10. Deggendorfer Urologietag

31.10.2013

10. Deggendorfer Urologietag:
Erfolgreiches Jubiläum

Erfolgreiches Jubiläum: Zum zehnten Mal veranstaltete die Klinik für Urologie am DONAUISAR Klinikum Deggendorf den Deggendorfer Urologietag. Chefarzt Dr. Leonhard Stark begrüßte dazu viele Ärzte, die zum 10. Deggendorfer Urologietag an der Technischen Hochschule Deggendorf. Die Fortsetzung wird folgen.
In einem sehr interessanten Vortrag stellte Dr. Stark die großen Fortschritte in der Therapie des fortgeschrittenen Prostatatumors dar. Er erläuterte, wie sich der Prostatakrebs gegen die Chemotherapie durchsetzt. Neuere Forschungen haben ergeben, dass in der Tumorzelle letztlich der sogenannte „Androgenrezeptor“ für das Wachstum der Tumorzelle verantwortlich ist. Die Therapien haben deshalb den entsprechenden Rezeptor im Visier. Für die Patienten haben sie wichtige Vorteile: „Es ist erstaunlich, dass Therapien, die zum Teil erst nach der Chemotherapie eingesetzt werden, so gut vertragen werden. Und das bei hoher Wirksamkeit in fortgeschrittenen Tumorstadien.“
Im Vergleich zu Tumorerkrankungen sind bakterielle Infekte nahezu alltäglich. Fesselnd berichtete der Mikrobiologe und Laborarzt Dr. Johann Mattes aus Neuötting über Bakterien, die im Laufe der Jahre gelernt haben, sich gegen zahlreiche Antibiotika durchzusetzen. Während also die Resistenzlage der Keime zunimmt, sind neue Antibiotika derzeit nicht in Sicht. Dr. Mattes empfahl vor dieser Situation den eher sparsamen, gezielten  Einsatz von Antibiotika und betonte die Notwendigkeit der konsequenten Hygiene besonders in Kliniken, um eine Ausbreitung besonders resistenter Keime zu verhindern.Zahlreiche Zuhörer kamen zum 10. Urologietag
„Noch häufiger als bakterielle Infektionen sind Belastungen durch Stress. Und da ist die Behandlung noch komplizierter“, leitete Dr. Stark zum Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Chefarzt der Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen, über. „Wer bin ich und was will ich? Selbsterkenntnis und Motivation als Schutz vor Burnout“ lautete sein Thema. Prof. Schreiber führte in einem lebendigen Vortrag aus,  wie ständiger Druck und mangelnde Selbstverwirklichung zu zunehmender Selbstentfremdung und letztlich zum Burnout führen können. Frühsymptome sind Unruhe, Angst, Nachlassen der Leistungsfähigkeit. Wichtig ist es, an seinem Arbeitsplatz ernst genommen zu werden, hierzu zähle auch eine gerechte Entlohnung und eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz. Hinzu kommt die Möglichkeit der Selbstverwirklichung, der Entfaltungsmöglichkeit. Prüfen müsse man jedoch auch sich selbst, so gibt es die „Opferrolle“, das widerstandslose Akzeptieren vermeintlicher Ungerechtigkeit, als auch den Perfektionismus, ständige und überzogene Erwartungen an sich selbst. Ebenso wichtig sei es, seine eigenen Ressourcen aufzubauen. Dies gelinge am besten in der Pflege freundschaftlicher Beziehungen, dem Ausbau der Hobbys und regelmäßiger sportlicher Betätigung.
Der Rheumatologe Dr. Sebastian Schnarr aus Bad Füssing berichtete über neue Aspekte in der Behandlung der Gicht. Nicht immer ist die Gicht auf den ersten Blick erkennbar, gelegentlich ist die Diagnose erst durch den mikroskopischen Nachweis der Harnsäurekristalle möglich. Eine konsequente Einstellung des Harnsäurewertes bei Vorliegen einer Gicht sei insbesondere auch deshalb erforderlich, da die Gicht mit einer erhöhten Rate an Herzkreislauferkrankungen verbunden ist. Nicht behandlungsbedürftig sei ein erhöhter Harnsäurewert ohne Beschwerden, die sogenannte asymptomatische Hyperurikämie. Vermieden werden sollten purinreiche Nahrungsmittel wie z. B. Innereien sowie übermäßiger Alkoholgenuss. Zu empfehlen seien fettarme Milchprodukte sowie Gemüse. Durch ein neues Medikament kann der Harnsäurespiegel auch bei eingeschränkter Nierenfunktion sehr wirksam gesenkt werden.
Professor Dr. Carsten Böger vom Transplanationszentrum Regensburg gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Transplantationsmedizin. Fortschritte in der Unterdrückung der Transplantatabstoßung führen zu einer langjährigen Funktion der Transplantate. Die Skandale um die Transplantationsmedizin hätten zu einem Rückgang der Spendenbereitschaft geführt. Einige wenige Transplantationsmediziner hätten eigene Patienten auf der Warteliste unberechtigt „nach vorne“ geschoben haben. Niemals habe dies jedoch Einfluss auf die Entnahme der Organe gehabt. Ausführlich legte  Böger die nun extrem strengen gesetzlichen Regelungen dar. Durch mehrere Kontrollen unabhängiger Gremien ist so jedweder Versuch, Warteliste irgendwie zu manipulieren, definitiv ausgeschlossen. Prof. Böger warb für eine Aufklärung der Bevölkerung, die den Blick dafür verloren habe, wie viel Gutes man durch die Bereitschaft zur Organspende tun könne.

Die Referenten im Gruppenbild
Sorgten für ein interessantes Programm am zehnten Deggendorfer Urologietag: Dr. Johann Mattes (v.l.), Dr. Leonhard Stark, Prof. Dr. Wolfgang Schreiber und Professor Dr. Carsten Böger.