veranlagung und Überbelastung. Das kann dann auch jüngere Menschen treffen. Besonders kritisch für Betroffene sind entzündliche Schübe innerhalb der Gelenkkapsel, deren Substanzen den Zustand des Knorpels oft rapide verschlechtern.Erste Symptome von Arthrose sind oft sogenannte Anlaufschmerzen, die bei Bewegung nach längerer Ruhepause zu spüren sind, also etwa morgens nach dem Aufstehen. Wenn diese Schmerzen über mehrere Tage anhalten, sollte man zum Arzt gehen. Er untersucht dann das betroffene Gelenk genau. Wie beweglich ist es? Wo sind die Schmerzpunkte? Gibt es Schwellungen oder Stellen mit erhöhter Temperatur? Den genauen Zustand des Gelenks verraten unter anderem Röntgen, Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT) und andere Verfahren.Neben Medikamenten gibt es eine lange Liste von möglichen Behandlungen. Kühlung dämpft die Schmerzen, ebenso Wärme, die außerdem Muskeln lockert und die Durchblutung fördert. Das gelingt auch durch Krankengymnastik und Massage. Es gibt aber auch Elektrotherapie, gezielte radioaktive Strahlung und einiges mehr. Genaueres weiß im Einzelfall der behandelnde Arzt. Am Ende der Liste kann eine Operation stehen – wiederum in verschiedensten Formen.Das Knie ist das Gelenk, das am häufigsten von arthrotischen Veränderungen betroffen ist, so Schandelmaier. So liege das Risiko, im Laufe des Lebens an einer symptomatischen Kniearthrose zu erkranken, bei etwa 45 Prozent. Erste Anzeichen können sich schon im mittleren Lebensalter einstellen. Um Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen zu lindern und operative Eingriffe (z. B. künstlicher Gelenkersatz) zu verzögern oder zu vermeiden, sollte rechtzeitig eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.Die Ursachen dafür, dass sich eine Arthrose im Knie entwickelt, sind vielfältig: Neben einer gewissen Veranlagung spielt sicherlich auch eine Rolle, dass das Kniegelenk in Alltag, Sport und Beruf oftmals hohen Belastungen ausgesetzt ist, sodass Verletzungen und Verschleißerscheinungen besonders häufig auftreten. Die Zeichen einer beginnenden Kniearthrose machen sich oftmals schon im mittleren Lebensalter ab ungefähr 35 Jahren bemerkbar. So ist es nicht verwunderlich, dass bei rund der Hälfte aller über 45-Jährigen entsprechende Veränderungen im Röntgenbild erkennbar sind. Dies ist übrigens auch bei fast allen über 70-Jährigen der Fall.Die Hüftarthrose ist eine weit verbreitete degenerative Erkrankung des Hüftgelenks. Viele Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Hüftbeschwerden durch eine Coxarthrose, denn diese ist noch vor der Knieathrose die häufigste Form der Arthrose beim Menschen.Die Hüftarthrose verläuft häufig über Jahre hinweg schleichend. Erst wenn die Knorpelschicht stark geschädigt ist, treten die ersten Symptome auf. Durch klinische Untersuchungen und vor allem Röntgenuntersuchungen kann der Arzt die Arthrose im Hüftgelenk diagnostizieren. Die Arthrose im Hüftgelenk ist der Hauptgrund für operativen Gelenkersatz.Als wichtigste Ursache für Arthrose ist die altersbedingte Abnutzung des Gelenkknorpels zu nennen. Doch auch Erkrankungen oder Verletzungen können als Arthrose-Ursache in Frage kommen. Die Beschwerden treten schrittweise auf und verstärken sich im Laufe der Zeit.Der Gelenkschmerz ist das Leitsymptom der Arthrose. So sind Schmerzen beim Treppensteigen oder auch beim Spazierengehen keine Seltenheit. Gerade nach längerer Ruhephase – wie morgens beim Aufstehen oder nach längerem Sitzen – kann es zu Schmerzen und einem Steifheitsgefühl in den Gelenken kommen.Es gibt verschiedene Stufen der Erkrankung. Ziel aller Behandlungsmethoden ist es, die Schmerzen der Betroffenen zu lindern und die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen konservativer und operativer Behandlung.Wichtiger Bestandteil der konservativen Behandlung ist es, die erkrankten Gelenke zu entlasten und vor Fehl- und Überlastungen zu schützen. Dies kann helfen, die Schmerzen zu reduzieren. So empfiehlt sich bei Knie- oder Hüftarthrose, zu hohes Körpergewicht zu verringern. Orthopädische Hilfen wie Handstock, Unterarm-Gehstützen, Pufferabsätze und Schuhinnenranderhöhungen entlasten das Gelenk.Ebenfalls hilfreich ist eine Bewegung ohne Belastung, da dadurch der Gelenkknorpel besser ernährt wird und das Fortschreiten der Arthrose sich verlangsamt. Des Weiteren sind Krankengymnastik und physikalische Therapie sowie Elektro- und Ergotherapie wichtige Bestandteile der konservativen Behandlung. Arzneimittel sind wichtige Pfeiler.Ist der Erhalt des Gelenks nicht mehr möglich oder sind alle nicht-operativen Maßnahmen bereits ausgereizt, eröffnet die Implantation eines künstlichen Gelenkes (Endoprothese) die Perspektive für ein weitgehend schmerzfreieres Leben. Die Endoprothesen werden in der Regel minimalinvasiv eingesetzt. Wenn die Operation normal verläuft, kann man noch am gleichen Tag aufstehen. Bei den meisten Patienten folgt dann eine Anschlussheilbehandlung (Reha). Im Schnitt halten die künstlichen Gelenke, die der Chefarzt zum Anschauen dabei hatte, dann 15 Jahre und länger. − gz

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