Neue Ära in der Behandlung von Lymphdrüsenkrebs

17.05.2016


8. Hämatologieforum am DONAUISAR Klinikum Deggendorf

Bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems (Lymphome) nehmen mit dem Alter zu und haben unterschiedliche Krankheitsanzeichen. Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Lymphomen, die sich durch vergrößerte Lymphknoten, allgemeines Krankheitsgefühl oder auch Neigung zu Infekten bemerkbar machen können. Wie Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert und behandelt werden kann, war Schwerpunkt des 8. Deggendorfer Hämatologieforums. Über 100 Mediziner aus Niederbayern und der Oberpfalz waren der Einladung von Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner und Privatdozent Dr. Nicolas Graf aus der Medizinischen Klinik II nach Deggendorf gefolgt.

Im ersten Referat gab Prof. Dr. Ulrich Keller, leitender Oberarzt am Klinikum rechts der Isar, einen Überblick über das große Spektrum der B-Zell-Lymphome. „Es gibt aggressive Krankheitsverläufe, die sofort behandelt werden müssen. Für andere Patienten kann es ausreichen, zunächst abzuwarten und regelmäßig zur Kontrolle zu gehen“, erläuterte Prof. Keller. Ein Warnsignal sind geschwollene Lymphknoten, die sich nicht nach kurzer Zeit wieder von alleine zurückbilden. Bestehen Lymphknotenschwellungen länger als zwei Wochen, sollten diese weiter abgeklärt werden. Besonders schmerzlose und harte Schwellungen sind verdächtig. Bei manchen Patienten sind nur Lymphknoten im Innern des Körpers befallen und die Lymphknotenschwellungen werden zufällig durch eine Computertomographie oder eine Ultraschalluntersuchung entdeckt, die aus anderen Gründen gemacht werden.

Die Wahl der Behandlung eines B-Zell-Lymphoms hängt vom Stadium der Erkrankung, von der Histologie und der Einschätzung der Bösartigkeit, vom Alter des Patienten und von seinem Allgemeinbefinden ab. Dabei unterscheidet man zwischen hoch- und niedrigmalignen Lymphomen. Die Behandlungsstrategien umfassen Abwarten und Beobachten, Chemotherapie, Strahlentherapie, Antikörpertherapie, zielgerichtete Therapie, Radioimmuntherapie, Hochdosistherapie einschließlich Stammzelltherapie und neuerdings auch die Immuntherapie. Gerade in jüngster Zeit konnte mit der Einführung der zielgerichteten Therapie die Prognose bei vielen Lymphomen entscheidend verbessert werden und zahlreiche vielversprechende neue Substanzen stehen kurz vor der Zulassung, so Prof. Keller.

Herr Prof. Dr. Christian Straka aus der Schön Klinik Starnberger See illustrierte im zweiten Referat die rasante Entwicklung der therapeutischen Innovationen beim Multiplen Myelom, dem häufigsten Knochenmarkskrebs. „Obwohl bislang noch keine Heilung des Multiplen Myeloms gelingt, ist 2015 mit der Zulassung mehrerer Medikamente mit neuartigem Wirkmechanismus eine neue Ära angebrochen“, freute sich Prof. Straka. Das therapeutische Spektrum umfasst nun Chemotherapie, Transplantation eigener und fremder Stammzellen, Proteasominhibition, Immunmodulation, Histon-Deacetylase-Hemmung und Wachstumshemmung durch Antikörper. Weitere innovative Medikamente wie Signalweg-Hemmer werden in klinischen Studien erfolgreich geprüft. Prof. Straka erwartet daher in den nächsten Jahren eine Fortsetzung der beim diesjährigen Deutschen Krebskongress beobachteten Aufbruchsstimmung.

Im letzten Abschnitt der Ärztefortbildung stellte Herr Dr. Karl Murmann aus dem Medizinischen Versorgungszentrum am Klinikum St. Elisabeth Straubing einen Fall mit anfallsartiger, nächtlicher Hämaturie (Blut im Urin) vor, für die es eine neuartige zielgerichtete Therapie gibt. Anschließend wurden in einer Diskussionsrunde von den Experten die Fragen der Ärzte beantwortet und Prof. Wagner sprach eine Einladung zum 9. Hämatologieforum 2017 aus.

Referenten bei der Fortbildung


Informierten über neue Entwicklungen bei der Krebsbehandlung: Dr. Christopher Haber, Prof. Dr. Ulrich Keller, Privatdozent Dr. Nicolas Graf, Prof. Dr. Siegfried Wagner und Prof. Dr. Christian Straka.