Stark trotz Krankheit: Leben mit Brustkrebs

20.10.2015

Jede achte Frau in der westlichen Welt erkrankt an Brustkrebs. Er ist somit die häufigste Krebsart bei Frauen. Die gute Nachricht: Die Heilungschancen und Überlebenszeiten steigen. Dies gilt vor allem in Ländern, in denen sogenannte Mammazentren alle Kräfte gebündelt einsetzen, um die Aufklärung, Erkennung und Therapie voranzutreiben. Neben dem Anspruch, eine möglichst moderne Diagnostik und Therapie zu bieten, hat es sich das Mammazentrum Deggendorf zur Aufgabe gemacht, einen offenen Umgang mit dem Thema Krebs zu vermitteln, denn der Krebs betrifft nicht nur die einzelne Frau, sondern auch Partner, Familie und Freunde.

Aus diesem Grund hat dieses Jahr bereits zum sechsten Mal der Niederbayerische Patientinnentag des Mammazentrums Ostbayern stattgefunden. Patientinnen, deren Familien und andere Interessierte hatten die Gelegenheit, sich bei den zahlreichen Ständen und hochkarätig besetzten Vorträgen über neue Erkenntnisse zu informieren und eigene Erfahrungen mit anderen Betroffenen im Dialog auszutauschen. Ein besonderes Jubiläum feierte Chefärztin Doris Augustin und ihr Team in diesem Jahr: Bereits seit 15 Jahren besteht das Mammazentrum Ostbayern am DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Durch das einzigartige Engagement hat sich dieses über die Grenzen von Ostbayern hinaus zu einem Aushängeschild für das Klinikum und die Region entwickelt.

Stellvertretend für den Oberbürgermeister der Stadt Deggendorf und Schirmherrn des Patientinnentages, würdigte Günther Pammer in seinen Grußworten das Engagement des Mammazentrums und zollte in seiner Rede dem gesamten Team um Chefärztin Augustin sowie der Radiologengemeinschaft Deggendorf, stellvertretend Dr. Margarete Murauer, seinen höchsten Respekt. Dank der hervorragenden Arbeit hätten Frauen in der Region die Möglichkeit, schnell und ohne lange Wege zu Diagnose und Behandlung zu kommen. 

Im Anschluss an die Begrüßung stand die spannende Frage „Ist Brustkrebs erblich?“ im Mittelpunkt. Dr. Kerstin Becker vom Medizinisch Genetischen Zentrum München betonte, dass Brustkrebs keine seltene Diagnose sei. Etwa 75.000 Neuerkrankungen würden jedes Jahr registriert. Bei rund einem Viertel aller Frauen mit Brustkrebs würden vermehrt Brustkrebsfälle in der Familie auftreten. Dies könne auf genetische Ursachen hinweisen. Würden bestimmte Erkrankungskonstellationen in der Familie vorliegen, erscheine eine ausführliche Beratung und eine genetische Testung in jedem Fall als sinnvoll. Jedoch bedeute ein positives Testergebnis nicht automatisch, dass auch eine Brustkrebserkrankung auftreten wird. Zudem könnten auch noch keine Aussagen zum Erkrankungsverlauf getroffen werden. Eine intensive Früherkennung biete jedoch sehr gute Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.

Diplom-Psychologe Stefan Zettl gab Anregungen dazu, wie man in der Partnerschaft mit der Herausforderung Brustkrebs umgehen kann. Grundsätzlich seien für ihn Krebserkrankungen kein Einzelschicksal, sondern würden immer die gesamte Familie betreffen. Zahlreiche Untersuchungen würden zeigen, dass Angehörige von erkrankten Patienten ebenso belastet erscheinen. Nicht selten komme es dabei zu depressiven Störungen und funktionellen Beeinträchtigungen des Immunsystems, welche der damit einhergehende Stress auslöse. In Partnerschaften sei häufig ein sogenanntes „Schonklima“ festzustellen, indem jeder versuche, den anderen mit seinen Gefühlen in der schweren Zeit nicht zusätzlich zu belasten. Eine offene und unterstützende Kommunikation des Paares ermögliche es jedoch, die Krankheit erfolgreich zu verarbeiten. Eine gute Partnerschaft ist daher eine wichtige Ressource für den Betroffenen und den Partner.

