Schmerztherapie verbessert die Lebensqualität

07.02.2017

Chefarzt Dr. Axel Menzebach sprach auf Einladung
von AOK, Kneippverein und vhs

"Chronische Schmerzen: zwischen Wunsch und Wirklichkeit" lautete das Thema, über das Chefarzt Dr. Axel Menzebach vom DONAUISAR Klinikum im vollen historischen großen Rathaussaal sprach. Er zeigte an Hand von Beispielen auf, wie Schmerztherapien bei schweren Leidensbildern und chronischen Schmerzen die Lebensqualität verbessern können. Schirmherr Oberbürgermeister Dr. Christian Moser war an diesem Thema sehr interessiert. Er dankte den Veranstaltern, dass sie dazu Probleme und Möglichkeiten aufzeigen. Es war dies eine Veranstaltung der Reihe "Gesundheit im Dialog der AOK, vertreten durch Direktor Jürgen Beck, des Kneippvereins, vertreten durch Vorsitzenden Gerard Zacher, des DONAUISAR Klinikums, vertreten durch Jürgen Stern sowie der vhs.

Eine komplexe Erkrankung wie das chronische Schmerzsyndrom erfordert in der Regel auch eine komplexe Therapie, die der jeweiligen Schmerzform angepasst ist. Dementsprechend gibt es kein Allheilmittel gegen chronische Schmerzen. Welches Verfahren zur Behandlung einer speziellen Schmerzform geeignet ist, muss individuell und auf Basis einer umfassenden Untersuchung entschieden werden. Chefarzt Dr. Menzebach gab einen allgemeinen Überblick über verschiedene Verfahren, die zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden können. Oft ist es eine Kombination verschiedener Verfahren, eine sogenannte „multimodale Therapie“, die am meisten Erfolg verspricht. Wichtig ist vor allem aber auch die Eigenaktivität der Patienten.

Referenten
Über Schmerztherapien sprachen mit Chefarzt Dr. Axel Menzebach (2. von li) Kneippvorsitzender Gerard Zacher (von li.), AOK-Direktor Jürgen Beck und Oberbürgermeister Dr. Christian Moser.

Schmerzen bedürfen mitunter einer speziellen Versorgung. Für Schmerzen gibt es verschiedene Ursachen: eine Operation oder eine akute bzw. chronische Erkrankung. Schmerzen bedürfen einer speziellen Versorgung. Eine unzureichende Schmerztherapie bei akuten Schmerzen beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Im Sinne einer guten Patientenversorgung, der Erhaltung oder Wiederherstellung der Lebensqualität und Selbständigkeit ist eine adäquate, auf und mit dem Patienten abgestimmte Schmerztherapie unerlässlich.

Aus der Unterschiedlichkeit der Schmerzen entsteht eine anspruchsvolle Aufgabe für den Chefarzt und sein Team: „Der eine hat Schmerzen in der Hand und will neben vielen anderen Alltagstätigkeiten auch wieder mit den Enkeln Plätzchen backen können." Der andere leidet so stark unter Nervenschmerzen, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. "Wir vereinbaren mit unseren Patienten deshalb ganz individuelle, realistische und konkrete Ziele und versuchen gemeinsam mit ihnen, durch den Schmerz verschüttete Ressourcen zu aktivieren.“ Trotzdem wollte Dr. Menzebach nicht zu viel versprechen: „Menschen funktionieren nicht wie Autos, bei denen man ein defektes Teil austauscht und dann läuft der Motor wieder. Wir behandeln ganze Menschen mit all ihren komplexen Schmerzproblemen, unterschiedlichen Biographien und Lebensentwürfen. Wunderheilungen sind nicht zu erwarten. Auch gebe es keine Wunderarzneien. Der Einsatz von z.B. Cannabis auf Rezept sei aufgrund einer Entscheidung durch den Bundestag eher möglich, doch warne er vor den Folgen. Wer als Schmerzmediziner zu viel verspricht, wird zu Recht schnell unglaubwürdig“, stellt er fest.

