Volle Stadthalle beim Hygienetag

23.05.2017

Gute Resonanz: 260 Teilnehmer beim Hygienetag

Hygiene ist und bleibt ein extrem wichtiges Thema in allen medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Das zeigen die 260 Teilnehmer beim 19. Hygienetag, die der Ärztliche Direktor und Hygieneverantwortliche Arzt des DONAUISAR Klinikums Deggendorf-Dingolfing-Landau, Dr. Josef Huber begrüßte. Die Teilnehmer kamen aus Kliniken, Praxen, Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsämtern aus allen umliegenden Landkreisen, sogar aus München und Erlangen. Die Veranstaltung organisierte die Hygienefachkraft Rita Reimprecht zusammen mit ihren Kollegen. Bei den Programmpunkten orientierte sie sich an den Wünschen der Teilnehmer aus dem Vorjahr – und die waren breit gefächert.

Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Mitglied der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert-Koch-Institutes und Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart, informierte über neue Leitlinien zur Hygiene bei Clostridium difficile (CD). Die Fallzahlen bei diesen Bakterien seien steigend, wobei das Diagnostikverfahren mittlerweile sehr genau sei. Patienten mit CD verursachtem Durchfall werden im Einzelzimmer isoliert, die tägliche desinfizierende Zimmerreinigung erfolgt mit speziellen Präparaten. Eine Besonderheit gebe es bei der Händehygiene: Da der Alkohol im Händedesinfektionsmittel gegen Sporen unwirksam sei, müsse nach der Händedesinfektion zusätzlich ein gründliches Händewaschen mit Seife erfolgen. Als Prävention von Durchfällen bei Antibiotikaeinnahme eigne sich z. B. Trinkjoghurt mit lebenden Lactobacillen bei einer Einnahme von 2x100 ml pro Tag parallel und bis zu eine Woche nach der Einnahme.

Der Direktor des Zentrums für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene der Uniklinik Jena, Prof. Dr. Mathias Pletz, berichtete vom Umgang mit einem Ausbruchsgeschehen mit multiresistenten Erregern. Es sei eine schnelle Reaktion und Risikoanalyse erforderlich. Hierzu sei es wichtig, vorab eine Kommunikationsstruktur innerhalb der Klinik festzulegen. Eine frühzeitige Einbindung des Gesundheitsamtes sei entscheidend. Die Basishygienemaßnahmen seien strikt einzuhalten. Die Patienten sollten im Einzelzimmer isoliert werden. Sehr hilfreich seien die Verwendung von Checklisten und ein festgelegtes Aufnahmescreening.

Referenten beim Hygienetag

Die Organisatoren mit einigen Referenten: Oberarzt der Hygiene Thoas Merbach (v.l.), Medizinaldirektor am Gesundheitsamt Deggendorf, Dr. Horst Zeindl, Hygienefachkräfte Josef Haslböck und Rita Reimprecht, Prof. Dr. med. Mathias Pletz, Hygienefachkraft Petra Staudinger, Dr. Matthias Hallhuber, Chefarzt Dr. Josef Huber und Prof. Dr. Matthias Trautmann.

Dr. rer. nat. Dipl. Biologe Matthias Hallhuber von der Firma Schülke informierte über das „farbenfrohe“ Thema Hautantiseptik. Durch sie solle verhindert werden, dass Krankheitserreger aus ihren physiologischen Regionen in normalerweise mikrobiell nicht besiedelte Körperbereiche des Patienten (z. B. Blutbahn, Körperhöhlen) verschleppt werden. Das Ziel ist die Vermeidung bzw. Unterbrechung von Infektionsketten mittels der Abtötung von Krankheitserregern. Bereits im alten Ägypten wendeten die Menschen z. B. Tierfett, Honig, Essig oder Seegras an. Im Verlauf der Geschichte hat sich die Antiseptik ständig weiter verbessert. Während 1889 mit Lysol das erste Marken-Desinfektionsmittel auf den Markt kam, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Herstellern. Aufgrund der optischen Wirkung würden immer noch gerne gefärbte Mittel zur Hautantiseptik angewendet. Der wesentliche Punkt bei der Hautdesinfektion ist jedoch die richtige Durchführung und Einhaltung der Einwirkzeit sowie die Beachtung der Wirksamkeit. Einen hohen Stellenwert hat nun die präoperative, antiseptische Waschung des Patienten, welche viele Kliniken mittlerweile standardisiert umsetzen.

Viele Kliniken, Reha-Einrichtungen, geriatrische Einrichtungen und Altenheime setzen inzwischen zur Unterstützung ihrer Therapie tiergestützte Interventionen ein. Silke Lederbogen ist Sozialpädagogin am Bezirksklinikum Mainkofen und stellte anhand vieler Beispiele die Arbeit tiergestützter Interventionen (TGI) vor. So gebe es zwingende Voraussetzungen, um überhaupt mit einer entsprechenden Therapie starten zu können. Es müssen zuvor Kosten, Versicherungsschutz, Tierschutz, Ausbildung eines Therapieteams usw. eruiert werden. Es sei zwingend erforderlich, ein Hygienekonzept zu erstellen. So werde in einem Desinfektionsplan die hygienische Reinigung des Wassernapfes, Hundekorbs, Tierdecke usw. festgelegt. Sie stellte einen Regelkatalog für Hunde sowie die Hinweise des Robert-Koch-Institutes zur Verfügung.

Dr. Thomas Holzmann, Oberarzt der Klinischen Bakteriologie und Hygiene des Universitätsklinikum Regensburg, referierte über „Waschen ohne Wasser – Dekontamination mit Octenidin“. Er zeigte anhand Statistiken die Wirkweise von Chlorhexidin und Octenidin als Waschsubstanz auf. An der Berliner Charitè sei die Wirksamkeit von Octenidin haltigen Waschtüchern auf 17 Intensivstationen überprüft worden. Dabei sei die Zufriedenheit der Mitarbeiter sehr hoch. Der logistische Aufwand sei geringer, da u. a. die Aufbereitung von Waschschüsseln entfalle. Das Risiko durch wasserassoziierte Krankheitserreger entfalle. Eine Reduktion von Infektionen sei bisher jedoch nicht messbar. Methodisch bessere Studien werden noch erfolgen müssen. Dr. Holzmann wies darauf hin, dass Waschungen mit Octenidin auf keinen Fall die Basishygiene ersetzen.

Dank des großen Raumangebotes der Stadthalle konnten 17 verschiedene Aussteller der Industrie über aktuelle Produkte informieren: Hände- und Flächendesinfektionsmittel, Wasserfilter, Abwurfbehälter und viele weitere Hygieneartikel wurden den Besuchern vorgestellt und Fragen beantwortet.

Die Präsentationen einiger Vorträge finden Sie hier.