Herzinfarkt: Jede Sekunde zählt

17.11.2015

Jährlich erleiden fast 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Herz- und Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache. Viele Vorläufer des Infarktes lassen sich durch Vorbeugung, rechtzeitige Erkennung und Behandlung vermeiden. Jedoch wissen nur wenige, dass eine gesunde Lebensweise maßgeblich dazu beiträgt, Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck und Diabetes zu senken. Ziel der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung ist es deshalb, das Bewusstsein für die Prävention zu wecken. Bei einem Vortrag im Festsaal der Realschule Damenstift haben die Experten Privatdozent Dr. Martin Giesler, Chefarzt am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, und Dr. Peter Vogl, Facharzt für Innere Medizin aus Osterhofen, darüber informiert. Der Abend wurde gemeinsam mit der AOK Deggendorf, Elke und Volker Mehr von der Deutschen Herzstiftung, dem ärztlichen Kreisverband, dem DONAUISAR Klinikum Deggendorf sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern organisiert. Die Veranstaltung wurde von Dr. Günter Müller moderiert.

Erste Anzeichen ernst nehmen

65.000 Menschen starben 2013 an den Folgen eines Herzinfarktes. Im Vergleich dazu kamen 3.800 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Damit nehmen Herz-Kreislauferkrankungen den größten Anteil an Todesfällen ein, machte Chefarzt PD Dr. Giesler anschaulich klar. Das größte Problem sei, dass oftmals die Vorzeichen einer Herzerkrankung nicht erkannt würden und zu lange gewartet werde. Deshalb sei es äußerst wichtig, bereits erste Anzeichen wie Enge und Brennen in der Brust, gleichzeitig starke Schmerzen, die auch in Arme und den Oberbauch ausstrahlen, fahle Gesichtsfarbe und kalter Schweiß, ernst zu nehmen. Dazu würden in vielen Fällen, insbesondere bei Frauen, noch unspezifische Anzeigen wie etwa Atemnot, Übelkeit und Erbrechen dazukommen. Ratsam sei es gerade hier, auch dann den Notarzt zu rufen, wenn diese unspezifischen Beschwerden in zuvor noch nie erlebtem Ausmaß auftreten würden.

Bei Verdacht den Notarzt rufen

Wichtig sei es, da waren sich beide Experten einig, bei akuten Herzproblemen nicht bis zur Sprechstunde des Hausarztes am nächsten Morgen zu warten, sondern bei Verdacht direkt die Notrufnummer 112 zu wählen. So gehe keine wertvolle lebensrettende Zeit verloren. „Selbst wenn der Hausarzt kommt, kann er nichts anderes tun, als die 112 anzurufen. Dies kann zu einem lebensgefährlichen Umweg bei einem akuten Herzinfarkt werden“, so der Chefarzt. Von den 65.000 Patienten, welche jedes Jahr an Herzinfarkt sterben, würden es 50.000 davon nicht einmal bis ins Krankenhaus schaffen, mahnt PD Dr. Giesler an. Die richtige Nummer bei Verdacht auf Herzinfarkt zu wählen, könne leben retten. Der herbeigerufene Rettungsdienst könne dann rasch mit einer Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen. Ist der Betroffene bewusstlos, reagiert er nicht auf lautes Zurufen oder andere Reize (z.B. Zwicken) und atmet ungewöhnlich, soll zirka 100 Mal pro Minute mit dem Handballen zwischen den Brustwarzen auf das Brustbein gedrückt werden. Um wieder Blut durch den Körper zu pumpen, sei es notwendig, dass der Brustkorb dabei rund fünf Zentimeter tief gedrückt werde. „Die Herzmassage muss heftig und intensiv sein und den Brustkorb tief hinunterdrücken. Im Zweifelsfall sollen Laien lieber auf die Beatmung verzichten und sich nur auf die Herzdruckmassage konzentrieren“, verdeutlich PD Dr. Giesler. Bis zum Eintreffen des Notarztes könne das Herz entlastet werden, indem der Patient mit erhöhtem Oberkörper gelagert werde. So versacke ein Teil des Blutes in den Beinen und entlaste damit den Herz- und Lungenkreislauf. In der Regel wird das Notarztteam einen Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt nach Möglichkeit sofort in das Klinikum bringen und eine Herzkatheteruntersuchung durchführen.

Risikofaktoren frühzeitig erkennen

Der Herzinfarkt wird durch den vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes verursacht. Ein Teil des Herzmuskels kann nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Gelinge es den Ärzten nicht, dieses Gefäß innerhalb weniger Stunden wieder zu öffnen, sterbe das Muskelgewebe, welches von der Unterversorgung betroffen sei, ab. Auch wenn die Schäden eines Herzinfarktes behoben werden können, bleibe die koronare Herzkrankheit bestehen, so Dr. Peter Vogl. Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und auch familiäre Vorbelastungen würden einen Herzinfarkt begünstigen. Ziel sei es deshalb, mit einer gesunden Lebensweise Herz-Kreislauferkrankungen insgesamt vorzubeugen und auch die Chance auf einen erneuten Infarkt zu reduzieren. Gerade ausreichend Bewegung und Stressvermeidung seien nach Dr. Vogl das A und O, um Erkrankungen, die eine Gefäßverkalkung fördern, konsequent vorzubeugen bzw. zu behandeln. Der Osterhofener Internist fasst die Quintessenz seines Vortrags abschließend zusammen: „Am besten sei es, sich täglich mindestens dreißig Minuten Bewegung zur verschaffen. Geeignet seien ausgiebige Spaziergänge, Wandern, Walking, Jogging, Skilanglauf, Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik, Gymnastik und Tanzen. Wichtig sei es dabei die Ausdauer zu trainieren.“

Bild (v.l.): Chefarzt PD Dr. Martin Giesler vom DONAUISAR Klinikum, Moderator Dr. Günter Müller, Schulleiter Realschule Damenstift Alfons Bauer, Internist Dr. Peter Vogl, Volker und Elke Mehr von der Deutschen Herzstiftung, AOK-Direktor Jürgen Beck