Mit Radium 223 gegen Knochenmetastasen

12.10.2017

Neue Therapie bei Prostatakrebs: mit Radium 223 gegen Knochenmetastasen
Chefarzt Dr. Leonhard Stark referierte bei Ärztefortbildung

Bei einer Fortbildung für Ärzte hat Chefarzt Dr. Leonhard Stark von der Klinik für Urologie und Kinderurologie ein neues Therapieverfahren bei Prostatakrebs vorgestellt. Das sogenannte Radium 223 werde eingesetzt, um Knochenmetastasen zu bekämpfen. Dabei handelt es sich um ein schwach radioaktives Medikament.

Beim  metastasierten Prostatakrebs ist das Auftreten von Knochenmetastasen mit einer kürzeren Überlebenszeit verbunden. Zudem stellen die Knochenmetastasen durch die häufig damit verbundenen Schmerzen und Komplikationen ein besonderes Problem dar. Mit Radium 223 steht eine Substanz zur Verfügung, die spezifisch auf die Behandlung der Knochenmetastasen zielt. Dr. Stark erläuterte, dass das Radium 223 an Stellen im Knochen mit erhöhtem Umbau eingebaut werde, ähnlich dem Mineralstoff Kalzium. Dabei habe das Radium 223 eine extrem kurze Reichweite von nur wenigen Zelllagen. „Das Teilchen gibt also seine Energie unmittelbar an der Metastase ab, ohne das umliegende Knochenmark wesentlich zu schädigen.“, so Dr. Stark. Dies unterscheide Radium 223 von den früher gebräuchlichen Substanzen Samarium und Strontium. Auch diese seien radioaktiv, haben jedoch eine größere Reichweite mit stärkerer Schädigung des umgebenden Knochenmarks. Zudem konnte beim Einsatz von Radium 223 eine deutliche Lebensverlängerung bei Patienten mit Knochenmetastasen nachgewiesen werden. Auch die Zeit bis zum Einsatz starker Schmerzmedikamente werde durch den Einsatz von Radium 223 verzögert.

Trotz der Vorteile sei Radium 223 keine harmlose Substanz. Die Anwendung bei dem Patienten werde vorher in einer interdisziplinären Tumor-Konferenz diskutiert. Ein wesentliches Kriterium für den Einsatz des Medikamentes sei, dass der Patient keine viszeralen Metastasen, also z.B. in der Leber aufweise und noch über eine ausreichende Knochenmarksreserve verfüge. Sei bereits das gesamte Knochenmark von Tumorzellen durchsetzt, wäre die Anwendung von Radium 223 mit einem hohem Risiko verbunden.

Die Therapie mit Radium 223 werde am DONAUISAR Klinikum Deggendorf durch die Nuklearmedizin durchgeführt. In einem vierwöchigen Abstand erhält der Patient insgesamt sechs Infusionen. Durch die kurze Halbwertszeit und die extrem kurze Reichweite des Radiums 223 sei keine Isolierung des Patienten erforderlich, für die Umwelt bestehe kein Risiko einer Strahlenbelastung.

In der Zukunft werden, so Dr. Stark, weitere nuklearmedizinische Substanzen eine große Rolle spielen. Mit dem sogenannten PSMA – dem prostata-spezifischen Membran-Antigen – gelinge es, radioaktive Substanzen direkt an die Prostatatumorzelle zu binden. Durch den Zerfall des Radionuklides kommt es dabei zur Zerstörung der Tumorzelle. Bei einzelnen Patienten konnten dabei bereits in aussichtslosen Fällen überraschende Erfolge erzielt werden. Bis diese Substanzen jedoch Eingang in die klinische Routine erlangen, werde noch etwas Zeit vergehen.

Zum Schluss wies Chefarzt Dr. Leonhard Stark darauf hin, dass es für den Therapieerfolg des Patienten entscheidend sei, dass die Spezialisten der verschiedenen Disziplinen wie Urologie, Nuklearmedizin, Onkologie und Strahlentherapie bei der Therapie des metastasierten Prostatakrebs gut zusammenarbeiten.

Foto: Chefarzt Dr. Leonhard Stark referierte über eine neue Methode bei der Behandlung von Prostatakrebs