Krampfadern: weit mehr als ein kosmetisches Problem

25.01.2018

Krampfadern: Weit mehr als ein kosmetisches Problem
Leitender Oberarzt Dr. Ilja Alexeenko referiert in Osterhofen

Venenveränderungen betreffen im Laufe des Lebens jeden Menschen. Umso wichtiger ist es zu wissen, ab wann die Veränderungen behandelt werden sollten oder ob es sich um ein rein kosmetisches Problem handelt. Fakt ist: Krampfadern sind eine ernst zu nehmende, komplexe Erkrankung mit vielfältigen Ausprägungen, wie Gefäßchirurg Dr. Ilja Alexeenko vom DONAUISAR Klinikum bei seinem Vortrag im Kolpingsaal Osterhofen betont.

Maßgeblich Schuld an diesem Leiden trage unser aufrechter Gang. Dadurch entstehe ein ständiger Druck auf die Venenklappen, was diese im Laufe der Zeit beeinträchtigen könne: das Blut in den betroffenen Venen fließe durch die undicht gewordenen Klappen in die falsche Richtung. Die sogenannten Krampfadern, in der Fachsprache Varizen genannt, entstehen. Dies passiere häufig im fortgeschrittenen Lebensalter, etwa durch eine vorwiegend stehende Tätigkeit. Aber auch eine Schwangerschaft, Übergewicht oder eine Rechtsherzinsuffizienz seien weitere Faktoren, welche ein Venenleiden begünstigen würden. Krampfader sei jedoch nicht gleich Krampfader. Der Mediziner unterscheide hier Stammvarizen, Seitenastvarizen und Besenreiser als häufigste Formen. Handele es sich bei den Besenreisern meistens um ein überwiegend kosmetisches Problem, sollten andere Arten von Krampfadern ausgeschlossen werden. Insbesondere die Ultraschalldiagnostik liefere hier schnelle und wertvolle Ergebnisse.

Doch Krampfadern müssten nicht in jedem Fall  sofort behandelt werden, häufig sei der Patient über viele Jahre oder gar Jahrzehnte beschwerdefrei. Jedoch könne eine frühzeitige Behandlung eventuelle spätere Schäden und Komplikationen wie zum Beispiel eine Venenthrombose oder offene Beine vorbeugen. Ödeme, Hautpigmentierung oder Gewebeveränderungen könnten auf ein bereits fortgeschrittenes Leiden hindeuten und sollen abgeklärt werden.

Als Basistherapie bei Venenleiden gelte die Kompression, also das Tragen von gut sitzenden Kompressionsstrümpfen und ausreichend Bewegung. Wichtig sei hier, und das fordere oftmals Gewöhnung, dass die Strümpfe konsequent täglich getragen werden. Nur so könne das gewünschte Entlastungsergebnis erzielt und eine Operation vermieden werden. Als Alternative kommen immer häufiger minimal-invasive Verfahren wie Lasertherapie oder Radiofrequenztherapie zum Einsatz. Mit Sklerosierung („Wegspritzen“) können auch gute Ergebnisse erzielt werden. Die Möglichkeiten seien hier vielfältig. Ziel des Eingriffes sei es immer, den Rückfluss des Blutes in die erweiterte Vene zu stoppen und die Beschwerden, z.B. Schwellungen, Schwergefühl, Stauungen, zu reduzieren. Eine Operation komme insbesondere dann in Betracht, wenn eine fortgeschrittene Erkrankung vorliegt oder die minimal-invasiven Methoden nicht das gewünschte Ergebnis erzielen können. 

Immer häufiger werden die Patienten mit minimal-invasiven Verfahren behandelt. Die Kosten für die Behandlung werden mittlerweile von den meisten Krankenkassen übernommen. Die Behandlung wird in den überwiegenden Fällen von Phlebologen oder auch Dermatologen in niedergelassenen Praxen durchgeführt. Gehen Krampfadern aber einher mit komplexen Durchblutungsstörungen der Beine, sollten spezialisierte Gefäßchirurgen aufgesucht werden, um die Beschwerden abzuklären.

Dass es sich bei Krampfadern um ein Volksleiden handelt, zeigte der gut besuchte Vortrag und die vielen, individuellen Fragen, welche die Zuhörer im Anschluss an die Präsentation an den Referenten stellten.

Die Veranstaltung wurde von der AOK, dem Kneippverein, der Volkshochschule und dem DONAUISAR Klinikum gemeinschaftlich organisiert. Der nächste Vortrag in der Reihe „Gesundheit im Dialog“ findet statt am 6. Februar um 19 Uhr in der AOK Deggendorf, Bahnhofstraße 94. Chefarzt Professor Dr. Stefan Rath und Oberarzt Anton Kunz informieren hier über Erkrankungen der Hand.


Foto: Peter Wagner von der AOK Plattling begrüßte den Referenten herzlich zum Vortrag im Kolpingsaal Osterhofen