Wechseljahre: Umstellungen bei Mann und Frau

09.12.2017

Wir danken Gerard Zacher für den folgenden Text: 

"Wechseljahre bei Frauen und Männern - hormonelle Umstellungen", lautete das Thema zu dem in der AOK im Rahmen der Reihe "Gesundheit im Dialog" Chefarzt Dr. med. Leonhard Stark (Urologie am Klinikum) und Oberärztin Dr. med. Martina Prebeck (Zentrum für Frauenheilkunde) vom DONAUISAR Klinikum referierten. An Hand von Schautafeln legten sie u.a.  die Möglichkeiten dar, derartige Symptome einzudämmen.

Wechseljahresbeschwerden kann man nur bedingt vorbeugen. Eine gesunde Lebensweise u.a. mit Entspannung, Bewegung und ausgewogener Ernährung tragen zum Wohlbefinden bei Veranstalter waren die AOK, vertreten durch Christa Katzdobler, der Kneippverein, vertreten durch Vorsitzenden Gerard Zacher, das Klinikum, vertreten durch Jürgen Stern, und die vhs Frauen kommen ab einem gewissen Alter in die Wechseljahre. Doch auch Männer können eine hormonelle Umstellung erleben, was weitaus weniger bekannt ist.

Der Begriff „Wechseljahre bei Frauen“, in Fachkreisen auch „Klimakterium“ genannt, beschreibt keine Krankheit, sondern einen Teil des natürlichen Alterungsprozesses einer jeden Frau. Es handelt sich dabei um eine hormonelle Umstellungsphase, die sich ab einem Alter von 45 Jahren mit dem Ausbleiben der Monatsblutung bemerkbar machen kann und mit etwa 60 Jahren endet. Obwohl Wechseljahre keine „Krankheit“ sind, treten doch häufig unangenehme Symptome auf, die oftmals durch den Arzt behandelt werden müssen. Die gravierenden Veränderungen im Hormonhaushalt wirken individuell unterschiedlich. Zwei Drittel der Frauen leiden jedoch an starken körperlichen und emotionalen Begleiterscheinungen. Die Hormonumstellung erhöht zudem das Risiko für bestimmte Krankheiten. Durch Vorsorgeuntersuchungen und präventive Maßnahmen können Frauen sich schützen. 

Die Ursachen der Wechseljahre einer Frau sind hormonell begründet. Im Laufe des Alters verändern sich die Hormonspiegel. Die Eierstöcke produzieren weniger Sexualhormone, allen voran weniger Östrogene. Aber auch das Hormon Progesteron gehen zurück. Durch den unterschiedlich starken Rückgang der verschiedenen Hormone kann die Symptomatik sehr verschieden sein. Jede Frau reagiert anders auf diese Veränderungen. Schlafstörungen, Zwischenblutungen und häufige Gereiztheit können die ersten Anzeichen der Menopause sein. Oft werden sie jedoch als Überlastung in Beruf oder Privatleben fehlgedeutet. Im Verlauf der Wechseljahre treten vermehrt Beschwerden auf, die man als klimakterisches Syndrom zusammenfasst.

Folgende Symptome sind typisch in den Wechseljahren: Blasenschwäche, Depressionen, Harnwegsinfektionen, Herzrasen, Hitzewallungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Lustlosigkeit (Verlust der Libido), Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche, Schwindel, Stimmungsschwankungen und verminderte Leistungsfähigkeit. 

Wenn der weibliche Hormonspiegel abnimmt, steigt auch das Risiko für Osteoporose, da der Stoffwechsel im Knochen von den Hormonen gesteuert wird. Hier ist eine optimale Versorgung besonders wichtig. Zudem steigt durch den Hormonmangel auch das Risiko für andere schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt, Zuckerkrankheit und Demenz. Doch nicht nur körperliche Symptome sind typisch, oftmals prägen auch seelische Veränderungen die zweite Lebenshälfte einer Frau. Östrogene beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch die Gefühlswelt. Die Lust am Sex kann sich mindern. Eine Hormonersatztherapie gibt dem Körper die Hormone zurück, die er selbst nicht mehr produziert. Sie muss aber stets individuell auf die Bedürfnisse der Patientin abgestimmt sein. Dabei wird immer nach dem Prinzip verfahren: So wenig Hormone wie möglich, so viel wie nötig. Ob Hormone im Einzelfall die passende Therapie für Wechseljahrbeschwerden darstellen, und falls ja in welcher Form, sollte jede Frau am besten individuell mit ihrem Arzt besprechen. Auch mögliche Risiken und Nebenwirkungen sollten dabei zur Sprache kommen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Monotherapie, bei der nur Östrogene eingesetzt werden, und einer Kombinationstherapie, bei der eine Kombination aus Östrogen und Gestagen verwendet wird. 

