1. Geriatrische Tagesklinik in Niederbayern

20.09.2017

Neben der Grund- und Regelversorgung im Bereich der Inneren Medizin und der Chirurgie wurden mit dem neuen Medizinkonzept am DONAUISAR Klinikum Landau auch spezialisierte Angebote etabliert. Eines davon ist die Akutgeriatrie, also die Altersmedizin, welche sich um die Bedürfnisse betagter Menschen annimmt. Diese Einrichtung wird durch eine geriatrische Tagesklinik ergänzt. Chefarzt Dr. Peter Kolbinger leistet Pionierarbeit in Niederbayern. Denn bislang gibt es in ganz Bayern nur fünf derartige Einrichtungen, die allesamt in den großen Städten zu finden sind. Die Tagesklinik am DONAUISAR Klinikum Landau wird die erste in einer ländlichen Region und die erste in Niederbayern sein.

Zum Start der Tagesklinik hat Chefarzt Dr. Peter Kolbinger nun einige Fragen zur neuen Einrichtung beantwortet.

Was ist eine Tagesklinik?
Eine geriatrische Tagesklinik ist eine Einrichtung, die speziell für die medizinische Behandlung von älteren, gebrechlichen Patienten ausgelegt ist. Es ist eine so genannte teilstationäre Krankenhausbehandlung, das heißt der Patient ist tagsüber in der Klinik, den Abend und die Wochenenden verbringt er zu Hause im vertrauten Umfeld. Dies hat den Vorteil, dass er im eigenen Bett schlafen kann, seine sozialen Kontakte weiter pflegen kann und das in der Klinik Erlernte gleich im häuslichen Umfeld erproben kann. So kann die Therapie optimal an die häuslichen Bedürfnisse angepasst werden. Tagsüber in der Klinik stehen dabei alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten des Akutkrankenhauses zur Verfügung. Die Tagesklinik ist damit eine Zwischenform zwischen ambulanter und vollstationärer Behandlung.

Welche Patienten kommen für einen Aufenthalt in der Tagesklinik in Frage?
Zum einen ist es ein Angebot speziell für geriatrische Patienten, also ältere und gebrechliche Menschen, die mindestens 60 Jahre alt sind und aufgrund ihrer Begleiterkrankungen einer differenzierten und ganzheitlichen Behandlung bedürfen. Zum anderen muss eine behandlungspflichtige Erkrankung vorliegen, die nicht mehr oder noch nicht stationär behandelt werden muss und die häusliche Versorgung des Patienten nachts und am Wochenende muss sichergestellt sein.
Unser Augenmerk liegt auf der selbstständigen und unabhängigen Lebensführung, die bei älteren Patienten durch eine akute Erkrankung oder das Fortschreiten eines chronischen Gebrechens gefährdet ist. Sinnvoll ist der Aufenthalt in der geriatrischen Tagesklinik beispielsweise bei chronischen Verschlechterungen des Allgemeinzustands mit drohendem Verlust der häuslichen Selbstbestimmung, bei Gangstörungen und Einschränkungen des Bewegungsapparats oder bei chronischen Schmerzsyndromen. Aber auch, wenn eine komplexe medizinische Diagnostik erforderlich ist, die ambulant nicht suffizient durchführbar ist oder zur Therapieoptimierung und Sicherung des Therapieerfolgs bei vollstationär anbehandelten Erkrankungen. Auch zur Abklärung und Therapie von Demenzerkrankungen oder leichten bis mittelschweren Depressionen kann ein Aufenthalt in der Tagesklinik sinnvoll sein, da diese Patienten besonders davon profitieren nicht ganz aus ihrem vertrauten häuslichen Umfeld herausgerissen zu werden.
Für jeden älteren Patienten eignet sich die Tagesklinik allerdings auch nicht, z.B. wenn eine medizinische Behandlung oder Überwachung auch nachts und am Wochenende erforderlich ist, der Patient bettlägerig ist, schwer pflegebedürftig oder die täglichen Fahrten zu weit oder zu beschwerlich. Wir gehen hier von einer Entfernung von maximal 40 km aus, damit die Fahrt in der Regel nicht länger als 45 Minuten dauert.

