Spektakulärer Durchbruch in der Behandlung der chronischen Hepatitis

01.04.2015

Lebererkrankungen können jeden treffen, unabhängig von Herkunft und Lebensweise. Zu den häufig übersehenen Lebererkrankungen zählt die chronische Hepatitis C. Diese bleibt häufig lange unbemerkt, denn die meisten Betroffenen mit akuter oder chronischer Hepatitis C bemerken lange Zeit keine oder nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. In Deutschland sind über eine halbe Million Menschen an Hepatitis C erkrankt. Auch wenn die Hepatitis C still verläuft, schadet sie kontinuierlich der Leber. Wird die chronische Hepatitis einmal erkannt, kann sie jetzt gut behandelt und sogar geheilt werden.

Der aufsehenerregende Durchbruch in der Behandlung der chronischen Hepatitis C war ein Hauptthema beim 12. Niederbayerischen Gastroenterologentag an der Technischen Hochschule. Tagungspräsident Prof. Dr. Siegfried Wagner, Chefarzt der Medizinischen Klinik am DONAUISAR Klinikum, konnte über 150 Mediziner aus ganz Bayern zu dem hochkarätig besetzten Ärztekongress begrüßen. Privatdozent Dr. Markus Cornberg von der Medizinischen Hochschule Hannover erläuterte die neue Tablettentherapie bei Hepatitis C. „Im Gegensatz zur bisherigen Therapie hat die neue Therapie kaum Nebenwirkungen, sie dauert nur acht bis 12 Wochen und führt bei über 95% zur Heilung“, so Dr. Cornberg. Allerdings ist diese neue Therapie sehr teuer, die Therapiekosten liegen zwischen 44 000 und 130 000 Euro.

Prof. Dr. Thomas Löscher vom Tropeninstitut der Ludwig-Maximilians-Universität München referierte über die Abklärung und Behandlung von Durchfall und Infektionen nach Urlaubsreisen. Er gab nützliche Tipps zur Vorbeugung und Vermeidung von Nahrungsmittelinfektionen. Privatdozentin Dr. Ulrike Denzer, Leiterin der Endoskopie am Uniklinikum Eppendorf in Hamburg, stellte die neue Endoskopie-Leitlinie vor. Darin sind die Qualitätskriterien und Voraussetzungen für eine sichere Magen- und Darmspiegelung festgelegt worden. Dr. Dominik Modest, Ludwig-Maximilians-Universität München, berichtete über die individuelle Behandlung des Darmkrebses im fortgeschrittenen Stadium. „Mit einer Kombination aus wachstumshemmender Immuntherapie und klassischer Chemotherapie kann auch bei Patienten mit bereits vorhandenen Tumorabsiedelungen eine Lebensverlängerung von zwei bis drei Jahren erreicht werden“, so Dr. Modest. Die Standards und neue Therapien bei entzündlichen Darmerkrankungen, welche häufig bereits bei Jugendlichen auftreten, wurden vom Erlanger Immunologen Prof. Dr. Raja Atreya vorgestellt. Für seine Forschung zur Autoimmunerkrankung Morbus Crohn hat Prof. Atreya dieses Jahr den renommierten Paul-Ehrlich-Preis erhalten. „Eine zielgerichtete Therapie mit sogenannten Biologika kann die Entzündung stoppen und einem Teil der Patienten eine Operation ersparen“, erläuterte Prof. Atreya. Eine vielversprechende neue Therapieform bei schwierig zu behandelnden Infektionen stellt die Stuhltransplantation dar. Darüber referierte Prof. Dr. Martin Wagner vom Uniklinikum Ulm, welche deutschlandweit die meisten Transplantationen durchgeführt hat.

In einer assoziierten Industrieausstellung wurden die neuesten Medizinprodukte und Medikamente aus dem Bereich der Gastroenterologie präsentiert. In seinem Schlusswort freute sich Prof. Dr. Siegfried Wagner über die sehr große Resonanz und den überregionalen Zuspruch der Fortbildungsveranstaltung. Der nächste Niederbayerische Gastroenterologentag findet im Rahmen des Bayerischen Gastroenterologenkongresses am 16. bis 17. Juni 2016 in Straubing statt.

Bildlegende zum Referentenfoto:
v.l. Prof. Dr. Matthias Wettstein, Prof. Dr. Axel Holstege, Privatdozentin Dr. Ulrike Denzer, Prof. Dr. Norbert Weigert, Prof. Dr. Siegfried Wagner, Privatdozent Dr. Markus Cornberg