Diabetes kennen und gut mit ihm leben

01.06.2015

Diabetes kennen und gut mit ihm leben
Experten referierten beim Aktionstag gegen Diabetes

Drei informative Vorträge zum Thema Diabetes hörten die Teilnehmer in der Reihe Gesundheit im Dialog, welche die AOK, das DONAUISAR Klinikum, die Volkshochschule sowie der Kneippverein organisiert hat. Dr. Anja Majhenic vom Klinikum sprach über die medizinischen Grundlagen der Erkrankung, AOK-Ernährungsberaterin Christa Katzdobler über die richtige Ernährung für Betroffene und Dr. Christiane Freislederer über die hohe Bedeutung der richtigen medikamentösen Einstellung durch den niedergelassenen Arzt.
Im Mittelpunkt des Diabetes steht das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert werde, erläuterte Dr. Anja Majhenic vom DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Die Ärztin der Medizinischen Klinik II, in der pro Jahr ca. 900 Diabetiker behandelt werden, führte aus, dass beim Typ 1 Diabetes die Bauchspeicheldrüse durch eine Art Autoimmunerkrankung zerstört werde. Der Typ 2, der bei 90 bis 95 Prozent der Patienten zu finden sei, entwickle sich aus einer genetischen Vorprägung durch eine ungesunde Ernährung und Lebensweise. Dadurch komme es zu einer Insulinresistenz, das Hormon wirke schlicht nicht mehr. Um den Zucker los zu werden, trinke der Patient viel und lässt entsprechend viel Wasser. „Das sind die typischen Symptome der Erkrankung“, sagte Dr. Majhenic. Bei der Behandlung sei es zunächst notwendig, am Lebensstil zu arbeiten. „Durch die richtige Ernährung, Selbstkontrolle und Bewegung lässt sich sehr viel erreichen. Als Patient und Betroffener kann man den Verlauf einer Diabeteserkrankung stark selbst beeinflussen. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.“ Erst wenn sich hier kein Erfolg einstelle, sei eine Behandlung mit Medikamenten angezeigt. Besonders tückisch sei der Diabetes, weil er viele Folgekrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstige.
Die verschiedenen Möglichkeiten einer für Diabetiker geeigneten Ernährung stellte AOK-Ernährungsberaterin Christa Katzdobler vor. „Es gibt keine Diabetikerdiät, aber viele wertvolle Tipps, die für diese Patienten besonders wichtig sind“, sagte die Diplom-Ökotrophologin. Grundsätzlich sollte jeder Diabetiker, aber auch gesunde Menschen, beim Mittag- und Abendessen ein Drittel der Menge durch rohes Gemüse ersetzen. Das glätte den Blutzucker. Da auch Obst zur ausgewogenen Ernährung des Diabetikers gehöre, sollte auch dies täglich auf dem Speiseplan stehen. Damit der Blutzucker danach aber nicht zu schnell ansteige, empfahl die Ernährungsexpertin Obst grundsätzlich mit Joghurt oder Quark zu kombinieren. Von Süßstoffen, die vielfach aus unverdaulichen Pflanzenstoffen hergestellt würden, riet sie ab. Außerdem war Katzdobler besonders wichtig, Softdrinks und Schorlen durch Wasser oder ungesüßten Tee zu ersetzen. „Alles andere treibt den Blutzucker ungebremst hoch“, sagte die AOK-Ernährungsberaterin. Eine gute Ernährung bestehe aus einem Gleichgewicht aus ballaststoffreichen Getreideprodukten und Gemüse, Obst kombiniert mit Milchprodukten sowie Fisch und Fleisch in kleinen Mengen.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um den Blutzuckerspiegel entscheidend zu senken, können zusätzlich Medikamente (sog. orale Antidiabetika) helfen. Ist die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse schließlich erschöpft oder wirken die Tabletten nur unzureichend, kann eine Insulintherapie erforderlich sein, um die Blutzuckerwerte ausreichend zu senken. Dr. Christiane Freislederer, Internistin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin, stellte die Entwicklung der medizinischen Wirkstoffe über die letzten Jahrzehnte ausführlich dar und erklärte deren Wirkungsweise. Die Ärztin machte deutlich, dass eine gute Therapie immer auch von den individuellen Zielen des Patienten abhänge und damit auch das Medikament entsprechend zu wählen sei. „Eine gute Einstellung des Blutzuckers trägt ganz besonders zum persönlichen Wohlbefinden, der Lebensperspektive und Lebenserwartung bei. Wenn Arzt und Diabetiker Hand in Hand arbeiten, lässt sich Diabetes heutzutage gut behandeln“, betonte Dr. Freislederer abschließend.
Der nächste Vortrag in der Veranstaltungsreihe findet am 16. Juni um 19 Uhr in der AOK Deggendorf statt. Chefarzt Prof. Dr. Siegfried Wagner referiert über Behandlungsmöglichkeiten bei Lebererkrankungen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

Foto (v.l.): Dr. med. Christiane Freislederer, Christa Katzdobler, Dr. med. univ. Anja Majhenic