Verdacht auf Herzinfarkt? 112 wählen!

24.11.2015

Vortrag mit Oberarzt Dr. Jens Büchner am DONAUISAR Klinikum Landau

Jährlich erleiden fast 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Herz- und Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache, aber kein unvermeidliches Schicksal. Dr. Jens Büchner wies vor 70 Zuhörern im DONAUISAR Klinikum Landau besonders auf die Möglichkeiten zur Vorbeugung und die Bedeutung der schnellen Behandlung bei einem Herzinfarkt hin. Die Vorstellung des Referenten, der am DONAUISAR Klinikum und am MVZ Landau tätig ist, übernahm Marion Zimmermann von der vhs Landau. Als Mitorganisatoren waren auch Vertreter des Fördervereins des Klinikums anwesend.
65.000 Menschen starben 2013 an den Folgen eines Herzinfarktes. Im Vergleich dazu kamen 3.800 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Damit nehmen Herz-Kreislauferkrankungen den größten Anteil an Todesfällen ein, machte Oberarzt Dr. Jens Büchner anschaulich deutlich. Das größte Problem sei, dass oftmals die Vorzeichen einer Herzerkrankung nicht erkannt würden und zu lange gewartet werde. Deshalb sei es äußerst wichtig, bereits erste Anzeichen wie Enge und Brennen in der Brust, gleichzeitig starke Schmerzen, die auch in Arme und den Oberbauch ausstrahlen, fahle Gesichtsfarbe und kalter Schweiß, ernst zu nehmen. Dazu würden in vielen Fällen, insbesondere bei Frauen, noch unspezifische Anzeigen wie etwa Atemnot, Übelkeit und Erbrechen dazukommen. Ratsam sei es gerade hier, auch dann den Notarzt zu rufen, wenn diese unspezifischen Beschwerden in zuvor noch nie erlebtem Ausmaß auftreten würden.
Bei Verdacht den Notarzt rufen
Wichtig sei es bei akuten Herzproblemen nicht zu warten, sondern bei Verdacht direkt die Notrufnummer 112 zu wählen. So gehe keine wertvolle lebensrettende Zeit verloren. Von den 65.000 Patienten, welche jedes Jahr an einem Herzinfarkt sterben, würde es ein großer Teil nicht einmal ins Krankenhaus kommen, stellte der Kardiologe fest.
Bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte sollte Erste Hilfe geleistet werden. Ist der Betroffene bewusstlos, reagiert er nicht auf lautes Zurufen oder andere Reize (z.B. Zwicken) und atmet ungewöhnlich, sollte mit einer Herzdruckmassage begonnen werden. Dazu müsse ca. 100 Mal pro Minute mit dem Handballen zwischen den Brustwarzen auf das Brustbein gedrückt werden. Um wieder Blut durch den Körper zu pumpen, sei es notwendig, dass der Brustkorb dabei rund fünf Zentimeter tief gedrückt werde. „Die Herzmassage muss heftig und intensiv sein und den Brustkorb tief hinunterdrücken. Im Zweifelsfall sollen Laien lieber auf die Beatmung verzichten und sich nur auf die Herzdruckmassage konzentrieren“, riet Dr. Büchner. Sollte der Patient noch ansprechbar sein, könne das Herz bis zum Eintreffen des Notarztes entlastet werden, indem der Patient mit erhöhtem Oberkörper gelagert werde. So versacke ein Teil des Blutes in den Beinen und entlaste damit den Herz- und Lungenkreislauf.
In der Regel wird das Notarztteam einen Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt nach Möglichkeit sofort in das Klinikum bringen und eine Herzkatheteruntersuchung durchführen. Der Herzinfarkt werde durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes verursacht. Bei der Untersuchung werde das verschlossene Gefäß nach Möglichkeit gleich geöffnet, um die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels wiederherzustellen. Oft nähmen die Beschwerden dabei sofort ab. Gelinge es nicht, das Gefäß innerhalb weniger Stunden wieder zu öffnen, sterbe das Muskelgewebe, das von der Unterversorgung betroffen sei, ab. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung bleibe eine koronare Herzkrankheit bestehen, die einer dauerhaften Behandlung bedürfe.
Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und auch familiäre Vorbelastungen würden einen Herzinfarkt begünstigen. Ziel sei es deshalb, mit einer gesunden Lebensweise Herz-Kreislauferkrankungen insgesamt vorzubeugen und auch die Chance auf einen erneuten Infarkt zu reduzieren. Gerade ausreichend Bewegung und Stressvermeidung seien ein guter Weg um Erkrankungen vorzubeugen. Wichtig sei es dabei, die Ausdauer zu trainieren.