"Lass Darmkrebs nicht dein Schicksal sein!"

08.03.2018

Lass Darmkrebs nicht Dein Schicksal sein!"
Fünf Fachleute informierten im Bürgerspital  über Risiken -
Wichtig: Auf gesunde Ernährung achten
 
von Gerard Zacher
 
Plattling. Unter den Leitsätzen „Lass Darmkrebs nicht Dein Schicksal sein“ und „Darmkrebs – da geh ich hin“ stand die diesjährige Aufklärungsaktion   zum Darmkrebsmonat März. Das Bürgerspital in Plattling war voll besetzt, das Interesse überaus groß. Bei keiner anderen Krebserkrankung sind Früherkennung und Vorsorge so erfolgversprechend wie bei Darmkrebs.  Deswegen werden im Darmkrebsmonat März verstärkt Vorsorge-Aktionen gestartet. Im Vordergrund steht die umfassende und sachgerechte Information. Die Aktion hat in den vergangenen Jahren durch eine gezielte und persönliche Ansprache zum Nachdenken über Darmkrebsprävention bewegt und durch Aufklärung mögliche Ängste vor einer Untersuchung genommen. Mit einer großangelegten Darmkrebs-Prophylaxe wurde vielen Menschen Leid erspart und einigen sogar das Leben gerettet.
 
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten.  Jeder 15. erkrankt daran. Umso wichtiger ist die Vorsorge. Doch viele Menschen kennen sich mit den Vorsorgemöglichkeiten nicht aus. Daher veranstalteten das DONAUISAR Klinikum, vertreten durch den Initiator der Aktion Chefarzt  Prof. Dr. Siegfried Wagner, die AOK, vertreten durch Direktor Jürgen Beck, der Kneippverein Deggendorf, vertreten durch Vorsitzenden Gerard Zacher, die vhs sowie die Deutsche Krebsgesellschaft und die Gastro-Liga gleich zu Beginn des Krebsmonats März erneut  eine Aufklärungsversammlung, diesmal im Bürgerspital Plattling. Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner und seine Mitstreiter werden nicht müde, für Vorsorgemaßnahmen gegen Darmkrebs zu werben.
 
Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung haben nun ab dem Alter von 50 Jahren einmal im Jahr Anspruch auf einen quantitativen, immunologischen Stuhltest, um mit dem bloßen Auge nicht sichtbares Blut im Stuhl aufzuspüren. Solche Blutspuren können von Darmtumoren oder Darmpolypen aus dem Darminneren stammen. Der Okkultbluttest muss unbedingt regelmäßig durchgeführt werden. Schlägt der Test einmal positiv an, muss der Befund unbedingt durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden. Eine persönliche Einladung zur Darmkrebsvorsorge ist bisher gesetzlich nicht vorgesehen. Anspruch auf eine Darmspiegelung zulasten der Gesetzlichen Krankenkassen haben gesetzliche Versicherte ab einem Alter von 55 Jahren alle zehn Jahre. Es gibt darüber hinaus besondere Indikationen. Prinzipiell gilt: Bei erhöhtem Darmkrebsrisiko  (z.B. familiäre Vorbelastung) müssen Vorsorgeuntersuchungen schon im jüngeren Lebensalter begonnen werden.
 
Darmkrebs tritt viel häufiger auf, als man denkt! Jährlich erkranken in Deutschland rund 70.000 Menschen an Darmkrebs und ca.30.000 Menschen sterben daran. Im Laufe ihres Lebens erkranken in Deutschland  6 von 100 Menschen an Darmkrebs; das ist jeder Fünfzehnte von uns. Männer sind dabei  stärker betroffen. Diese Zahlen sind umso erschreckender, da Darmkrebs – im Gegensatz etwa zum Lungenkrebs – durch Früherkennung nahezu komplett verhindert bzw. sogar geheilt werden kann. Doch nur 18 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen ab 50 Jahren beteiligen sich regelmäßig an Früherkennungsprogrammen. Wagner bedauerte das: „Kaum ein anderer Krebs kann so früh erkannt werden wie der Darmkrebs. Bereits der einfache Test auf verstecktes Blut im Stuhl, regelmäßig einmal jährlich durchgeführt, hilft, das Darmkrebsrisiko zu senken“, stellte Prof. Dr. Wagner bei der Informationsveranstaltung  fest.
 
Wagner dankte Kneipp -Vorsitzendem Gerard Zacher und AOK-Direktor Jürgen Beck sowie u.a. der ILCO-Gruppe für die Unterstützung. In Grußworten riefen Beck und  Zacher dazu auf,  nicht nach der „Vogel-Strauß-Devise“ zu verfahren und sich einen  Ruck zur Vorsorgemaßnahme zu geben. Sie dankten ihrerseits Prof. Dr. Wagner und seinem Team für seine Aufklärungsaktionen, bisher 15 an der Zahl.
 
