Neues Therapieverfahren für fortgeschrittenen Prostatakrebs

09.11.2015

In einer Fortbildungsveranstaltung für Urologen haben Chefarzt Dr. Leonhard Stark und die Nuklearmedizinerin Andrea Teves vom DONAUISAR Klinikum Deggendorf die Therapie des fortgeschrittenen Prostatakrebs mit Radium 223 vorgestellt.

Nicht ohne Stolz verkündete Dr. Stark, dass diese Therapieform, neben wenigen anderen Zentren, nun auch in Deggendorf angeboten wird. „Nachdem die Substanz radioaktiv ist, ist der Weg der Genehmigung ein langer, die Voraussetzungen, die an die Nuklearmedizin gestellt werden, vielfältig."

Die Behandlung fortgeschrittener, metastasierter Prostatakarzinome ist für den Betroffenen und seinen betreuenden Urologen häufig eine Herausforderung. Seit kurzem steht nun eine neue Behandlungsform zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein radioaktives Medikament, einen so genannten Alpha-Strahler. Genauer: Radium 223.

Sind erst einmal Metastasen aufgetreten, steht am Anfang der Therapie stets die sogenannte Hormonablation, also der Entzug des männlichen Hormons, des Testosterons. Im Laufe der Zeit setzt sich der Prostatakrebs jedoch gegen diesen Hormonentzug durch, es kommt wieder zum Wachstum der Metastasen. In diesem Stadium stehen nun hochwirksame Zytostatika als auch Medikamente, die direkt am sogenannten "Androgenrezeptor" der Krebszelle angreifen, zur Verfügung. Neu in der Front wirksamer Substanzen im Kampf gegen den Prostatakrebs ist der Alphastrahler Radium 223.

Dabei handelt es sich um ein Radionuklid, welches sich direkt im Bereich der Knochenmetastasen des Prostata-krebses anlagert. Der Alphastrahler Radium 223 hat dabei eine extrem kurze Reichweite, die nur einige Zelllagen erreicht. Dadurch kommt es nur zur Vernichtung des benachbarten Tumorgewebes, während das Knochenmark weitgehend verschont bleibt. Dies ist äußerst wichtig, da im Knochenmark die Blutbildung stattfindet. Dr. Stark: „Radioaktive Substanzen in der Therapie des metastasierten Prostatakrebs sind nichts Neues. Die früher gebräuchlichen Beta-Strahler hatten jedoch eine hohe Reichweite, wodurch es auch zu einer erheblichen Schädigung des umgebenden Knochenmarkes kam. Stellen sie sich eine Pistolenkugel vor: eine hohe Reichweite, die Zerstörung unmittelbar am Ort jedoch relativ gering. Demgegenüber kann man sich den Alphastrahler Radium 223 wie eine schwere Bleikugel vorstellen. Fast keine Reichweite, aber auf kurze Distanz gibt das Teilchen seine ganze Energie ab."

Dabei sind nicht alle Patienten mit fortgeschrittenen Prostatatumoren für diese Behandlung geeignet. Die Therapie bietet sich für Patienten an, die ausschließlich Knochenmetastasen haben. Ob ein Patient für die Therapie in Frage kommt, entscheidet der betreuende Urologe gemeinsam mit seinem Patienten. Die Durchführung der Therapie erfolgt in Abstimmung mit den Urologen durch die Abteilung für Nuklearmedizin des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Dabei wird eine Infusion mit dem Medikament sechsmal im Abstand von vier Wochen gegeben.
Rückblickend stellt Dr. Stark fest, dass in letzter Zeit zahlreiche neue, innovative Medikamente zur Behandlung des Prostatakrebses auf den Markt gekommen sind. Dadurch gelingt es immer mehr, das Wachstum des Prostatakrebs zu verlangsamen und diesen erfolgreich zurückzudrängen. Zahlreiche neue Substanzen befänden sich noch in der Erprobung.

Bild (v.l.): Eva Wirthgen-Beyer (Fachärztin für Nuklearmedizin), Chefarzt der Urologie Dr. Leonhard Stark, Andrea Teves (Fachärztin für Nuklearmedizin)