Fachärztin Dr. Christina Peter vom Mammazentrum berichtete über aktuelle Therapieverfahren bei Brustkrebs. Dabei stellte sie klar, dass es „die“ eine Therapie nicht gäbe. Vielmehr müsse ganz genau untersucht werden, um welche Art von Brustkrebs es sich handele. Dementsprechend folge eine Eingruppierung und individuelle Anwendung von Behandlungsverfahren. Auch würden sich am Markt viele neue Verfahren entwickeln, die bereits sehr gut erprobt seinen, teils aber über einen längeren Zeitraum angewendet werden müssen als die bisherigen. Auch würde sich die Darreichungsform mancher bekannter Medikamente ändern. So könnten beispielsweise bewährte Medikamente nicht mehr nur als Infusion, sondern einfach und schnell mittels Spritze verabreicht werden. Diese habe große Vorteile für die Patientinnen und erleichtere ihnen den Weg zurück in ein normales Leben. Dies wurde im Anschluss von der Onkologiefachschwester Steffi Geier demonstriert und erläutert.

Dr. Jutta Deg, Oberärztin des Mammazentrums, betonte die Sinnhaftigkeit von begleitenden Naturheilverfahren bei Brustkrebs. Sie stellte zudem jedoch klar, dass eine begleitende naturheilkundliche Therapie bei Krebs die eigentliche Therapie nur unterstützen, aber keinesfalls ersetzen kann. Insbesondere können diese Maßnahmen sehr hilfreich sein, um Nebenwirkungen zu reduzieren und die Selbstheilungskräfte der Patientin zu stimulieren. In diesem Zusammenhang verwies sie jedoch, dass einige frei verkäufliche Präparate bekannte Wechselwirkungen mit Medikamenten aus der Krebstherapie auslösen würden. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßig Sport  und Entspannungstechniken wie beispielsweise Yoga oder QiGong können sich ebenfalls positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und das Wohlbefinden fördern.

Den Abschluss des Patientinnentages bildete Barbara Stäcker, Bestsellerautorin und Vorsitzende des Vereins „Nana – Recover your Smile e.V.“, mit Auszügen aus dem Buch „Jung. Schön. Krebs“. Dies hat sie zusammen mit den Autorinnen Dorothea Seitz und Sandra Kader verfasst. Das Buch soll alle krebserkrankten Frauen inspirieren und Mut machen. Es liefert ausführliche Informationen zu den Themen Kinderwunsch und Mutterschaft, Freundschaften, Beziehungen und Sexualität bis hin zu Veränderungen von Haut und Haar. Interviews mit Betroffenen, Ärzten und anderen Experten zeigen, was trotz Krebs alles möglich ist. Dass man trotz Krebs schön sein kann, zeigen kunstvoll inszenierte Fotos junger Krebspatientinnen. Zwei Patientinnen des Mammazentrums haben live von ihren Erfahrungen in der Krankheit berichtet und waren bei den Fotoshootings dabei. Verschiedene Fotoaufnahmen, Projekte und Videos ermöglichten den Teilnehmern einen Einblick in die Tätigkeit des Vereins.

Der Aktionsmonat Oktober steht gänzlich für den Kampf gegen Brustkrebs. Weitere Veranstaltungen des Mammazentrums in Ostbayern sind: Kunsttherapie am 21. und 28. Oktober sowie am 4. November jeweils um 15 Uhr im Konferenzraum des Mammazentrums Ostbayern am DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Hierzu wird um Anmeldung unter 0991/380-3173 gebeten.

Foto (v.l.): Dorothea Seitz (Journalistin, Buchautorin), Barbara Stäcker (Buchautorin), Dr. González Fassrainer (Humangenetikerin), Dr. Kerstin Becker (Humangenetikerin), 2. Bürgermeister Günther Pammer, Chefärztin Doris Augustin, Oberärztin Dr. Jutta Deg, Fachärztin Dr. Christina Peter