In viertelstündigem Turnus folgten der Einführung durch Prof. Dr. Wagner Vorträge von weiteren vier Ärzten  und  Fachleuten. Über den Check-up für den Darm, was der Hausarzt macht, sprach Dr. Marion Einhellig, Fachärztin für Allgemeinmedizin. Dass die Darmspiegelung die beste Vorsorge ist, verdeutlichte Prof. Wagner. Was alles mit der richtigen Ernährung zu tun hat, zeigte  Christa Katzdobler von der AOK auf. PD Dr. Nicolas Graf, Onkologe am DONAUISAR Klinikum verwies auf die Fortschritte in der medikamentösen Therapie. Chefarzt Prof. Dr. Matthias Berend verwies auf die Arbeit des Deggendorfer Darmzentrums, wobei Deggendorf unter den 280 zertifizierten Zentren (bei ca. 2.000 Krankenhäusern)  unter den drei besten rangiert. Waltraud Mayer von der Deutschen ILCO-Gruppe Deggendorf hatte u.a. Berichte über Patientenerfahrungen mitgebracht.
 
Im Unterschied zu vielen anderen Krebserkrankungen gibt es bei Darmkrebs die einmalige Chance, die Krankheit durch Vorsorgemaßnahmen komplett zu verhindern oder sie in einem so frühen Stadium zu entdecken, dass sie geheilt werden kann. Ein früh entdeckter Darmkrebs, der sich noch nicht auf andere Organe ausgebreitet hat, ist heute zu 90 bis 100 Prozent heilbar.
 
Viel weniger Männer als Frauen ab 50 nahmen bisher einen kostenlosen Test auf okkultes Blut im Stuhl in Anspruch. Und seit Einführung der kostenlosen Screening-Koloskopien für Versicherte ab dem 55. Geburtstag habe dieses Angebot bislang höchstens jeder zehnte Berechtigte wahrgenommen. In über 90 Prozent der Fälle entwickle sich der Darmkrebs langsam über einen Zeitraum von 8 bis 15 Jahren über zunächst gutartige Wucherungen, die Polypen. Eine wichtige Aufgabe der Vorsorge ist es, diese Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen, bevor sie sich zu einem Darmkrebs entwickeln können. Darmpolypen verursachen quasi keine Beschwerden und können nur mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge aufgespürt werden. Die beste Methode zur Früherkennung ist die vorbeugende Darmspieglung, die ab dem 55. Lebensjahr jetzt auch in die Regelversorgung eingeführt wurde.
 
AOK-Ökotrophologin Christa Katzdobler riet zu reichlich Vollkornprodukten, Obst und Gemüse auf dem täglichen Speiseplan. „Das seien einige Garanten, um Darmkrebs zu vermeiden“, betonte die Referentin. Durch die vielen Ballaststoffe werde der Darm regelmäßig entleert und Schadstoffe so ausgeschieden. Sparsam sei mit Fett umzugehen. Es gelte die  Devise, nicht zu viel und nicht zu fett zu essen.
 
Seit der Einführung der Vorsorgekoloskopie sind weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs gestorben. Warnzeichen sind verändertes Stuhlverhalten, häufiger Durchfall oder Verstopfung oder Blut im Stuhl. Auch sollten Darmkrebsfälle in der Familie alarmieren. Zu Risikogruppen zählen unter anderem Zuckerkranke. Das Darmkrebsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter. Ab dem 50. Lebensjahr kann also jeder im Rahmen des Vorsorgeangebotes der gesetzlichen Krankenkassen einen Stuhlbluttest durchführen und so feststellen lassen, ob ein Verdacht auf Darmpolypen oder Tumore besteht.  Bei einem positiven Testergebnis wird mit einer Darmspiegelung der Ursache der Blutung auf den Grund gegangen. Darmpolypen können bei der Spiegelung gleich entfernt werden. Ab dem 55. Lebensjahr raten die Experten zu einer Darmspiegelung, auch wenn der  Stuhlbluttest negativ war. Menschen, in deren Familien bereits Darmkrebs, Darmpolypen oder Gebärmutterkrebs aufgetreten sind, tragen ein erhöhtes Risiko. Wer Beschwerden hat oder auffällige Veränderungen bemerkt, sollte nicht bis zum nächsten "Vorsorge"-Termin warten, sondern gleich zum Arzt gehen.

Welche Warnzeichen sollte man ernst nehmen? Dazu gehören Blut im Stuhl, andauernde Veränderungen der Stuhlgewohnheiten oder wiederholte stärkere Bauchschmerzen. Diese Symptome können auch auf andere Darmerkrankungen hinweisen. Sie sollten dennoch vom Arzt untersucht werden. Betroffene, bei denen es möglicherweise besondere Risiken für Darmkrebs gibt, sollten mit ihren Ärzten besprechen, ob sie früher mit Früherkennungsuntersuchungen beginnen.

Bei der Diskussion wurde zusammengefasst: Einen absolut sicheren Schutz gibt es auch bei Darmkrebs zwar nicht. Jeder hat es aber in der Hand, sein Darmkrebsrisiko entscheidend zu senken: Folgende Punkte sind besonders wichtig: Auf die richtige Ernährung achten! Dafür sorgen, dass der Lebensstil stimmt: Sport treiben, viel Bewegung, nicht rauchen, Übergewicht vermeiden, kein Alkoholmissbrauch. Schließlich wurde immer wieder gemahnt: „Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, sondern nehmen Sie unbedingt an den Vorsorgeuntersuchungen teil.“