Neues zur Versorgung von Frühgeburten

04.11.2013

Behandlung von Frühgeborenen weiter verbessern:
Medizinische und ethische Aspekte beleuchtet

Durch optimale Betreuung in der Schwangerschaft einerseits die vorzeitige Geburt von sehr kleinen Frühgeborenen zu vermeiden und andererseits die Behandlung extrem kleiner Frühgeborener immer weiter zu verbessern, das sind die großen Ziele an den sogenannten Perinatalzentren, wo die gemeinsame in einander übergehende Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen im Vordergrund steht. Deswegen sind berufsgruppenübergreifende Fortbildungen wie der 7. Deggendorfer Neonatologie-Tag am DONAUISAR Klinikum Deggendorf von so großer Bedeutung. Unter der wissenschaftlichen Organisation von Dr. Michael Welsch, Oberarzt der Deggendorfer Frühgeborenen-Intensivstation, frischten über 120 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Kenntnisse und Fähigkeiten theoretisch und praktisch auf.
Gerinnungsstörungen können vor und nach der Geburt gefährliche Folgen haben. Wie die Blutgerinnung bei Schwangeren und Kindern im Lot gehalten werden kann, erläuterte Dr. Martin Olivieri von der speziellen Gerinnungsambulanz des Dr. von Haunerschen Kinderspitals in München, mit der die Deggendorfer Kinderklinik in enger Verbindung steht. Professor Dr. Hans Ulrich Bucher, Leiter der bekannten Abteilung für Frühgeborenen-Intensivmedizin am Universitätsspital Zürich, sprach über das brisantes Thema der ethischen Herausforderung bei der Behandlung von extremen Frühgeborenen und schwerkranken Neugeborenen, denn gerade bei diesen Patienten kann die Medizin mittlerweile viel erreichen. Doch oft stellt sich die Frage, was ethisch verantwortbar ist, wenn Heilungs- und Überlebensaussichten stark eingeschränkt sind. Vorgestellt wurde eine in Zürich wie in Deggendorf seit Jahren praktizierte Vorgehensweise, sich über die medizinisch-ethische Entscheidungsfindung im behandelnden Team auszutauschen.
Weitere Vorträge bestritten drei erfahrene Mediziner aus dem DONAUISAR Klinikum Deggendorf selbst. In der Geburtskliniken Deggendorf und Dingolfing, in der Sektionsleiterin Dr. Johanna Nordgauer tätig ist, kommen jährlich etwa 1.700 Kinder zur Welt. Immer wieder behandelt sie daher auch Mütter, bei denen eine Frühgeburt droht. Sie referierte über die Möglichkeiten der Medizin in einem solchen Fall. Als einer der wenigen regionalen Spezialisten für die Neurologie bei Kinder sprach Chefarzt Dr. Michael Mandl über Krampfanfälle im Neugeborenenalter. Oberarzt Dr. Christian Batzlsperger ging auf neue Herangehensweisen ein, um die Beatmung von Frühgeborenen zu vermeiden.

Der richtige Druck ist bei er Herzmassage wichtig.
Die Vorträge bildeten nur den einen Teil des Neonatologie-Tages. Bei den angebotenen Seminaren und Workshops stand die Praxis im Mittelpunkt. Das Trainieren von Reanimationsmaßnahmen bei Früh- und Neugeborenen, den Dr. Welsch, Dr. Batzlsperger und Dr. Julia Pistohl durchführten, war dabei ebenso ein Thema wie die Durchführung ethischer Besprechungen im Klinikalltag. Wichtig und interessant war auch der Erfahrungsaustausch im „Still-Treff“ mit Regina Windorfer, die als Still- und Laktationsberaterin am DONAUISAR Klinikum tätig ist. Weitere Workshops beschäftigten sich mit Möglichkeiten zur Wärmetherapie bei Frühgeborenen sowie Fragen zum aktuellen Stand der Säuglingsernährung.
Angesichts dieser großen Tagung dankten sowohl der Ärztliche Direktor Dr. Josef Huber als auch Chefarzt Dr. Mandl vor allem Dr. Welsch und dem ganzen Organisationsteam für das Engagement. Dr. Huber war aus Sicht des Klinikums sehr stolz auf die jährlich stattfindende Fortbildungsveranstaltung, die ein sehr hohes Niveau biete und auch an vielen Universitätskliniken nicht ihres gleichen finde.