18. Hygienetag mit 260 Teilnehmern ein voller Erfolg

24.05.2016


Hygiene und Reinigung immer mehr im Brennpunkt

18. Hygienetag mit 260 Teilnehmern ein voller Erfolg 

Der Deggendorfer Hygienetag wird immer mehr zum Magneten fürs Fachpublikum: Der ärztliche Direktor und Hygieneverantwortliche Arzt des DONAUISAR Klinikums Deggendorf-Dingolfing-Landau, Dr. Josef Huber, konnte über 260 Teilnehmer begrüßen. Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen fand die Tagung wieder in der Deggendorfer Stadthalle statt. Die Teilnehmer kamen aus Kliniken, Praxen, Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsämtern aus allen umliegenden Landkreisen – und sogar aus München und Erlangen. Die Hygienefachkräfte des Klinikums haben die Tagung organisiert und moderiert. Bei der Themenauswahl haben sie sich vor allem an den Wünsche der Teilnehmer des letzten Jahres orientiert und damit praxisrelevante Informationen in den Mittelpunkt gestellt. 

Prof. Dr. Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart, erklärte in seinem Vortrag, welche Maßnahmen auf Intensivstationen sinnvoll und erforderlich sind um den Patienten vor Infektionen zu schützen. In einer Übersicht wurden die häufigsten Infektionsarten auf Intensivstationen dargestellt, wobei die Beatmungspneumonie (Lungenentzündung) mit 41,8% den höchsten Anteil an den nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen habe. Die wichtigste Einzelmaßnahme zur Vermeidung von Infektionen stelle die Händedesinfektion dar. Disziplin und Kenntnis über die Notwendigkeit der Maßnahme seien die Voraussetzungen und müssten regelmäßig geschult werden. Prof. Trautmann, selber Mitglied der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch Institutes, informiert die Teilnehmer, dass bis zum Herbst mit einer neuen Empfehlung zur Händehygiene zu rechnen sei. Damit würden Monitoring und Audit zur Händehygiene verpflichtend. 

Der fachliche Leiter des Institut Schwarzkopf, Privatdozent Dr. Andreas Schwarzkopf ist einer der führenden Referenten für Krankenhaushygiene Deutschlands. Er stand für zwei wichtige Vorträge zur Verfügung. Im Vortrag zur Reinigung im Krankenhaus wurden die Rechtsgrundlagen bezüglich Reinigung und Flächendesinfektion erläutert. Reinigung und Desinfektion stellten hohe Anforderungen an das Personal: Korrekter Einsatz der Reinigungsgeräte/Utensilien, Kenntnis von Desinfektionsplänen, richtige Lagerung und ständige Schulungen seien hierzu unbedingt notwendig. Im Hinblick auf die enorme Wichtigkeit der Reinigung fänden in allen Kliniken 2016 und 2017 Begehungen durch die jeweils zuständigen Gesundheitsämter statt.

Im zweiten Vortrag referierte Dr. Schwarzkopf über Maßnahmen bei Grenzwertüberschreitungen im Trinkwassersystem. Biofilme bildeten sich, wenn ein rauer Untergrund ein Anhaften von Keimen ermögliche. Ideale Bedingungen herrschten in überdimensionierten oder selten genutzten Trinkwassersystemen. Im Biofilm könnten verschiedene Gattungen von Erregern zusammenleben, die „Stars des Mikrokosmos“ seien Pseudomonas aeruginosa (verursacht Atemwegsinfektionen, Wundinfektionen, Lungenentzündungen) und Legionellen (leichte bis schwere Atemwegserkrankungen). Durch regelmäßige Wasserproben werde eine Beurteilung der Qualität durchgeführt und das Risiko bewertet. 

Nach der Mittagspause referierte der Leitende Hygienefacharzt Herr Dr. med. Georg Christian Zinn (BIOSCENTIA Ingelheim) zum Thema „Multiresistente Erreger in der Neonatologie“. Multiresistente Erreger seien gegen bestimmte Antibiotikagruppen resistent, d. h. diese Medikamente haben keine Wirkung. Dies sei besonders verhängnisvoll, da bei Frühgeborenen das eigene Immunsystem noch nicht aufgebaut ist und Erreger vom eigenen Körper nicht abgewehrt werden könnten. Wichtig sei besonders die frühzeitige Wahrnehmung von Erregern, weswegen wöchentliche Abstrichuntersuchungen bei den kleinen Patienten durchgeführt würden. Kontrollierter Antibiotikaeinsatz und strikte Einhaltung der Hygienemaßnahmen seien zudem unerlässlich. 

Dr. Matthias Hallhuber informierte über Dekontaminationsmaßnahmen bei Wunden. Die Haut sei das größte Organ des Menschen und habe viele Aufgaben: Schutz vor mechanischen, chemischen und thermischen Einflüssen, Schutz vor dem Eindringen von Erregern, Regulierung der Körpertemperatur, Wahrnehmung von Schmerz, Hitze und Kälte sowie Regulation des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Bei besonders schweren Schädigungen der Haut durch akute oder chronische Wunden gebe es neue Wundversorgungsmöglichkeiten, welche die Wunde und den Patienten schonten. Bei Besiedelung der Wunden mit multiresistenten Erregern könne eine Dekolonisierung durchgeführt werden, d. h. die Erreger würden entfernt, bevor es zu einer Infektion komme. 

Dank des großen Raumangebotes der Stadthalle konnten 17 verschiedene Aussteller über aktuelle Produkte informieren: Hände- und Flächendesinfektionsmittel, Wasserfilter, Abwurfbehälter und viele weitere Hygieneartikel wurden den Besuchern vorgestellt und Fragen beantwortet. 

Weitere Unterlagen zu den Vorträgen finden Sie hier

Referenten und Organisatoren

Referenten und Organisatoren mit dem Fokus auf Hygiene: Dr. Matthias Hallhuber (v.l.), Mikrobiologe Dr. Ziyad Hussein, Bereichsleitung Stabsstelle Hygiene Rita Reimprecht, Hygienefachkraft Sascha-Aenne Hernold, stv. Bereichsleitung Stabsstelle Hygiene Petra Staudinger, Hygieneverantwortlicher Arzt Chefarzt Dr. Josef Huber, Hygienefachkraft i. W. Zitzelsberger Milada, Dr. Andreas Schwarzkopf, Hygienefachkraft i. W. Josef Haslböck und Prof. Matthias Trautmann.