Jeder zehnte Patient klagt über Schwindel

15.05.2017

Jeder zehnte Patient klagt über Schwindelstörungen
Neurologie-Spezialist Dr. Thosten Fortwängler sprach in der AOK und beim Kneippverein
 
Text von Gerard Zacher

Schwindel ist ein häufiges Problem. Jeder 10.Patient klagt beim Hausarzt über Schwindel. Über sieben Prozent aller Menschen in Deutschland waren schon einmal davon betroffen. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für mögliche Schwindelbeschwerden zudem signifikant an: Mehr als 30 Prozent der über 65-Jährigen und fast 50 Prozent der über 85-Jährigen leiden darunter. Schwindel kann das Alltagsleben stark beeinträchtigen. Das führt bei vielen Betroffenen zu einem Leidensdruck. Wenn man schwindelig ist , verliert man die  Körpersicherheit im Raum und nimmt Bewegungen der Umgebung wahr, die tatsächlich nicht existieren. Die Folge sind Gleichgewichtsstörungen bis hin zur Fallneigung – verbunden mit vielfältigen Begleitsymptomen. Unterschiedliche Schwindel-Formen können durch verschiedene Vorgänge im Organismus entstehen.
 
Der Fachbereichsleiter für Neurologie am DONAUISAR Klinikum Dr. Thorsten  Fortwängler ging auf häufige Ursachen, Erkennung und Behandlung dieser Erkrankung im übervollen Saal der AOK  ein. Es war dies eine Veranstaltung der AOK, vertreten durch Christa Katzdobler,  des Kneippvereins, vertreten durch Vorsitzenden  Gerard Zacher und stellv. Vorsitzender Johanna Nothhaft, der vhs und des Klinikums,.
 
Schwindel ist ein  Alarmzeichen des Gehirns, ein Hinweis darauf, dass etwas in dem System, das das Gleichgewicht regelt, nicht stimmt bzw. gestört ist. Außergewöhnliche, aber an sich harmlose Reise wie etwa eine schnelle Karussellfahrt können das Gleichgewichtssystem kurzfristig irritieren. Bestimmte Krankheiten beeinträchtigen  jedoch die Funktionen  manchmal nachhaltig. Dabei handelt es sich häufig um Erkrankungen im Innenohr, wo das Gleichgewicht sitzt, oder um Störungen im Gleichgewichtszentrum im Gehirn. In Frage kommen außerdem Nervenentzündungen, Gefäßprobleme, Herz- Kreislaufstörungen, Stoffwechselerkrankungen oder psychische Leiden.
 
Es ist wichtig zu wissen, wie unser Gleichgewichtssystem und andere Körpersysteme zusammen arbeiten, damit man sich sicher im Raum zurechtfinden und bewegen kann.Manchmal  leiden Patienten nicht nur unter dem Schwindel selbst, sondern zeigen zusätzliche Symptome. Bestimmte begleitende Symptome weisen auf bestimmte Ursachen hin. Daher ist die Schilderung der Begleitsymptome für die Diagnose sehr wichtig, so der Spezialist.
 
Dr. Fortwängler sprach von einem breiten, vielgestaltigen Feld und erläuterte die einzelnen Schwindelarten, deren Verlauf und mögliche Therapien. Der Schwindel kann aus heiterem Himmel kommen. Plötzlich dreht sich die Welt oder ein Schwanken setzt ein. Geht die Orientierung im Raum verloren, kann dies auch  mit Angst verbunden sein . Der Arzt wolle bei einer Behandlung u.a. wissen, seit wann und bei welchen Gelegenheiten und wie  der Schwindel auftrete, wie seine Dynamik ist, wie er beschaffen ist, ob Ohrengeräsche vorhanden sind, welche neurologischen Symtome  auftreten, ob Sehstörungen bestehen, welche Medikamente eingenommen werden usw.

Die Schwindeldiagnose sei ein "Handwerk", wobei es auf das Zuhören mitankomme. In 80 Prozent genüge eine kurze Untersuchung, freilich sei evtl. auch ein HNO-Arzt bzw. Neurologe einzuschalten. Schwindel entsteht durch eine gestörte Interaktion der an der Raumorientierung beteiligten Sinnessysteme (Auge, Gleichgewichtsorgan und Rezeptoren in Haut, Muskulatur und Gelenken) und deren Abgleich mit der Motorik. Der Referent zeigte einige Arten des Schwindels auf. Er setzte hinter die Frage, in welchen Fällen  eine ärztl. Behandlung notwendig sei allerdings ein Fragezeichen, das  wolle er offen lassen. Bei akuten  Alarmzeichen  wie u.a. zum Schwindel zusätzliche neurologische Ausfälle bzw. wesentliche Kopfschmerzen usw. sollte in jedem Falle  ein Arzt aufgesucht werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Bei jedweden Anzeichen eines neurologischen Schwindels ist die sofortige Hinzuziehung eines Arztes  notwendig.

Bei Schwindelanfällen, die mit sensorischen und körperlichen Einschränkungen verbunden sind, ist schnelles Handeln lebenswichtig und eine umfassende neurologische Untersuchung für die weitere Behandlung von Bedeutung. Kranke mit schwerwiegenden Gleichgewichtsstörungen dürfen  kein Fahrzeug führen. In diesen Fällen gilt jedenfalls: Wer unter ständigen oder anfallsweise auftretenden Störungen des Gleichgewichts leidet, ist zum Führen von Kraftfahrzeugen aller Klassen ungeeignet.
 

Foto: Mit dem Referenten Dr. Thorsten Fortwängler (3. von li.) sprachen von li. Kneippvorsitzender Gerard Zacher, AOK-Referentin Christa Katzdobler, stellv. Kneippvorsitzende Johanna Nothhaft.