Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung im Alter

29.04.2016

Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung des Herzens im Alter. In mehr als 50 Prozent der Fälle verläuft diese jedoch ohne erkennbare Symptome und wird vom Patienten nicht bemerkt. Dies erhöht das Risiko zusätzlich. Damit die Gefahr rascher erkannt werden kann, hat das DONAUISAR Klinikum eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte organisiert. Als Teilnehmer konnten sowohl niedergelassene Ärzte aus der Region als auch aus Kliniken begrüßt werden. Als Referenten waren neben dem Kardiologen Dr. Norbert Schön aus Mühldorf am Inn auch der Chefarzt der Akutgeriatrie, Dr. Peter Kolbinger, Kardiologe Dr. Jens Büchner sowie der Neurologe Peter Rieger vom DONAUISAR Klinikum geladen.

Für die Therapieempfehlung beim Vorhofflimmern gäbe es gut fundierte Leitlinien, die beim geriatrischen Patienten aber nur beschränkt anwendbar seien: Einerseits habe er das höchste Schlaganfallrisiko, andererseits erhöhe seine Multimorbidität, also die Neigung zu Mehrfacherkrankungen, die Risiken und Nebenwirkungen der eingesetzten Therapie. Hier sei immer eine individuelle Abwägung erforderlich, die Begleiterkrankungen, Neben- und Wechselwirkungen gleichermaßen berücksichtigen würde. Um diese komplexen Überlegungen beim geriatrischen Patienten anschaulich und nachvollziehbar darzustellen, wurden anhand eines Fallbeispiels aus der Praxis die Entscheidungsvorgänge aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Kardiologie, der Neurologie und der Geriatrie betrachtet.
Die Therapie bei einem geriatrischen Menschen müsse dabei fast immer ein Kompromiss sein, lautete das Fazit. So hätten ältere Patienten sowohl ein höheres Thromboembolie-Risiko, als auch ein erhöhtes Blutungsrisiko, so dass man bei einer Behandlungsentscheidung letztlich sämtliche Begleiterkrankungen des Patienten, sein Lebensumfeld, aber auch seine individuellen Wünsche berücksichtigen müsse. Für den vorgestellten praktischen Fall eines Hochrisikopatienten mit mehreren Begleiterkrankungen wäre vor dem Hintergrund aller existierenden medizinischen Leitlinien eine Reihe unterschiedlicher Medikamente notwendig. Diese können sich jedoch zum Teil gegenseitig stark beeinflussen. Die Therapie der einen Erkrankung würde damit die Therapie einer anderen unmöglich machen.

Gerade beim geriatrischen Patienten stöße man hier als Mediziner oft an seine Grenzen, so Chefarzt Dr. Kolbinger. An dieser Stelle erscheine es sinnvoll abzuwägen, was individuell für den Patienten gut sei. Hier müsse eine Priorisierung im Therapiekonzept stattfinden. Flexible Handlungsempfehlungen, die eine individuelle Patientenanpassung erlauben unter Berücksichtigung des Patientenwunsches, erscheinen hier sinnvoller als die Verfolgung starrer Leitlinien. Ziel sei es, die individuelle Lebensqualität wieder herzustellen und den Patienten wieder soweit zu mobilisieren, damit er in seinem bisherigen Lebensumfeld wieder zurechtkommt. 

Im Anschluss an die Fortbildungsveranstaltung bot sich Gelegenheit zur Diskussion und zum kollegialen Erfahrungsaustausch bei einem kleinen Imbiss.



Bild (v.l): Neurologe Peter Rieger, Chefarzt der Akutgeriatrie Dr. Peter Kolbinger, Kardiologe Dr. Jens Büchner, Kardiologe Dr. Norbert Schön