Um die Patienten ganzheitlich behandeln zu können, hat Dr. Menzebach ein Team aus unterschiedlichen Berufsgruppen um sich versammelt: Ärzte, Physio-, Ergo- und Kunsttherapeuten sowie Schmerzpsychologen unterstützen die Patienten mit ganz unterschiedlichen Angeboten. Auch die anderen Abteilungen des DONAUISAR Klinikums werden nach Bedarf einbezogen. So ist der Chefarzt z. B. sehr froh, dass die Klinik für Konservative Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie (Chefarzt Dr. Kamran Dabidian) und die für Wirbelsäulenchirurgie (Chefarzt Prof. Dr. Stefan Rath) dabei sind. „Das ist unser Konzept einer multimodalen Schmerztherapie: Wir behandeln Menschen umfassend, keine Diagnosen oder Akten.“ Weil es dazu Zeit braucht, bleiben die Patienten etwa 14 Tage auf der neuen Station. Oft reicht auch eine ambulante Behandlung.

Publikum
Der Vortrag stieß auf reges Interesse.

"Unser Ansatz der Schmerzmedizin folgt der Idee einer ganzheitlichen Behandlung. Sie kümmert sich um den „ganzen Menschen“ mit all seinen körperlichen und seelischen Besonderheiten. Körper und Seele müssten zusammen gesehen werden. Daraus ergibt sich für uns auch der Auftrag, unsere Patienten dauerhaft zu begleiten, um auf die Höhen und Tiefen einer Schmerzerkrankung reagieren zu können." Ein reines „Wegspritzen“ von Symptomen führt aus unserer Erfahrung nur zu Frustration auf allen Seiten. Wir fokussieren deshalb neben klassischen schulmedizinischen Methoden auch auf ganzheitliche Therapieangebote und eine nachhaltige, intensive schmerz-psychologische und psychotherapeutische Begleitung", so der Chefarzt. Das Zentrum befasst sich mit einer Vielzahl von Schmerzarten. Dazu zählen:
• Kopf- und Gesichtsschmerz
• Somatoforme Schmerzen (Schmerzen ohne ausreichende körperliche Ursache)
• Fibromyalgie
• Rückenschmerzen
• Neuropathischer Schmerz
• Komplexes regionales Schmerzsyndrom
• Schmerzen bei Tumorleiden, Osteoporose oder Spastik
• Schmerzen bei Gefäßerkrankungen
• Viszerale Schmerzen
• Suchterkrankungen bei chronischem Schmerz

Folgende Verfahren werden zur Diagnose angewandt:
• Ausführliche Schmerzanamnese und Testdiagnostik (Kedoq)
• Schmerzpsychologische Untersuchung • Physiotherapeutische Diagnostik
• Manualmedizinische Diagnostik
• Diagnostische Nervenblockaden
• Zusatzuntersuchungen mittels bildgebender Diagnostik (MRT bei Bedarf) .

Bei chronischen Schmerzen ist es häufig nötig, dass die Betroffenen von Experten verschiedener Fachrichtungen untersucht werden. Zum umfassenden Therapieansatz gehören unter anderem folgende Verfahren, die teils in Kooperation mit anderen Fachabteilungen durchgeführt werden:
• Multimodale stationäre Schmerztherapie
• Schmerzpsychologische und psychotherapeutische Behandlung in Gruppen- und Einzelsitzungen
• Physiotherapie einschließlich manueller Therapie
• Sport- und Bewegungstherapie
• Triggerpunkttherapie
• Behandlung neuropathischer Schmerzen mittels transdermalen Capsaicin-Pflastern
• Therapeutische und diagnostische Infiltrationen
• Implantation und Versorgung von medikamentösen Pumpensystemen
• Anlage von TENS-Geräten.
Auch alternative Heilmethoden kommen zum Einsatz.

Wer unter chronischen Schmerzen leidet, sollte mit seinem Hausarzt sprechen, ob er die Vorstellung bei einem spezialisierten Schmerzmediziner für sinnvoll hält. Der erste Schritt wäre dann ein ambulanter Termin im MVZ Landau (Tel. 09951/75-2237) oder im MVZ Deggendorf (Tel. 0991-380-3855).

Zur Person
Dr. med. Axel Menzebach, M.A. Chefarzt des Instituts für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Zentrum für Schmerzmedizin. Dr. Menzebach stammt aus Soest in Westfalen, absolvierte sein Studium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und setzte seine Ausbildung an den Unikliniken Münster und Rostock fort. Er war Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Am Plattenwald in Bad Friedrichshall (Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg). Er ist Facharzt für Anästhesiologie und hat die Zusatzausbildungen für Intensivmedizin, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin absolviert.

Für die Überlassung des Textes danken wir Hr. Gerard Zacher sehr herzlich.