Personalisierte Medizin gegen Krebs

26.01.2016

Kaum eine Diagnose macht den Menschen mehr Angst als Krebs. Aber auch bei kaum einer Erkrankung haben sich die Optionen in den letzten Jahren so rasant entwickelt wie in der Tumortherapie. Zu den Möglichkeiten, welche die moderne Medizin auf diesem Gebiet zur Verfügung stellt, referierte Privatdozent Dr. Nicolas Graf bei einem Vortrag im Casino des DONAUISAR Klinikums Landau. Der gebürtige Oberbayer ist Sektionsleiter für Hämatologie und Onkologie am DONAUISAR Klinikum und ist zudem an den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deggendorf, Landau und Dingolfing tätig. Zusammen mit seinem Team stellt er die hochwertige, umfassende Versorgung onkologischer Patienten in den Landkreisen Deggendorf sowie Dingolfing-Landau sicher.

Die Entstehung von Krebs sei ein komplexer Vorgang, erklärte Privatdozent Dr. Graf. Ausgangspunkt von Krebserkrankungen seien Schäden in den Erbanlagen. In der Regel greife hier das körpereigene Reparatursystem ein und behebe diese. Mitunter versage dieser Mechanismus und der Tumor könne ungehindert wachsen. Zwischen der Entwicklung der einzelnen Krebszelle und dem Auftreten einer nachweisbaren Krebserkrankung könnten jedoch mitunter Jahre vergehen.

Die moderne Medizin mache es heute möglich, dass viele Krebserkrankungen mit Medikamenten vergleichsweise gut behandelt werden können. Aufgrund der rasanten Weiterentwicklung auf diesem Gebiet würden Krebstherapien auch immer bessere Heilungschancen bieten. Synonym für moderne Krebsmedizin stehe heutzutage die „personalisierte Medizin“, so der Sektionsleiter. Darunter würden Therapien verstanden, die sich jeweils gezielt auf patientenindividueller Basis gegen den Tumor richten. Hinzu kämen die wichtigen Fortschritte im Bereich der „Immuntherapie“, die das körpereigene Abwehrsystem gegen den Tumor aktivieren. Die spezifischen Bedürfnisse des Patienten stehen dabei – unabhängig von der Therapieform – immer im Mittelpunkt. Wenngleich eine maßgeschneiderte Krebsmedizin mittels sogenannter Biomarker bereits für einige Tumorerkrankungen Standard ist, ist sie für den Großteil noch Zukunftsmusik. Dennoch könne bereits jetzt aus einer immensen Bandbreite an verfügbaren Therapien die beste und verträglichste gewählt werden. Nebenwirkungen seien nicht in allen Fällen zu verhindern. Jedoch gäbe es Medikamente, welche diesen entgegenwirken würden. Um die Verträglichkeit zu steigern und Nebenwirkungen wie Übelkeit zu verringern, sei es aber vor allem wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Von freiverkäuflichen Heilmitteln, welche die Therapie erträglicher machen sollen, rät der Hämato-Onkologe überwiegend ab.

Das DONAUISAR Klinikum mit seinen drei Standorten sowie die Medizinischen Versorgungszentren in Deggendorf, Landau und Dingolfing seien bei der ambulanten und stationären Behandlung von Krebserkrankungen sehr gut aufgestellt und behandeln Patienten nach neuesten Erkenntnissen und internationalen Richtlinien gemäß eines Onkologischen Zentrums. Besonderes Augenmerk lege das Team um Privatdozent Dr. Graf darauf, dass die Entscheidung für eine spezifische Behandlung gemeinsam mit dem Patienten getroffen werde und dieser vor, während und nach der Therapie bestmöglich betreut werde. Bis auf Stammzellentransplantationen könnten im Klinikverbund alle gängigen Therapien (Chemo- und Strahlentherapie sowie operative Behandlung) durchgeführt werden. Darüber hinaus bestehe vor allem im Bereich der Hämatologie eine enge Kooperation mit den Universitätskliniken in Regensburg und München. Für jeden Tumorpatienten erfolge eine individualisierte Therapieplanung nach einem Behandlungskonzept, welches wöchentlich im interdisziplinären Tumorboard festgelegt werde. Hierbei stimmen sich Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, z.B. Chirurgen, Hämato-/Onkologen, Gastroenterologen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und bedarfsorientiert Pneumologen ab.

Um onkologischen Patienten im Landkreis Dingolfing-Landau eine hochwertige, heimatnahe Betreuung zu ermöglichen wurden auch Sprechstunden im MVZ Landau und MVZ Dingolfing etabliert. Die Krebstherapien werden dann wahlweise in Deggendorf oder Landau durchgeführt.

Der Vortrag fand in der Veranstaltungsreihe „Gesundheit im Dialog“ statt, die von der vhs, der AOK, dem Förderverein des DONAUISAR Klinikums und dem Klinikum selbst organisiert wird. Der nächste Vortrag in dieser Reihe findet am 23.02.2016 statt. Dr. Kamran Dabidian referiert hier zum Thema „Typische Sportverletzungen – Soforthilfe, Diagnose und Therapie“. Der Eintritt ist frei. Es besteht auch die Möglichkeit zu Fragen. Die ganze Bevölkerung ist herzlich eingeladen.


Foto: Sektionsleiter Privatdozent Dr. Nicolas Graf erklärte anschaulich, welche Möglichkeiten personalisierte Medizin in der Krebstherapie bietet.