Darmkrebsvorsorge: "Ausreden können tödlich sein"

09.03.2017

Darmkrebsvorsorge: "Ausreden können tödlich sein"
Aufklärungsaktion mit mehreren Referenten - Bürgermeister Jürgen Roith Schirmherr 
 
 von Gerard Zacher
 
Unter dem Motto "Ausreden können tödlich sein!" wird das Ziel verfolgt  die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Bevölkerung im Darmkrebsmonat März 2017 auf die Darmkrebsprävention zu richten. Jährlich sterben allein in Deutschland ca. 30 000 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Dabei kann man kaum einer Krebsart so leicht vorbeugen. Darmkrebs ist eine stille Krankheit und verursacht zunächst keine Symptome. Wenn dann typische Beschwerden wie Leibschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten oder sichtbare Blutauflagerungen auftreten, ist die Krankheit oft schon weit fortgeschritten.  Die Häufigkeit von Darmkrebs nimmt mit dem Alter zu. Im Rahmen der gesetzlichen Krebsvorsorge sind daher alle Menschen ab 50 aufgerufen, an der Darmkrebsfrüherkennung teilzunehmen. Aber: auch jüngere Menschen können betroffen sein, insbesondere wenn sie familiär vorbelastet sind. In Deutschland sank die Neuerkrankungsrate für Darmkrebs seit 2003 um etwa 16 Prozent.

Das Robert Koch Institut bewertet diesen Rückgang als Effekt der Vorsorge-Darmspiegelung: „Der in Deutschland erkennbare Rückgang der Inzidenz in den letzten Jahren, vor allem für die unteren Darmabschnitte, spricht insgesamt für einen positiven Einfluss der Früherkennungs-Koloskopie, die Versicherten seit Oktober 2002 ab dem 55. Lebensjahr angeboten wird. Dabei können Ärztinnen und Ärzte gutartige Veränderungen (Adenome) entfernen, die sich sonst zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln könnten.“
Darmkrebs betrifft nicht nur ältere Menschen. Studien zeigen, dass die Zahl der jüngeren Erkrankten ansteigt. Maßnahmen zur frühen Identifizierung sind gefordert.
 
Darmkrebs gehört in Deutschland zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Insgesamt ereilt jährlich ca. 70 000 Frauen und Männer in Deutschland diese Diagnose. Dies Zahlen stimmen traurig, denn wenn der Tumor rechtzeitig erkannt wird, bestehen gute Heilungschancen.  Die diesbezügliche  Darm-Krebs-Vorsorge- Kampagne  2017 am Dienstagabend unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters J.Roith (Winzer) im Gasthaus "Zur Post"  hatte das Ziel, auf die Notwendigkeit  der  Darmkrebsprävention zu verweisen. Leider nehmen trotz der weit verbreiteten Angst, selbst an Krebs zu erkranken, immer noch zu wenige Menschen die Möglichkeit von Vorsorgeuntersuchungen wahr. Zu einer stärkeren Nutzung der Darm-Krebsvorsorge rief Chefarzt Prof Dr.med Siegfried Wagner, der Motor Veranstaltungen „Darmkrebs –Vorsorge “ im Landkreis Deggendorf, auf. Er wie die weiteren Redner betonten: Vorsorge ist das beste Mittel gegen Darm-Krebs, je früher eine Erkrankung oder deren Vorstufen erkannt werden, desto effizienter kann dagegen vorgegangen beziehungsweise können akute Erkrankungen komplett vermieden werden. Bei rechtzeitiger Erkennung ist Darmkrebs heilbar. Leider nehmen trotz der weit verbreiteten Angst, selbst an Krebs zu erkranken, immer noch zu wenige Menschen die Möglichkeit von Vorsorgeuntersuchungen wahr. Wenn die Vorsorge allerdings zu lange hinausgezögert wurde, bis der Darmkrebs zu weit fortgeschritten ist, sinken die Heilungschancen dramatisch. Daher soll für diese Prävention begeistert und dazu motiviert werden, die gesetzlichen Leistungen in Anspruch zu nehmen.
 
Chefarzt Dr. Wagner dankte insbesondere Schirmherrn Bürgermeister Roith, Kneippvereinsvorsitzendem Gerard Zacher sowie AOK-Direktor Jürgen Beck  für die Unterstützung, er bezog dabei auch das Darmzentrum, die Vhs, die Gastro Liga und Ilco (Waltraud Mayer, Regionalsprecherin, Osterhofen) ein. Viele lauschten am Montagabend den entsprechenden Ausführungen von acht Spezialisten, die ihre Appelle besonders an die Männer richteten, denn diese erkranken eher und gehen weniger zur Vorsorge  Grußworte und zur Einführung sprachen Schirmherr Bürgermeister Roith, AOK-Direktor Jürgen Beck, Kneippvorsitzender Gerard Zacher und Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner vom DONAUISAR Klinikum.
 