Gibt es Wechseljahre beim Mann in ähnlicher Form wie bei der Frau? Tatsächlich lässt sich bei manchen Männern im Alter über 50 Jahre eine hormonelle Umstellung beobachten, die ähnliche Symptome verursachen soll wie die weiblichen Wechseljahre Man(n) kann zum Beispiel eine Verminderung der Sexualfunktion, Abnahme der Muskelmasse, Zunahme des Bauchfetts, vermehrten Haarausfall und eine depressive Gemütslage entwickeln. Auch, körperliche Inaktivität und Umweltgifte wie bspw. Nikotin tragen zur Hormonumstellung bei. Diese hormonellen Veränderungen unterliegen allerdings individuellen Unterschieden. Bei manchen Männern zeigt sich etwa ein recht deutlicher Testosteron-Abfall, bei anderen dagegen kaum. Viele Männer sind auch im höheren Alter noch fortpflanzungsfähig und sexuell aktiv. Einer altersbedingten Abnahme der Produktion der Sexualhormone, denen die Andropause zugrunde liegt, kann man nicht vorbeugen. Das ist auch gar nicht nötig, da es sich um einen völlig natürlichen und harmlosen Prozess handelt. 

Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung hält den Körper auch im Alter fit. Die typischen Wechseljahresbeschwerden können so etwas reduziert werden. Freilich bei krankhaften Beschwerden gibt es Therapien, die aufgezeigt wurden. Das Defizit an männlichen Sexualhormonen wird gegebenenfalls mit Hormonpräparaten ausgeglichen. Eine solche Hormonersatztherapie sollte aber nur dann durchgeführt werden, wenn nachweislich ein deutlicher Hormonmangel besteht und dieser für die Beschwerden verantwortlich gemacht werden kann. 

Bei Bedarf kann der Arzt auch potenzsteigernde Mittel verordnen. Keinesfalls sollten Männer diese auf eigene Faust besorgen und ohne ärztliche Aufsicht anwenden, weil die Präparate ernste Nebenwirkungen, insbesondere auf Herz und Kreislauf, haben können. Bei den Wechseljahren des Mannes kommen häufig Symptome wie bspw. Nachlassen der Konzentrations- und Belastungsfähigkeit am Arbeitsplatz auf. Weitere Symptome sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie Lustlosigkeit, abnehmende Sexualität und sexuelle Probleme. Körperliche Aktivitäten wie Sport werden dann meist vermieden, obwohl sie gerade in dieser Zeit wichtig wären, um den Hormonhaushalt im Körper wieder anzukurbeln.

Im Interesse der Gesundheit sollte man sich daher bei Auftreten dieser Symptome untersuchen lassen. Anhand eines Testosteron-Tests kann man für sich feststellen, ob die Symptome anzeigen, dass man möglicherweise unter einem entsprechenden Hormonmangel leidet. Wichtig ist zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können wie bspw. Erkrankungen der Leber, Niere oder des Herz-Kreislaufsystems. Auch bösartige Tumore können solche Veränderungen hervorrufen. Da sollte der Arzt aufgesucht und diese Themen besprochen werden, sodass dieser andere Erkrankungen ausschließen kann und evtl. die weiterführende Therapie bzw. Behandlung festlegt wird. 

Etwa ab dem 40. Lebensjahr nimmt das im Blut zirkulierende freie Testosteron jährlich um 1,2 % ab. Bei hoher interindividueller Streuung bedingt die durchschnittliche Verminderung des Blutspiegels von Testosteron, dass ab dem 50. Lebensjahr bei etwa 20 bis 30 % der Männer ein Androgenmangel auftritt. Wer für eine Testosteronersatztherapie in Frage kommt, profitiert von verschiedenen, sehr positiven Folgeerscheinungen. Aber: Die Gabe von Testosteron kann Nebenwirkungen mit sich bringen, insbesondere, wenn eine falsche Dosierung vorliegt. Es ist daher wichtig, sich vor einer Testosteronersatztherapie gründlich von einem Facharzt untersuchen zu lassen. 


Referenten und Organisatoren
Über die Wechseljahre bei Mann und Frau diskutierten von li. Kneippvorsitzender Gerard Zacher, Oberärztin Dr. Martina Prebeck, Chefarzt D. Leonhard Stark und AOK- Diplom-Ökothrophologin Christa Katzdobler.