Den Umgang mit chronischen Schmerzen lernen

20.10.2016

Den Umgang mit chronischen Schmerzen lernen
Chefarzt Dr. Axel Menzebach referierte bei Info-Treff des VdK

Etwa 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter anhaltenden, chronischen Schmerzen. Jedoch werden nur rund zehn Prozent davon einem Spezialisten vorgestellt. Eine unzureichende Schmerztherapie bei akuten Schmerzen kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Über die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie hat Chefarzt Dr. Axel Menzebach vom DONAUISAR Klinikum bei einem Info-Abend des VdK gesprochen.

Patienten, die von chronischen Schmerzen betroffen sind, berichten nicht nur von Dauerschmerzen, sondern auch zunehmenden körperlichen Einschränkungen im Alltag durch depressive Stimmung, Angst, Schlafstörungen und verminderte Konzentration. Lang anhaltende Schmerzen führen häufig auch zu einem enormen Schmerzmittelverbrauch, welcher sich auf Magen, Darm und Nieren auswirken kann. Mittels auf die Behandlung von Schmerzen spezialisierter Abteilungen, wie am DONAUISAR Klinikum, lassen sich chronische Schmerzen identifizieren und häufig mit individuellen, auf den Patienten abgestimmten Therapien erfolgreich behandeln.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse würden zeigen, dass Schmerztherapie "multimodal" ausgerichtet sein sollte, um zum Erfolg zu führen. Dies bedeutet, dass neben der medikamentösen Therapie die Entwicklung eines bio-psycho-sozialen Schmerzverständnisses beim Patienten wichtig sei. Schmerzbewältigungsstrategien und regelmäßige körperliche Aktivität führten aus dem Teufelskreis der chronischen Schmerzerkrankung heraus und eröffneten wieder mehr Lebensqualität. Von der interdisziplinären Therapie, der täglichen Einzelphysiotherapie, vom Training in der Gruppe an Geräten würden Patienten mit chronischen Schmerzen nachhaltig profitieren, genauso wie von Entspannungsverfahren und der Optimierung der medikamentösen Einstellung. Ausführliche ärztliche Visiten und Psychotherapie einzeln und in der Gruppe gehörten ebenso so zu einem sinnvollen Therapiekonzept.

Wichtig sei allerdings, dass die Patienten lernen, Strategien zur Schmerzbewältigung sowie Eigeninitiative zu entwickeln, um einen anhaltenden Therapieerfolg, auch nach dem Krankenhausaufenthalt im Alltag anzustreben. Ziel sei es, das eigene Leben nicht länger von den Schmerzen beherrschen zu lassen, sondern das Gefühl von Selbstwirksamkeit erfahren zu können und wieder ein positives Körpergefühl zu entwickeln. Ein Expertenteam aus Schmerztherapeuten, Psychotherapeuten, Pflegekräften und Physiotherapeuten arbeite hierzu gemeinsam im Team, um für jeden Patienten ein spezielles Konzept zu entwickeln, um das individuelle Schmerzempfinden zu verändern. Eine hundertprozentige Schmerzlinderung dürfe dabei nicht erwartet werden, vielmehr sei ein Rückgang zwischen 30 und 50 Prozent, sowie Verbesserung der Schlaf- und Lebensqualität, Erhalt der sozialen Aktivität und der Arbeitsfähigkeit als realistische Therapieziele einzuschätzen.

Derzeit wird die Schmerztherapie als stationäre Behandlung am DONAUISAR Klinikum Landau angeboten. Dadurch ist ein ganzheitlicher, d.h. multimodaler Behandlungsansatz möglich. Für Patienten, welche aufgrund ihrer Schmerzen in der Mobilität noch nicht soweit eingeschränkt sind und in räumlicher Nähe wohnen, soll es ab 2017 eine Schmerz-Tagesklinik geben, so der Chefarzt. Hier bestehe die Besonderheit darin,  dass sich die Patienten tagsüber in der Klinik aufhalten und abends in das häusliche Umfeld zurückkehren.

Der Vortrag wurde gemeinsam vom DONAUISAR Klinikum und von Erika Langer, Kreisfrauenvertreterin des VdK-Kreisverbandes Deggendorf, organisiert.

Foto: Elisabeth Förtsch (l.) und Kreisfrauenvertreterin Erika Langer (r.) bedankten sich mit einem Präsent bei Chefarzt Dr. Axel Menzebach für den gelungenen Vortrag