Achtsamer Umgang mit dem Blut der Patienten

21.02.2018

Neue Studien legen nahe, dass Bluttransfusionen erhebliche Auswirkungen auf die Genesung operierter Patienten haben können. Eine große Untersuchung in Australien (605.000 Patienten über 6 Jahre) belegt etwa eine Senkung der Infektionen und der Herzinfarkt- und Schlaganfallrate nach einer Operation, wenn durch ein Bündel anderer Maßnahmen auf die Gabe von Blut verzichtet werden kann. Deswegen ist das DONAUISAR Klinikum einem neuen Projekt zum Blutmanagement beigetreten - als erstes Krankenhaus in Niederbayern. „Hier holen wir uns neue Anregungen für den noch sparsameren Umgang mit Blutkonserven“, stellt Chefarzt Dr. Josef Huber fest. Als Verantwortlicher für die Transfusionen hat er zusammen mit den Chirurgen und Anästhesisten die Menge an Transfusionen schon erheblich gesenkt: 1989 verbrauchte das Krankenhaus noch 6.000 Blutkonserven pro Jahr, 2016 waren es – trotz gestiegener Patientenzahlen – nur noch 3.800. 

Um das neue Projekt zum Blutmanagement vorzustellen, ist Projektleiter Prof. Dr. med. Patrick Meybohm von der Uniklinik in Frankfurt nach Deggendorf gekommen. Er betonte auch die Bedeutung der Vorsorge: „Rund ein Drittel der Patienten hätten eine Anämie. Hier könne man mit einer hoch dosierten Eiseninfusion vor einem Eingriff noch viel Gutes tun, sprich die Blutbildung anregen“, sagte er bei einem Pressegespräch. Sein Ziel sei es, allen Beteiligten die Bedeutung des Blutsparens deutlich zu machen: „Wir achten auf jeden Tropfen Blut.“ 

Vorbild seien hier die Kinderärzte, wie Ressortleiter und Chefarzt Dr. Michael Mandl von der Kinderklinik wohlwollend zur Kenntnis nahm: „Bei den Frühgeburten sind Sie gezwungen, sehr achtsam mit Blutproben umzugehen, weil ein Kind mit einem Gewicht von 500 Gramm nur wenig Blut hat“. Wie bei den Frühgeborenen solle man daher auch bei den Intensivpatienten durch Verwendung neu entwickelter kleinerer Blutröhrchen Patientenblut sparen, betonte Prof. Dr. Meybohm. Neben den gesundheitlichen Gründen für das Blutsparen sei auch damit zu rechnen, dass in einer älter werdenden Gesellschaft die Anzahl der Blutspender zurückgeht und gleichzeitig die Anzahl der Empfänger steige. Blut werde aber für Unfallverletzte und Patienten mit Krebserkrankungen auch weiterhin oft dringend und zum Teil in großer Menge benötigt. 

Chefarzt Dr. Axel Menzebach, unter anderem Leiter der Anästhesie und der operativen Intensivmedizin, hob die Faktoren hervor, die am DONAUISAR Klinikum bereits zu einer Einsparung beim Verbrauch von Blutkonserven geführt haben: „Das wichtigste sind die hervorragenden Operateure, die sehr blutarm operieren. Dazu kommen Geräte, die Blut während der Operation aufbereiten und wieder zurückführen sowie die Optimierung der Gerinnung.“ 

Die Bedeutung des Blutmanagements hat auch die Weltgesundheitsorganisation und die Europäische Union erkannt. Deswegen ermuntern sie ihre Mitgliedsstaaten entsprechende Programme aufzulegen, um den Gedanken bei Fachpersonal und der ganzen Bevölkerung bekannter zu machen.

Referenten
Kümmern sich gemeinsam ums Blutsparen: Chefarzt Dr. Michael Mandl (v.l.), Chefarzt Dr. Josef Huber, Prof. Dr. med. Patrick Meybohm und Chefarzt Dr. Axel Menzebach, M.A.