Was bietet diese Einrichtung für die Patienten?
Wir gehen den Ursachen, die zur Verschlechterung des Allgemeinzustands geführt haben, auf den Grund, wobei uns das gesamte Spektrum der Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten des Klinikums zur Verfügung stehen. In einem ausführlichen geriatrischen Assessment eruieren wir, in welchen Bereichen und in welchem Ausmaß der Patient in seiner Funktionalität beeinträchtigt ist. Dies immer vor dem Hintergrund seines häuslichen Umfelds und seiner aktuellen Lebenssituation. Anhand der erhobenen Stärken und Schwächen stellen wir dann sein individuelles Therapieprogramm zusammen. Hierzu arbeiten wir im multiprofessionellen Team (siehe Bild) Hand in Hand zusammen: Der Arzt, der die Behandlung koordiniert, die medizinische Diagnostik und Therapie organisiert und den Kontakt zu den Hausärzten hält. Unser speziell geschultes Pflegepersonal, das als erster Ansprechpartner zur Verfügung steht und mit aktivierender Pflege die Selbstständigkeit fördert, Blutdruck und Blutzucker kontrolliert, Medikamente verabreicht und die Angehörigen in pflegerischen Dingen berät. Eigens dafür geschulte Assessment-Schwestern erfassen durch verschiedene Testverfahren systematisch und objektiv die eventuell vorliegenden Einschränkungen und bilden damit die Grundlage für unsere individuell angepasste Behandlungsplanung. Physiotherapeuten und Ergotherapeuten verbessern durch Übungsbehandlungen in Einzel- und Gruppenbehandlung die Gehfähigkeit und Gangsicherheit, steigern die körperliche Ausdauer und Belastbarkeit, trainieren die Aktivitäten des täglichen Lebens und sind zentrales Element in der Behandlung chronischer Schmerzzustände des Bewegungsapparats. Hilfen zur Krankheitsverarbeitung, Psychotherapie, Hirnleistungstraining aber auch Entspannungsübungen trägt der Psychologe bei. Der Sozialdienst vermittelt Hilfen für den häuslichen Bereich, berät Patienten und Angehörige, unterstützt die Erstellung von Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten. Die Logopädin behandelt Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen, die Diätassistentin unterstützt bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, unser Wundversorgungsteam unterstützt bei chronischen Wunden. Als unspezifischer Heilfaktor ist bei all den Therapien auch der soziale Aspekt zu sehen. Gerade ältere Menschen leiden oft unter Vereinsamung und reagieren auf ihre Krankheiten und Gebrechen mit sozialem Rückzug. Hier trägt die Gemeinschaft mit den Mitpatienten in der Gruppe dazu bei, dass sie sich wieder öffnen und auf Mitmenschen wieder zugehen und aktiver werden.

Wo befindet sich die Tagesklinik?
Die Räume der Geriatrischen Tagesklinik mit acht Therapieplätzen befinden sich im DONAUISAR Klinikum Landau im zweiten Obergeschoß, integriert in die dortige Pflegestation. Ohne weite Wege sind hier die Behandlungsräume und Ruheräume zu erreichen, und auch der größte Teil der medizinischen Untersuchungen kann hier vor Ort erfolgen.

Wie sieht der Alltag der Patienten in der Tagesklinik aus?
Ihr Frühstück nehmen sie wie gewohnt zu Hause ein und werden dann gegen 8 Uhr von einem Fahrdienst abgeholt. In der Tagesklinik erhalten sie einen Tagesplan, in dem die Einzel- und Gruppentherapien, Pflegemaßnahmen, die Arztvisite und die geplanten Untersuchungen eingetragen sind. Täglich finden dabei mehrere Therapieeinheiten statt, die sich an den Aktivitäten des täglichen Lebens orientieren. Zwischen den Anwendungen sind auch Ruhephasen eingeplant, in denen die Patienten sich in unseren Ruheräumen oder auch in unserem schönen Garten entspannen können. Für ein Mittagessen ist gesorgt. Ab 15:30 Uhr bringt der Fahrdienst sie dann wieder nach Hause. Die Wochenenden und Feiertage verbringen die Patienten in ihrem vertrauten Umfeld zu Hause. Insgesamt dauert die Behandlung bei uns in der Regel etwa drei Wochen.

Wie kommt der Patient zu Ihnen in die Tagesklinik?
Eine Aufnahme in die Tagesklinik ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Nachdem wir anhand eines Fragebogens mit dem Hausarzt geklärt haben, ob der Patient für die Tagesklinik geeignet ist, erhält er von diesem einen Einweisungsschein. Oder er kommt aus einer stationären Krankenhausbehandlung zu uns. Auch hier werden wir vor der Übernahme im Gespräch mit dem zuweisenden Klinikarzt prüfen, ob die Tagesklinik die geeignete Versorgungsform für den Patienten ist. Um alles weitere kümmern wir uns, teilen ihm mit, an welchem Tag er in der Tagesklinik aufgenommen wird und um welche Uhrzeit er von zu Hause abgeholt wird. Die Kosten für den Aufenthalt und die Fahrten werden übrigens bis auf wenige Ausnahmen von den Krankenkassen übernommen.

Chefarzt Kolbinger mit Team
Chefarzt Dr. Peter Kolbinger (2.v.r.) mit seinem Team.