Wie Krebs im Gehirn am besten behandelt wird

04.12.2014

60 Ärzte aus Niederbayern und der Oberpfalz haben sich über die Therapiestandards bei der Behandlung von Tumorabsiedlungen im Gehirn informiert. Als Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf führte Professor Dr. Stefan Rath in das Thema ein: Tumorabsiedlungen von bösartigen Tumoren im Gehirn führten oft zu Symptomen wie bei einem Schlaganfall (Halbseitenlähmung, Sprachstörung), zu psychischen Auffälligkeiten oder zu Krampfanfällen. Durch Druckerhöhung innerhalb des Schädels könnten Hirnmetastasen unmittelbar lebensbedrohend sein. Dann eine rasche Operation zur Druckentlastung erforderlich.

Operationen am Gehirn könnten zu bleibenden Ausfallerscheinungen mit großen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Daher sei eine chirurgische Metastasenentfernung in manchen Fällen nicht möglich. Chemotherapien seien bei Hirnmetastasen oft nicht ausreichend wirksam, weil sie aufgrund der sogenannten „Blut-Hirn-Schranke“ über die Blutbahn die Tumorzellen nicht erreichten. Eine besondere Stellung nehme daher die Strahlentherapie ein, die in allen Hirnregionen eingesetzt werden könne.

Für die komplexe Behandlung von Hirnmetastasen ist die interdisziplinäre Besprechung in einer Tumorkonferenz mit Neurochirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Neurologen, Radiologen, Pathologen und Psychoonkologen unabdingbar, um für jeden einzelnen Patienten das beste Behandlungskonzept festzulegen. Hierfür sind im von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten „Neuroonkologischen Zentrum Deggendorf“ – eines von nur 13 Zentren deutschlandweit – die besten Voraussetzungen gegeben. Dieses Zentrum ist Teil des Onkologischen Zentrums, das von Prof. Dr. Matthias Behrend geleitet wird.

Strahlentherapeut Professor Dr. Oliver Kölbl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Regensburg, berichtete, dass die Zahl der Hirnmetastasen mit aktuell ca. 30.000 Neuerkrankungen in Deutschland deutlich ansteige. Dies führte er vor allem auf die Verbesserung der medikamentösen Behandlung von Tumorerkrankungen zurück – oft trete daher ein Rückfall im Gehirn auf, weil dort die Medikamente nicht ausreichend wirken könnten. Die Prognose von Patienten mit Hirnmetastasen unterscheide sich deutlich vom Ursprungsort der Krebszellen. So sei z.B. bei Brustkrebs die Prognose besser als beim Lungenkrebs. Weiterhin sei die Prognose abhängig von der Anzahl der Metastasen und vom Allgemeinzustand des Patienten. Die wichtigsten Bestrahlungstechniken seien die Ganzhirnbestrahlung bei mehr als vier Metastasen und die Hochpräzisionsbestrahlung von bis zu 4 Metastasen. Die Bestrahlung erfolge mit hochenergetischen Photonen, während die technisch aufwendigere Protonen- oder Schwerionenbestrahlung bei Hirnmetastasen keine Bedeutung habe.

Die Veranstaltung moderierte Willy Renner, Facharzt für Strahlentherapie von der Praxis für Strahlentherapie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf. Im Schlusswort dankte Dr. Jens Kuhfahl als Koordinator des Onkologischen Zentrums den Referenten und allen Zuhörern für die rege Diskussion.

Foto: Diskutierten über die beste Behandlung gegen Tumore im Gehirn: Willy Renner (v.l.), Dr. Jens Kuhfahl, Doris Augustin, Professor Dr. Oliver Kölbl, Professor Dr. Stefan Rath.