"Hepatitis eliminieren!"

28.07.2017

„Hepatitis eliminieren“
Interview mit Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner zum Welthepatitistag


Der Welt-Hepatitis-Tag ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am 28. Juli statt. Im Jahr 2010 erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Hepatitis als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag als offizieller Gesundheitstag durchgeführt. Dieses Jahr lautet das Motto des Welt-Hepatitis-Tags „Hepatitis eliminieren!“ Nach aktuellen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation leben weltweit 257 Millionen Menschen mit Hepatitis B und 71 Millionen mit Hepatitis C. Bis 2030 sollen diese Infektionen drastisch eingedämmt werden. Auch in Deutschland sind Hunderttausende von chronischer Hepatitis B und C betroffen.

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages haben wir Prof. Dr. Siegfried Wagner als anerkannten Experten für Lebererkrankungen und Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Onko- und Hämatologie, Diabetologie, Infektiologie und Palliativmedizin am DONAUISAR Klinikum Deggendorf ein paar Fragen gestellt.

Was ist eine Hepatitis und wie kommt sie zustande?
Eine Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, häufig verursacht durch Viren. Derzeit sind fünf Hepatitis-Erreger bekannt: A, B, C, D, E. Die Erreger rufen unterschiedlich schwere Leberentzündungen hervor, die spontan ausheilen oder chronische Verläufe nehmen können.

Wie bemerke ich, dass ich eine Hepatitis habe? 
Leider gibt es keine spezifischen Symptome, die eindeutig eine Leberentzündung anzeigen. Viele Patienten mit einer chronischen Hepatitis fühlen sich einfach nur dauerhaft matt und abgeschlagen. Einige Patienten berichten auch über einen dumpfen Druckschmerz im rechten Oberbauch. Andere Patienten leiden einfach unter Gelenkschmerzen. Nur im Falle einer stark akuten Hepatitis oder im fortgeschrittenen Stadium einer Leberzirrhose stellt sich eine so genannte „Gelbsucht“ ein.

Wie werden Hepatitis A, B und C übertragen? 
Die Hepatitis A kommt z. B. in südeuropäischen Ländern häufig vor. Die Viren werden mit dem Stuhl ausgeschieden und durch engen körperlichen Kontakt weitergegeben oder mit kontaminierten Nahrungsmitteln aufgenommen. Häufige Infektionsquellen für eine Hepatitis A sind kontaminiertes Trinkwasser, roh oder ungenügend gekochte Muscheln, Austern, andere Schalentiere sowie Gemüse.

Die Übertragung von Hepatitis B geschieht vor allem durch Blut- und Schleimhautkontakte (z. B. Transfusionen oder sexuelle Kontakte), aber auch durch kontaminierte Nadeln beim intravenösen Drogenkonsum.

Die Übertragung von Hepatitis C erfolgt durch direkten Blut-Blut-Kontakt. Die meisten heute bestehenden Infektionen lassen sich auf intravenösen Drogenkonsum und Transfusion von Blutprodukten vor 1990 zurückführen. Heute ist eine Infektion über Blutprodukte praktisch ausgeschlossen, da seit 2001 jedes Blutprodukt direkt auf das Hepatitis-C-Virus getestet wird. Außerdem stellen Tätowierungen, Piercings, Akupunktur und medizinische Eingriffe unter nicht hygienischen Bedingungen Risikofaktoren dar. Übertragungen einer Infektion von einer infizierten Mutter auf das Kind vor oder während der Geburt kommen in bis zu 7 Prozent der Fälle vor. Leider lässt sich die Infektionsursache in vielen Fällen nicht sicher eruieren.

Spielt Hepatitis heutzutage noch eine Rolle?
In Deutschland sind geschätzt 250 000 bis 500 000 Personen an einer chronischen Hepatitis C infiziert und etwa auch 250 000 an einer chronischen Hepatitis B. Damit gehört Deutschland zu den Ländern mit einer geringen Verbreitung von Hepatitis B und C in der Allgemeinbevölkerung. Es gibt jedoch stärker betroffene Gruppen: Personen, die sich Drogen injizieren, Personen mit HIV-Infektion oder Haftinsassen.
Eine akute Hepatitis A Infektion wurde 2016 bei 736 Fällen dem Robert Koch Institut berichtet.

Kann man Hepatitis wirksam durch eine Impfung vorbeugen?
Für die Hepatitis A und B gibt es sehr gut verträgliche Impfstoffe, die sicher vor einer Infektion schützen. Nach den Empfehlungen des Robert Koch Institutes sollen alle Kinder und Jugendliche gegen Hepatitis B geimpft werden. Eine Impfung gegen Hepatitis A wird bei folgenden Risikogruppen empfohlen: Reisende in tropische Regionen, medizinisches Personal in Kinderkliniken, Personal in Kindergärten und Kindertagesstätten, Küchenpersonal, Homosexuelle.

Wie wird eine Hepatitis behandelt?
Eine akute Hepatitis-Infektion wird meist nur symptomatisch behandelt. Bei einem chronischen Verlauf steht neuerdings für die Hepatitis C eine sehr effektive und gut verträgliche medikamentöse Therapie zur Verfügung, die fast immer zu einer Ausheilung der Infektion führt. Für die Hepatitis B gibt es gut verträgliche Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen, allerdings müssen diese meist langfristig eingenommen werden, da es nur selten zu einer Ausheilung der chronischen Hepatitis B kommt.