Kopfschmerzen bei Kindern richtig behandeln

01.12.2015

Kopfschmerzen bei Kindern – kein Schicksal
Dr. Eva Tilgner und Sonja Huster stellen Behandlungsmöglichkeiten vor

„Mit der Änderung des Lebensstils kann man gerade bei Kindern mit Kopfschmerzen viel erreichen“, das war die Kernbotschaft von Dr. Eva Tilgner und Sonja Huster. Guter Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten und Sport könnten schon viel helfen, um die Gabe von Medikamenten zu vermeiden. Beide Expertinnen helfen am Sozialpädiatrischen Zentrum des DONAUISAR Klinikums Kindern, die unter Entwicklungsstörungen leiden oder von ihnen bedroht sind. Kopfschmerzen können hier auch eine wichtige Rolle spielen. Dabei wird das interdisziplinäre Team des Zentrums auf Überweisung vor allem der Kinder- und Jugendärzte tätig. Der Vortrag vor ca. 40 Zuhörern fand im Rahmen der Reihe Gesundheit im Dialog statt, die von der AOK, dem Kneippverein, der vhs und dem DONAUISAR Klinikum Deggendorf organisiert wird.
„Bei Kopfschmerzen sollten wir vermeiden, dass sie chronisch werden, denn 90 Prozent der Schüler bis zwölf Jahre haben schon Erfahrungen mit ihnen“, unterstrich Dr. Eva Tilgner. In ihrem Vortrag zeigte die Oberärztin den Unterschied zwischen Migräneattacken und Spannungskopfschmerzen auf. „Migräne äußert sich durch stechende Schmerzen. Die Kinder halten sich ruhig und scheuen Licht und Lärm. Bei Spannungskopfschmerzen haben die Kinder das Gefühl, sie hätten einen zu engen Helm auf. Leichte körperliche Aktivität kann oft eine hilfreiche Ablenkung sein.“ Bei den meisten Kindern gebe es keine organischen Ursachen. Bei einer Medikamentengabe sollte man bei Kindern sehr sorgfältig sein und sich mit dem Kinderarzt beraten: „Bei falscher Handhabung kann das zur Entstehung eines Dauerschmerzes beitragen.“
Kinder mit Migräneattacken sollten ein möglichst regelmäßiges Leben führen. „Ein gutes Frühstück kann auch schon sehr hilfreich sein“, erklärte die Ärztin. Auch Stress könne ein Auslöser für Kopfschmerzen sein. Da setze dann die psychologische Komponente der Behandlung an. Bei einem ausführlichen Schmerzinterview und bei der Auswertung eines Kopfschmerztagebuchs kämen oft wichtige Erkenntnisse zu Tage.
Für die kleinen Patienten bietet Psychologin Sonja Huster am SPZ ein achtstufiges Programm an, mit dem die Häufigkeit und die Dauer der Kopfschmerzen deutlich gesenkt werden können. „In einer Gruppe lernen die Kinder wie sie mit den Schmerzen umgehen – beispielsweise mit Progressiver Muskelentspannung.“ Nach dem Kurs könnten sie sich vielfach vom Schmerz ablenken oder durch mehr Selbstsicherheit weniger Stress aufkommen lassen. In den Gruppenprozess würden auch die Eltern eingebunden.
Bei der Bewertung der Kopfschmerzen und überhaupt der Gesundheit der Kinder brach Dr. Tilgner eine Lanze für das Bauchgefühl der Mütter: „Wenn eine Mutter sagt, da stimmt etwas nicht, sollte man das als Kinderarzt ernst nehmen.“ Gleiches gelte für den Schulbesuch. Bei technischen Untersuchungen mahnte Dr. Tilgner zur Zurückhaltung: „Jede Untersuchung sollte mit einem guten Grund durchgeführt werden, weil sie immer eine Belastung für das Kind darstellt.“ Generell sollte sich der Fokus vom Schmerz weg richten. Die Kinder sollten bestärkt werden, wenn sie erfolgreich mit ihren Schmerzen zurechtgekommen sind.

Moderatorin und Referenten ...

Als Moderatorin begrüßte Christa Katzdobler (l.) von der AOK Dr. Eva Tilger (m.) und Sonja Huster.