Neuroonkologisches Zentrum: Erfolgreich gegen Gehirntumore

20.12.2017


2. Niederbayerischer Patiententag des Neuroonkologischen Zentrums

Was gibt es Neues bei der Behandlung von Gehirntumoren? Wie können die Patienten am besten mit ihrer Erkrankung zurechtkommen und wie gehen andere damit um? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des zweiten Niederbayerischen Patiententags des Neuroonkologischen Zentrums am DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Organisiert wurde der Nachmittag durch Chefarzt Prof. Dr. Stefan Rath und Oberarzt Dr. Johannes Tilgner.

Von einer neuen, vielversprechenden Therapie bei der Nachbehandlung eines bösartigen Hirntumors nach einer Operation mittels elektrischen Wechselfeldern berichtete Professor Dr. Martin Proescholdt vom Universitätsklinikum Regensburg. Bei den sogenannten „Tumortherapiefeldern“ wird die Zellteilung der Krebszellen mittels hochfrequenten Stroms gestört. „Durch die Methode können wir die Zeit, bis die Erkrankung wiederkommt, deutlich verlängern“, sagte der Regensburger Experte und fügte an: „Die Methode ist der erste wirkliche Fortschritt in der Behandlung eines bösartigen Hirntumors seit gut zehn Jahren und wir arbeiten eng mit dem Zentrum in Deggendorf zusammen.“ Deswegen steht die Methode auch Patienten dort zur Verfügung.

Fragen von Patienten zur Chemotherapie beantwortete Privatdozent Dr. Nicolas Graf, der die Onkologie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf leitet. Er ging auch auf die Frage nach dem Einsatz von Methadon ein, nachdem dieses Medikament breit in der Presse in den letzten Monaten als „Heilbringer“ dargestellt wurde. Bisher gebe es jedoch keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte für einen therapeutischen Nutzen. So berichtete Prof. Proescholdt, dass Methadon in seinen Forschungen an Zellen im Reagenzglas manche Tumorzellen zum Wachstum anregte: „Manche Zellen lieben diesen Stoff geradezu.“

Referenten und Organisatoren

Über die moderne Strahlentherapie berichtete Dr. Christian Diehl von der Technischen Universität München/Klinikum rechts der Isar. Der Fortschritt der Bestrahlungstechnik macht eine immer genauere und schonendere Behandlung möglich und somit können wichtige Zentren im Gehirn geschont werden. Dieses führt zu erheblich weniger Nebenwirkungen und die Möglichkeit einer erneuten Bestrahlung bei einem Wiederauftreten des Tumors wird erhöht.

Im zweiten Teil des Nachmittags ging es um die „weichen Faktoren“ der Bewältigung einer Hirntumorerkrankung. So ging es in dem Vortrag von Josef Plenk, leitender Physiotherapeut am DONAUISAR Klinikum Landau, um die positiven Aspekte der Bewegung auf die seelische und körperliche Gesundung des Menschen. Herr Plenk machte die Bedeutung von Aktivität deutlich: „Der Sport ist so wichtig und so heilungsfördern wie Medikamente. Es gibt Studien, dass er ähnlich wichtig ist wie eine Chemotherapie.“ Die Psychoonkologin des Neuroonkologischen Zentrums Dipl. Psych. Andreea Klass ging auf die Bedeutung der Kommunikation zwischen Arzt und Patient ein. Sie erklärte auch in verständlicher Form, was eine Psychoonkologin tut und wie die Psychoonkologie positiv den Patienten bei seiner Erkrankung begleiten kann.

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Frau Martina K. Gruber aus Ortenburg als Betroffene. Sehr persönlich stellte sie ihre Ängste, den rationalen Medizinbetrieb und die soziale Isolierung in einem eigenhändig verfassten Bericht dar. Aber auch die im Verlauf entstehende Annahme der Erkrankung und auch ihre positiven Seiten wurden von ihr anschaulich dargelegt. Im Rahmen des Patiententags hat sie ein Interview gegeben und drei Fragen beantwortet:

Martina K. Gruber
Martina K. Gruber

Wie ist der Gehirntumor diagnostiziert worden?
Erst gingen die Ärzte wegen meiner Erschöpfung von einem Burn-out aus. Dann konnte ich ein Bein nicht mehr heben und kam ins Klinikum Passau. Dort sagte man mir, dass ich etwas im Kopf habe, was da nicht hingehört und verlegte mich zu den Spezialisten nach Deggendorf.

Wie ging es dann weiter?
Prof. Rath hat mich in Deggendorf optimal operiert. Ich hatte dann 33 Bestrahlungen und 75 Chemotage. Das Schlimme in dieser Zeit war, dass sich viele von mir zurückgezogen haben. Auch in dem Verein, in dem ich mich über Jahre engagiert habe. Wichtig war, dass ich mich immer mehr auf meine innere Kraft stützen konnte. Sport und Ernährung sind auch ganz wichtig. Heute halte ich mit Schachunterricht meine Gehirnzellen auf Trapp. Am Anfang haben mir die Ärzte ein Jahr gegeben, heute lebe ich schon dreieinhalb und es sollen noch mehr werden.

Warum machen Sie Ihre Erkrankung öffentlich?
Ich habe mich sehr allein gefühlt. Ich hatte keinen, den ich fragen konnte. Die Betroffenen sollen wissen, dass sie nicht alleine sind.

Wer Verbindung zu Martina K. Gruber aufnehmen möchte, kann sich an das Sekretariat der Klinik für Neurochirurgie des DONAUISAR Klinikums Deggendorf wenden (0991/380-3851). Dieses stellt dann gerne den Kontakt her.