In Kurzreferaten gingen die Fachleute besonders auf verschiedene Aspekte ein:
AOK- Dipl. Ökotrophologin Christa Katzdobler referierte zum Auftakt über "Gesunde Ernährung ist lecker und schützt auch vor Krebs". Üppiges Essen , zu viel, zu süss, zu fett sei eher schädlich.  Sie riet u.a. zu reichlich Vollkornprodukten, Obst und Gemüse oder auch Fisch auf dem täglichen Speiseplan. „Das sind die besten Garanten, um Darmkrebs zu vermeiden“, betonte die Referentin. Durch viele Ballaststoffe werde der Darm regelmäßig entleert und Schadstoffe so ausgeschieden. Sparsam sei u.a. mit Fett, rotem Fleisch, Fertigprodukten und Alkohol umzugehen. Ein falscher Lebensstil fördere den Darmkrebs.  Der Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. Markus Loibl (Winzer) sprach über "Krebsvorsorge durch den Hausarzt". Nur 18 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen ab 50 Jahren beteiligen sich regelmäßig an Früherkennungsprogrammen. Der Hausarzt  bedauerte das: „Kaum ein anderer Krebs kann so früh erkannt werden wie der Darmkrebs". Bestehenden Ängsten trat er entgegen.  Er verdeutlichte den Check-up durch den Hausarzt bei dem auch andere Erkrankungen erkannt werden können
 
Der Internist Dr. Peter Vogl (Osterhofen) sprach zum Thema "Darmspiegelung für jeden: Wann, wie und warum?" Seit der Einführung der Vorsorgekoloskopie, so Dr. Vogl, sind weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs gestorben Er zeigte u.a. die Darmspiegelung auf, Angst vor ihr sei unbegründet. In über 90 Prozent der Fälle entwickle sich der Darmkrebs langsam über einen Zeitraum von 8 bis 15 Jahren über zunächst gutartige Wucherungen, die Polypen. Eine wichtige Aufgabe der Vorsorge ist es, diese Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen, bevor sie sich zu einem Darmkrebs entwickeln können. Darmpolypen verursachen quasi keine Beschwerden und können nur mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge aufgespürt werden.
 
Die beste Methode zur Früherkennung ist die vorbeugende Darmspieglung, die ab dem 55. Lebensjahr in die Regelversorgung eingeführt wurde.  Ab dem 50. Lebensjahr kann jeder im Rahmen des Vorsorgeangebotes der gesetzlichen Krankenkassen u.a. einen Stuhlbluttest durchführen und so feststellen lassen, ob ein Verdacht auf Darmpolypen oder Tumore besteht. Bei einem positiven Testergebnis wird mit einer Darmspiegelung der Ursache der Blutung auf den Grund gegangen. Darmpolypen können bei der Spiegelung gleich entfernt werden. Ab dem 55. Lebensjahr raten die Experten zu einer Darmspiegelung, auch wenn der jährliche Stuhlbluttest negativ war. Menschen, in deren Familien bereits Darmkrebs, Darmpolypen oder Gebärmutterkrebs aufgetreten sind, tragen ein erhöhtes Risiko. Der Facharzt ging weiter auf die verschiedenen Früherkennungsmöglichkeiten ein. Bei befundloser Darmspiegelung sollte eine Wiederholung nach 10 Jahren erfolgen. Anders ist es im Fall eines erhöhten Risikos. Hier gelten individuelle Empfehlungen, die man mit dem Arzt besprechen sollte.
 
Chefarzt Prof. Dr. Matthias Behrend stellte das zertifizierte Darmzentrum Deggendorf vor, das sehr gute Ergebnisse im Vergleich zu anderen Darmzentren und den Durchschnittswerten aufweisen kann. Von den über 2 000 Krankenhäusern hätten nur 267 ein solches Zertifikat. Der Chefarzt zeigte an Hand von zahlreichen Statistiken das herausragende Wirken in Deggendorf auf. Im bundesweiten Qualitätsvergleich sei Deggendorf führend an 3. Stelle.  Privatdozent Dr. Nicolas Graf, Sektionsleiter der Onkologie am DONAUISAR Klinikum ging auf die Fortschritte bei den modernen, maßgeschneiderten Therapiekonzepten bei Darmkrebs ein. 

Foto (v.l.): Gerard Zacher (Kneippverein), PD Dr. med. Nicolas Graf, Jürgen Beck (Direktor AOK), Prof. Dr. med. Matthias Behrend (Chefarzt DONAUISAR Klinikum), Christa Katzdobler (AOK), Prof. Dr. med. Siegfried Wagner (Chefarzt DONAUISAR Klinikum), Dr. med. Markus Loibl (Allgemeinmediziner Winzer/Hengersberg), Dr. med. Peter Vogl (Internist Osterhofen) und Schirmherr Jürgen Roith (Bürgermeister Gemeinde Winzer)