Selbstständigkeit erhalten – Pflegebedürftigkeit vermeiden

05.02.2016

DONAUISAR Klinikum Deggendorf errichtet Alterstraumazentrum

Das Ziel des Zentrums für Alterstraumatologie ist es, die Arbeit der Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Orthopädie und der Klinik für Akutgeriatrie und geriatrische Frührehabilitation eng aufeinander abzustimmen. So wird eine optimale Therapie älterer Patienten gewährleistet. Im Zentrum für Alterstraumatologie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf werden alle Patienten von Unfallchirurgen, Internisten, Geriatern, Physio- und Ergotherapeuten sowie speziell ausgebildeten Pflegekräften betreut. Gemeinsam arbeiten sie auf der Station 42 zusammen.
Im Zentrum werden nicht nur die akute Verletzung (z.B. ein Bruch des Oberschenkenkels oder des Beckens durch einen Sturz) behandelt, sondern auch vorhandene Grunderkrankungen wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Osteoporose oder Demenz. Denn sie waren einerseits wahrscheinlich die Ursache für den Sturz und können andererseits den Heilungsprozess deutlich behindern. Durch diese neue Form der Zusammenarbeit werden viele Patienten vor dem Tod oder dem dauerhaften Aufenthalt im Pflegeheim bewahrt. Viele können sich trotz der schweren Verletzung vielleicht mit einer kleinen Unterstützung wieder zu Hause selbst versorgen. Zum Leitungsteam des Zentrums für Alterstraumatologie gehören die Chefärzte Dr. Peter Kolbinger und Prof. Dr. Peter Schandelmaier sowie der Sektionsleiter für die Akutgeriatrie Dr. Ralf Schacherer. Diese Zusammenarbeit ist nun auch durch ein externes Zertifikat ausgezeichnet worden.

Nach dem Sturz schnell wieder auf den Beinen
Um die gemeinsame Behandlung zu festigen, halten die Ärzte der beiden Kliniken einmal wöchentlich eine interdisziplinäre unfallchirurgisch-geriatrische Teamkonferenz ab. Am meisten profitieren die Patienten jedoch von den mehrmals wöchentlichen stattfindenden, gemeinsamen Visiten und der daraus folgenden Versorgung durch das interdisziplinäre Team. Diese Art der Versorgung birgt wesentliche Vorteile für die betagten Patienten. Geriatrische Patienten sind neben dem höheren Lebensalter durch eine geriatrietypische Multimorbidität (Vielfacherkrankung) bzw. alterstypische erhöhte Instabilität gekennzeichnet. Dies bedingt ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Komplikationen und Folgeerkrankungen wie beispielsweise Verwirrtheit, Druckgeschwüre, Muskelabbau und Lungenentzündung, was schließlich zu einer dauerhaften Einschränkung der Mobilität und zum Verlust der Selbständigkeit bis hin zu einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit führen kann. Um diese Probleme zu vermeiden, wird die Fachkompetenz der Altersmedizin benötigt.

Von Seiten der Unfallchirurgie ist es wichtig, Verletzungen schnell und sicher zu behandeln. Da der Organismus älterer Menschen nicht mehr so widerstandsfähig ist wie in jungen Jahren, können orthopädische Standardoperationen Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Das Ziel ist es, dass die Patienten so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Deswegen werden die älteren Menschen in der Regel auch innerhalb von 24 Stunden operiert.

Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung
Von Seiten der Geriater beginnen die rehabilitativen Maßnahmen so früh wie möglich und werden kontinuierlich fortgeführt. Bestehende internistische Erkrankungen, wie zum Beispiel einen Bluthochdruck oder eine Zuckerkrankheit erfahren besondere Aufmerksamkeit. Ziel der Frührehabilitation ist es, die Selbstständigkeit (wie zum Beispiel beim Gehen oder bei der Körperpflege) zu erhalten oder wiederherzustellen. Die Behandlung dauert dabei solange wie sie medizinisch indiziert ist. Dies kann sich über einen Zeitraum von 14 Tagen erstrecken. Das hat den Vorteil, dass durch die frühzeitig einsetzenden rehabilitativen Maßnahmen in vielen Fällen eine Pflegebedürftigkeit verhindert werden kann.

Ärzte mit einem Patienten

Helfen älteren Patienten wieder auf die Beine: Dr. Ralf Schacherer (v.l.), Prof. Dr. Peter Schandelmaier und Dr. Peter Kolbinger. (Foto: Deggendorfer Zeitung/Roland Binder)